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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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weit gefehlt. Das Ereignis schwebte noch immer über ihm wie ein Damoklesschwert.
    »Ich bin es«, sagte Benton, als Marino beim ersten Läuten abhob. »Wo bist du?«
    »In der Bruchbude, die ich meine Wohnung nenne. Kannst du mir vielleicht erklären, was der Mist gerade sollte? Woher hat Carley Crispin diese Scheiße? Wenn Berger das rauskriegt, dann gnade uns Gott. Sie sitzt noch im Hubschrauber und ahnt nichts. Wer zum Teufel hat Carley informiert? Sie kann das Zeug doch nicht aus dem Hut gezaubert haben. Also hat sich jemand verplappert. Und wie, verdammt noch mal, ist sie an das Foto vom Tatort gekommen? Ich habe versucht, Bonnell zu erreichen, aber es ist immer nur ihre Mailbox dran. Bestimmt telefoniert sie gerade mit dem Polizeichef, weil jeder wissen will, warum ein Serienmörder mit einem Taxi in der Stadt herumkurvt.«
    Marino hatte Scarpetta also im Crispin Report gesehen. Kurz empfand Benton Widerwillen, dann war da nur noch Leere. Er würde nicht zulassen, dass er wieder in diesem schwarzen Loch versank.
    »Keine Ahnung, was los ist. Jedenfalls wurden Carley offenbar Informationen zugespielt. Vielleicht von Harvey Fahley. Oder einem anderen. Bist du sicher, dass Bonnell nicht ...«, begann Benton.
    »Willst du mich verarschen? Traust du ihr zu, dass sie etwas über ihren eigenen Fall bei CNN ausplaudert?«
    »Ich kenne sie nicht. Außerdem war sie besorgt, weil die Bevölkerung nicht gewarnt wurde.«
    »Glaub mir, sie wird ganz sicher keine Luftsprünge machen.« Marino klang, als seien Bonnell und er seit neuestem die besten Freunde.
    »Bist du in der Nähe deines Computers?«
    »Lässt sich machen. Warum? Was sagt Doc Scarpetta dazu?«
    »Keine Ahnung. Sie ist nämlich noch nicht zu Hause«, erwiderte Benton.
    »Nicht zu Hause? Warum bist du nicht bei ihr?«
    »Ich begleite sie nie zu CNN. Sie mag das nicht. Du kennst sie ja.«
    »Sie ist allein zu Fuß gegangen?«
    »Es sind nur sechs Häuserblocks, Marino.«
    »Trotzdem. Sie sollte das nicht tun.«
    »Nun, sie tut es aber. Jedes Mal geht sie allein zu Fuß und besteht sogar darauf – und zwar, seit sie vor einem guten Jahr bei der Sendung angefangen hat. Sie will keinen Fahrdienst und lässt mich nicht mitkommen, vorausgesetzt, wir sind überhaupt beide in der Stadt.« Benton redete wie ein Wasserfall und klang gereizt. Es ärgerte ihn, dass er sich verpflichtet fühlte, sich zu rechtfertigen. Marino vermittelte ihm das Gefühl, ein schlechter Ehemann zu sein.
    »Einer von uns sollte dabei sein, wenn sie live im Fernsehen auftritt«, fuhr Marino fort. »Schließlich kann jeder schon Tage im Voraus aus der Website und den Werbespots erfahren, um welche Zeit sie unterwegs sein wird. Jemand könnte ihr vor oder nach der Sendung vor dem Gebäude auflauern. Du oder ich sollten sie bewachen, wie ich es bei Berger mache. Bei einer Live-Sendung ist es nämlich ziemlich einfach, denjenigen anschließend abzupassen.«
    Genau das bereitete auch Benton Kopfzerbrechen. Dodie Hodges hatte Scarpetta im Studio angerufen, und er wusste nicht, wo sie sich aufhielt. Vielleicht war sie ja in der Stadt und ganz in der Nähe. Außerdem wohnte sie nicht weit von hier. Nur auf der anderen Seite der George Washington Bridge.
    »Ich habe eine Idee. Du hältst Kay einen Vortrag über Vorsichtsmaßnahmen. Vielleicht hört sie auf dich ja eher als auf mich«, schlug Benton vor.
    »Ich könnte sie auch beschatten, ohne dass sie es merkt.«
    »Auf diese Weise würdest du dir ihren Hass zuziehen.«
    Marino erwiderte nichts, obwohl er eine Antwort auf Lager gehabt hätte. Er hätte sagen können, dass Scarpetta gar nicht in der Lage sei, zu hassen, denn sonst hätte sie das schon vor langer Zeit getan. Seit jener Frühlingsnacht in Charleston vor anderthalb Jahren, als er sie betrunken und voller Wut in ihrem eigenen Haus angegriffen hatte.
    »Dodie Hodge«, meinte Benton schließlich. »Die Anruferin, die angeblich in Detroit wohnt. Ich kann dir so viel verraten, dass ich ihren Namen kenne, weil sie uns, also Kay und mir, eine Weihnachtskarte geschickt hat.«
    »Daraus schließe ich, dass es da noch Dinge gibt, die du mir nicht erzählen darfst. Lass mich raten. Ein Fall aus dem Reich der Spinner und Bekloppten. Bellevue, Kirby, McLean. Eine Patientin von dir, die erklärt, sie habe angeblich irgendeinen deiner Artikel über die miserable Aufklärungsquote gelesen. Obwohl es stimmt. In zwanzig Jahren wird vermutlich gar kein Verbrechen mehr aufgeklärt, und wir wohnen alle in

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