Scarred Heart (German Edition)
Nacht hiergeblieben.“
„Sorgen? Um mich? Weswegen? Er kennt mich doch gar nicht!“ , protestierte Marius leise, hob den Kopf und blickte dem Bruder in die Augen. Marek schüttelte lächelnd den Kopf und meinte: „Du kannst dir nicht vorstellen, das sich auch andere Sorgen um dich machen, oder?“, woraufhin Marius den Kopf schüttelte.
„Kleiner, du hast Mundgeruch. Ab ins Bad mit dir. In der Küche wartet Frühstück auf dich!“ , sagte Marek und verpasste seinem Bruder einen Klaps auf den Hintern, drehte sich herum und stand auf.
Marius folgte murrend seinem Bruder, bog ins Badezimmer ab und stellte sich unter die Dusche. Aufatmend lehnte er den Kopf an die Fliesen, das heiße Wasser prasselte mit voller Wucht auf seinen kalten Körper. Und er genoss es.
Anschließend schlich er in sein Zimmer, zog sich an und griff nach seinen Handschuhen. Unschlüssig starrte er sie an. Gestern hatte er seine Hand unter dem Tisch verborgen gehabt. Kurz haderte er mit sich, dann zog er sie doch an. Er wollte dem Besuch diesen Anblick ersparen.
Leise schlich er zur Küche und blieb davor stehen. Wie sollte er Rafael begegnen, der ihn in diesem desolaten Zustand gesehen hatte? Allein Rafaels Stimme löste ein Kribbeln tief in seinem Inneren aus, brachte sein blutendes Herz dazu, schneller zu schlagen.
Schnell verbot sich Marius jeden weiteren Gedanken an den leckeren Kerl. Er hatte doch nie eine Chance bei so einem heißen Typen. So zerstört, wie er war.
Tief durchatmend ergriff er die Türklinke und betrat die Küche. Den Kopf gesenkt, Blick auf den Boden gerichtet. Seine Haare fielen wie ein Vorhang nach vorne, verbargen, was keiner sehen sollte.
„Ari, wird Zeit, dass du kommst. Der Kaffee ist schon fast kalt!“, sprach Marek ihn an, fasste sein Handgelenk und zog ihn zum gedeckten Tisch.
„Morgen Marius. Ich hoffe, du hast dich etwas erholt. “ , wehte Rafaels Stimme zu ihm. Marius zuckte zusammen, drückte den Kopf noch mehr nach unten.
„Morgen“ , nuschelte er, ignorierte den Rest des Satzes.
Stille senkte sich über den Raum. Unbehaglich rutschte Marius auf seinem Stuhl herum, wusste nicht, wohin mit seinen Händen. Hunger hatte er keinen. Eine Tasse tauchte vor seiner Nase auf, wurde vor ihm abgestellt. Eine zweite Tasse wurde daneben gestellt. In der einen war schwarzer Kaffee, in der anderen Tee. Marius wusste, dass viel Zucker darin war. Für seinen Kreislauf, und gut gegen die Kälte in seinem Inneren.
Sein Bruder kannte die ganzen Rituale, die ihm nach den Anfällen halfen, wieder halbwegs ins Gleichgewicht zu kommen. Er griff nach dem Tee, stürzte ihn in einem Zug hinunter, wohl wissend, dass er abgekühlt war. Dann griff er sich den Kaffee, wiederholte das Ganze. Die Tassen wurden weggenommen, erneut gefüllt und vor ihm abgestellt. Auch ein Teller mit belegten Brötchen erschien neben den Tassen.
Marius schüttelte den Kopf, griff sich wieder den Tee, trank diesmal bedächtiger.
„Ari, iss was. Bitte!“ Mareks Hand legte sich auf seine Schulter, drückte sie kurz und ließ wieder los.
„Hab keinen Hunger!“ , erwiderte Marius. Das noch jemand mit am Tisch saß passte ihm gar nicht. Er hörte ein Seufzen von Marek, ein Stuhl wurde gerückt, erneut setzte Stille ein.
Marius wurde es zu unbehaglich. Er schnappte sich seine Tasse mit Kaffee und verlies wortlos die Küche, um sich in sein Arbeitszimmer zurückzuziehen.
Mit gerunzelten Augenbrauen beobachtete Ma rek die Flucht seines Bruders, denn nichts anderes war es. Nun würde er sich wieder in seinem Arbeitszimmer einschließen, die Welt erneut aussperren und in der Welt seines neuen Romans versinken.
4
Rafael saß auf seinem Stuhl und hatte die ganze Zeit Marius beobachtet. Seine plötzliche Flucht war fast schon vorhersehbar gewesen- hatte er sich doch sichtlich unwohl gefühlt.
Fragend blickte er nun zu Marek, der immer noch die Küchentür anstarrte.
„Marek?“ , fragte Rafael vorsichtig. Der kehrte nur langsam wieder in die Gegenwart zurück, blickte seinen Kumpel an, seufzte –was heute wohl noch öfter vorkommen würde- und stand auf, holte sich einen Kaffee, der frisch durchgelaufen war und setzte sich wieder an den Tisch. Stützte die Ellbogen auf die Platte und versenkte den Kopf in den Händen.
Rafael wusste einfach nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Nun rutschte er auf dem Stuhl herum, versuchte eine Beschäftigung für seine Hände zu finden.
Die Türglocke erlöste ihn. Schnell stand er auf und
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