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Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Titel: Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Baraldi
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dasitzen.
    Ofelia macht mir ein Zeichen, und wir wechseln auf eine Holzbank im Hintergrund des Raumes. Sie öffnet den Kasten und holt eine sehr alt aussehende, glänzende Violine mit geradezu sinnlichen Kurven heraus.
    »Du spielst Geige?«, frage ich sie.
    Als einzige Antwort beginnt sie, das Instrument zu stimmen, dabei lässt sie den Bogen anmutig über die vier Saiten gleiten.
    »Warum spielst du nicht bei den Dead Stones mit? Die Violine würde sich gut in ihre Songs einfügen.«
    »Ich spiele für mich selbst, um nicht zu vergessen …«
    »Lässt du das endlich? So kann ich mich nicht konzentrieren. Dieses Gewinsel von deinem Instrument hat uns jetzt gerade noch gefehlt!«, fährt sie Vincent an.
    Ofelia wirft ihm einen wütenden Blick zu, und ich beobachte, wie sie über die Treppe nach oben verschwindet. Vincent ist wirklich unerträglich. Ich werfe ihm ebenfalls einen giftigen Blick zu und folge ihr.
    Verwirrt schaue ich mich um. Ich kann sie nirgendwo entdecken. Nach einer Weile ertönt eine sehnsüchtige Melodie aus einem Winkel im Park. Sie führt mich zu Ofelia.
    Mit tränenverschleierten Augen erschafft sie eine Sinfonie aus tiefmelancholischen Klängen. In ihrer Vergangenheit muss etwas Schreckliches passiert sein , flüstert mir eine innere Stimme zu. Etwas, das sie durch den leichten Fluss der Musik zu kanalisieren vermag.
    Umrahmt vom grünen Blätterwerk des Parks, mit dem Bogen, der in ihren Händen herumwirbelt und dem feinen Spitzenstoff, der ihre schmalen Handgelenke schmückt, erscheint Ofelia von einer geradezu erschreckenden Schönheit.
    »Danke für die Einladung … Ich wollte dir nur sagen, dass ich weder dein noch Mikaels Vertrauen je missbrauchen werde.«
    »Ich weiß.« Ofelia wirkt, als wäre sie weit entfernt, aber trotz ihrer äußerlich kühlen Art ist ihre Sanftmut deutlich zu spüren. Wie kann sie nur mit jemandem wie Vincent zusammen sein?
    Auf einmal verstummt die Musik. Sie sieht mich durchdringend an: »Hast du dich je gefragt, warum sich die Menschen so von einem sturmbewegten Meer angezogen fühlen? Oder von Gewittern, die dich bis ins Innerste die Gewalt der Natur spüren lassen?«
    Ich finde keine Antwort darauf.
    »Vincent ist so. Ein stürmischer, wilder Ozean. Das Brüllen der Wellen, der heftige Wind – es raubt dir den Atem, aber gleichzeitig lässt es dich so lebendig fühlen.«
    Zum zweiten Mal bemächtigt sie sich meiner Gedanken. Sie und Mikael sind einander ähnlich, und vielleicht ist Vincent ja das komplette Gegenteil von beiden, aber zugleich auch die passende Ergänzung.

60
    I ch sitze auf dem Lenker des Fahrrads und versuche das Gleichgewicht zu halten, indem ich mich an Mikaels Schultern festklammere.
    »Du bist viel zu hübsch, du lenkst mich von der Straße ab.«
    »Nur hübsch? Nicht wunderschön?«
    »Wenn wir jetzt einen Unfall bauen, ist das allein deine Schuld!«
    »Ach was, Unfall, dafür bist du doch viel zu vorsichtig.«
    Er bremst ganz plötzlich, und wenn er mich nicht festgehalten hätte, wäre ich kopfüber heruntergefallen.
    »Hey, bist du jetzt komplett durchgeknallt?«
    »War ich nicht gerade noch viel zu vorsichtig ?«
    Ruckartig befreie ich mich aus seinem Griff und laufe über die Wiese. Er verfolgt mich, packt mich, und wir rollen über das vom Abendtau feuchte Gras. Er landet auf mir, und für einen Moment spüre ich, wie sein muskulöser Körper sich gegen meinen presst. Er streicht mir über die Haare und führt eine Strähne an den Mund. Ein Kuss.
    Bitte, bleib jetzt so liegen , denke ich. Aber er ist schon aufgestanden und läuft in Richtung Fahrrad.
    »Hast du Lust, in einem Pub im Zentrum mit mir etwas trinken zu gehen?«, fragt er. »Es ist sehr nett dort und … urig.«
    »Es erschreckt mich, wie du dieses urig betont hast! Was muss ich mir denn darunter vorstellen?«
    »Grabsteine, Skelette und Fledermäuse.«
    »Mmh, meine größte Leidenschaft.«
    Ich informiere meine Mutter mit einem Blitzanruf. Ich sage ihr, ich würde bei Genziana bleiben, um mich dort auf den mündlichen Test in Biologie vorzubereiten. Diesmal stellt sie mir keine Fragen. Vielleicht funktioniert Mikaels Einfluss auch auf Distanz?
    »Was für eine freundliche Atmosphäre«, bemerke ich ironisch, als wir die Bar betreten. Es gibt wirklich Grabsteine! Und auch Skelette und Fledermäuse. Das Blue Velvet ist eingerichtet wie die Krypta aus einem Horrorroman.
    Wir suchen uns einen abgelegenen Tisch im Schatten eines Keltenkreuzes. Eine schwarz

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