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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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seine Vorgaben gehalten. Der will mich auf den Arm nehmen.«
    »Der Tower hat Wichtigeres zu tun, als Karren zu parken.« »Der Kerl will nur seine Macht ausspielen.«
    »Lass es auf sich beruhen. Es ist die Mühe nicht wert.« Bergers feste und volltönende Stimme erinnerte Lucy an teures Tropenholz. Eisenholz aus dem Regenwald, Mahagoni, Teak. Wunderschön, aber unnachgiebig, sodass man sich blaue Flecken holte.
    »Immer wenn er Dienst hat, gibt es Schwierigkeiten. Der Mann hat etwas gegen mich.« Lucy hielt den Hubschrauber weiter gerade und achtete darauf, nicht seitlich abgedrängt zu werden.
    »Das spielt keine Rolle. Kümmere dich einfach nicht darum.« Berger, die Anwältin.
    Lucy fühlte sich zu Unrecht beschuldigt, ohne zu wissen, was sie verbrochen haben sollte. Genau wie bei ihrer Tante, ja, eigentlich bei allen Leuten. Scarpetta mochte noch so oft beteuern, dass sie Lucy nicht überwachen und an ihr herumkritisieren wollte, sie wurde den Eindruck dennoch nicht los. Scarpetta und Berger waren beinahe gleichaltrig und Angehörige einer völlig anderen Generation, sodass sie eine ganze Zivilisationsphase von Lucy trennte. Anfangs hatte sie das nicht für ein Problem gehalten, sondern war eher vom Gegenteil ausgegangen. Endlich hatte sie jemanden gefunden, der ihren Respekt verdiente, Macht ausübte, etwas geleistet hatte und niemals langweilig war.
    Jaime Berger war mit ihrem kurzen dunkelbraunen Haar und ihren ebenmäßigen Gesichtszügen eine beeindruckende Erscheinung. Sie hatte gute Gene, achtete auf ihr Äußeres, war einfach hinreißend und darüber hinaus auch noch ausgesprochen klug. Lucy liebte Bergers Aussehen, ihre Bewegungen und ihre Ausdrucksweise ebenso wie ihre Art, sich zu kleiden. Ihre Kostüme, die weichen Cordhosen und Jeans und den politisch unkorrekten gottverdammten Pelzmantel. Sie konnte noch immer kaum fassen, dass ihre Wunschträume endlich in Erfüllung gegangen waren. Allerdings war es nicht das Paradies, weit gefehlt, und Lucy konnte sich den Grund nicht erklären. Inzwischen waren sie seit einem knappen Jahr zusammen. Die letzten Wochen waren eine Tortur gewesen.
    Sie drückte auf den Transmitterknopf. »Helikopter Niner-Lima-Foxtrot, wir warten immer noch.«
    Nach einer Weile ertönte eine wichtigtuerisch klingende Stimme. »Helikopter Niner-Lima-Foxtrot, die Verbindung wurde durch einen anderen Funkspruch gestört. Wiederholen Sie Ihre Anfrage.«
    »Helikopter Niner-Lima-Foxtrot, wir warten«, entgegnete Lucy barsch und ließ den Transmitterknopf los. »Es gab keinen anderen Funkspruch«, sagte sie zu Berger. »Oder hörst du hier irgendwo noch ein Flugzeug?«
    Berger antwortete nicht, sah sie auch nicht an, sondern starrte geradeaus. Ein Vorteil beim Fliegen war, dass sie den anderen nicht anschauen musste, wenn sie zornig oder gekränkt war. Eine gute Tat bleibt niemals ungestraft, lautete einer von Marinos Wahlsprüchen. Nur dass er das Wort Gefallen , nicht Tat , benutzte. Kein Gefallen bleibt ungestraft, hatte er zu ihr gemeint, als sie noch ein Kind gewesen und ihm schrecklich auf die Nerven gegangen war. Im Moment hatte sie den Eindruck, dass sie außer ihm keinen Freund hatte. Kaum zu fassen, denn vor nicht allzu langer Zeit hätte sie ihm am liebsten eine Kugel in den Kopf gejagt. So wie damals dem Schweinehund, der sein Sohn gewesen war, einem von Interpol mit einem Haftbefehl der höchsten Dringlichkeitsstufe gesuchten Verbrecher, dem ein Mord zur Last gelegt wurde. Sie hatte ihn, in einem Sessel sitzend, in Zimmer 511 des Hotels Radisson in Stettin, Polen, erledigt. Manchmal musste sie aus heiterem Himmel an Rocco junior denken, schwitzend und zitternd und mit aus den Höhlen quellenden Augen. Überall stand schmutziges Geschirr herum, und es stank, weil er sich in die Hose gemacht hatte. Er hatte gebettelt, und als das nichts gefruchtet hatte, hatte er es mit Geld versucht. Nach allem, was er unschuldigen Menschen angetan hatte, flehte er um eine zweite Chance und um Gnade und wollte sich freikaufen.
    Keine gute Tat bleibt ungestraft. Allerdings hatte Lucy auf die gute Tat verzichtet, und zwar mit voller Absicht, denn wenn sie so nett gewesen wäre, Rocco am Leben zu lassen, hätte der seinen Polizistenvater umgelegt. Ein Auftragsmord. Rache. Peter Rocco Marino jr. hatte den Namen Caggiano angenommen, so sehr hasste er seinen Vater. Und der kleine Rocco, der faule Apfel, hatte seine Befehle und bereits einen kaltblütigen Plan ausgeheckt, um seinen alten Herrn

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