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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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dem Titel The Crispin Report sei geplant. Schonungsloser Journalismus, Fachgespräche mit Polizisten, wobei der Schwerpunkt auf aktuelle Fälle gelegt wurde. Außerdem konnten die Zuschauer im Studio anrufen. Da hatte Agee beschlossen, Carley einen Vorschlag zu unterbreiten, vielleicht sogar mehr als nur einen. Er war einsam und trauerte ihr weiterhin nach. Und offen gestanden brauchte er Geld. Seine Beraterdienste waren nur noch selten gefragt. Die Verbindung zum FBI hatte er kurz nach Bentons Abschied gekappt, teilweise deshalb, weil dessen damaliges Verschwinden im Zeugenschutzprogramm von einigen als heikel, von anderen sogar als Sabotage eingestuft wurde. Also war Agee in den letzten fünf Jahren umhergezogen. Er war ein Lumpensammler, der, meistens in bar, von Firmen, Einzelpersonen und Organisationen mit einem Hungerlohn abgespeist wurde. Seine Kunden ihrerseits profitierten kräftig davon, dass er ihnen skrupellos dabei half, Kunden, Mandanten, Patienten oder Polizisten zu beeinflussen. Agee war gezwungen gewesen, vor Leuten, die ihm unterlegen waren, einen Bückling zu machen, reiste viel – häufig nach Frankreich – und geriet immer mehr in Vergessenheit, während er in Schulden und Verzweiflung versank. Aber dann traf er sich mit Carley, deren Situation inzwischen nicht minder prekär war. Außerdem waren sie beide nicht mehr die Jüngsten.
    Zugang zu Informationen sei in Carleys Beruf das Allerwichtigste, hatte er zu ihr gemeint. Außerdem werde sie auf das Problem stoßen, dass die Experten, auf die sie, wenn sie Erfolg haben wollte, angewiesen sei, sich weigern würden, vor die Kamera zu treten. Anerkannte Fachleute äußerten sich nicht im Fernsehen, da sie das nicht dürften. Andere, wie Scarpetta, hätten einen Vertrag, der gewisse Themen ausschlösse. Carley hingegen könne offen über alles reden, hatte er hinzugefügt und ihr ein Geheimnis anvertraut. Sie müsse, bewaffnet mit allen Antworten, in die Sendung kommen und keine Fragen stellen, sondern einfach die Geschichte erzählen. Er selbst werde hinter den Kulissen die Daten beschaffen und sie mit Texten versorgen, sodass sie ihre Sensationsmeldungen beweisen könne oder zumindest nicht als Lügnerin dastehen würde.
    Selbstverständlich hätte er nichts dagegen, in ihrer Sendung aufzutreten, wann immer sie es wünsche. Wie er betonte, sei das für ihn völlig neu, denn er habe noch nie vor einer Kamera gestanden oder sei in der Presse abgebildet gewesen und gebe auch nur selten Interviews. Dass das daran lag, weil er noch nie dazu aufgefordert worden war, verschwieg er ihr lieber. Auch sie sprach ihn nicht darauf an, dass sie den Grund kannte. Und so tolerierten sie einander, sodass der berufliche Alltag harmonisch verlief. Aber mehr war nicht daraus geworden, sosehr Agee sich das auch wünschte. Allerdings hatte er sich inzwischen damit abgefunden, dass sich die von Bordeaux inspirierte Nacht in Starrs Villa nicht wiederholen würde.
    Es war kein Zufall – er glaubte nämlich nicht an Zufälle –, dass das Leben sie zusammengeführt hatte. Carley hingegen hielt nichts von Hellseherei oder Poltergeistern und besaß nicht die geringsten übersinnlichen Neigungen. Jegliche Informationen, die sie vielleicht auf diesem Wege hätte empfangen können, gingen in einem Rauschen unter. Dennoch war sie sicher, dass man aus den Starrs nach Hannahs Verschwinden eine Story herausholen konnte, und stürzte sich sofort auf den Fall, der genau das war, worauf sie gewartet hatten. Sie hatten ein Anrecht darauf. Er gehörte ihnen, und zwar wegen einer früheren Verbindung, die nach Agees Auffassung schicksalhaft sein musste. Es handelte sich um eine Gedankenübertragung von Hannah, die er in der Villa kennengelernt und der er von seiner Schwäche für das Übernatürliche erzählt hatte. Außerdem hatte er sie mit verschiedenen Leuten, hier und im Ausland, bekannt gemacht, unter anderem auch mit dem Mann, den sie später heiraten sollte. Also hielt er es für wahrscheinlich, dass Hannah ihm bald nach ihrem Verschwinden telepathische Botschaften zukommen lassen würde. Auch Harvey Fahley würde ihm sicher etwas übermitteln. Keinen Gedanken und kein Bild, sondern eine Nachricht.
    Was sollte er mit ihm anfangen? Nachdem Agee vor über einer Stunde auf Harveys E-Mail geantwortet und seitdem nichts mehr von ihm gehört hatte, wurde ihm immer mulmiger, und seine Gereiztheit wuchs. Er konnte sich den Luxus nicht leisten, noch länger zu warten, wenn Carley die

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