Scary City, Band 2: Der Wächter Des Goldenen Schlüssels, Scary City 2
Ripper?«, fragte Mats ungläubig.
Tics Augen funkelten schelmisch. »Lass dich überraschen.«
Die Tür ging auf und eine Frau, die für Mats wie eine aufgequollene Wasserleiche aussah, erschien darin. Ihre Glubschaugen, die in einem rundlichen Gesicht von graugrüner Farbe saÃen, musterten die drei argwöhnisch.
»Bist du das, Tic?« Sie kniff die Lider zusammen, als trage sie normalerweise eine Brille. »Hm, dachte, du wärst tot«, sagte sie ohne jede Spur von Bedauern in der Stimme.
Mats nahm einen schwachen Geruch von Salz und Meer wahr, der die Frau umwehte. In ihrem langen Haar, das nass und strähnig über ihre Schultern hing, hatten sich Algen, Muscheln und Seesterne verfangen.
»Du weiÃt doch, Unkraut vergeht nicht«, entgegnete Tic und schwenkte zu Mats und Lucy herum. »Darf ich euch die Kleine Meerjungfrau vorstellen, Freunde? Ich fürchte, Hans Christian Andersen hat ein wenig übertrieben, als er in seiner Geschichte ihre unglaubliche Schönheit pries.«
»Ach, halt doch den Mund, du Schrumpfwichtel«, schimpfte die Meerjungfrau. AnschlieÃend bedachte sie Mats und Lucy mit einem krötenhaften Lächeln. »Das Ganze liegt weit über hundertfünfzig Jahre zurück und niemand bleibt für immer jung. Nun kommt aber schon rein!«
Sie trat beiseite, um die drei in ihr Haus zu lassen. Keinem von ihnen fiel das rot leuchtende Auge auf, das sich mit hektisch schlagenden Fledermausflügeln hinter einer Feenlampe verbarg. Sobald die Tür ins Schloss fiel, schoss es davon.
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Die Stillen
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Das Haus sah innen sehr viel hübscher aus als von auÃen. Die Wände waren in einem leuchtenden Blau gestrichen, darauf tummelten sich bunte Fische und Korallen, die so echt wirkten, dass Mats im ersten Moment den Eindruck hatte, tatsächlich unter Wasser zu sein. Er glaubte sogar, das Rauschen des Meeres zu hören.
»Wer sind deine Freunde?«, wandte sich die Meerjungfrau an den Feary. »Sie riechen zwar wie Erdgnome, aber irgendetwas ist seltsam an ihnen.«
»Besser, du stellst nicht so viele Fragen«, entgegnete Tic kurz angebunden. Dann lächelte er. »Ich brauche deine Hilfe.«
Mats wurde hellhörig. Darum waren sie also hier!
»Die übliche Bezahlung?« Ein gieriges Funkeln war in den wässrig blauen Augen der Meerjungfrau erwacht.
»Zehn Gramm Feenstaub kann ich entbehren. Kein Flöckchen mehr, klar! Es wird dich für die nächsten Monate hundert Jahre jünger aussehen lassen.«
Die Meerjungfrau rieb sich die Hände. »Was kann ich für dich tun, mein Freund ?«
»Wir brauchen jemanden, der uns durch den Sumpf führt. Meine beiden Kumpel können nicht fliegen und wir müssen unbedingt in den Immergrund.«
»Ins Tal der Toten?« Die Meerjungfrau wirkte überrascht, zuckte gleich darauf jedoch die Schultern. »Nun, das ist natürlich eure Sache. Auch wenn ich persönlich keinen Fuà in den Immergrund setzen würde. Neugierig bin ich ja trotzâ¦Â«
»Wie du schon sagtest«, unterbrach Tic sie. »Es ist unsere Sache!«
Nun lachte die Meerjungfrau. »Es war noch nie leicht, dir einen Wurm aus der Nase zu ziehen. Aber ich respektiere das. Bin gleich wieder zurück, ich zieh mich nur kurz um.« Sie wandte sich ab und watschelte auf krummen Beinen ins Nebenzimmer.
»Wenn wir ihre Hilfe brauchen«, raunte Mats dem Feary zu, »solltest du da nicht ein wenig netter zu ihr sein?«
»Damit sie uns bei der erstbesten Gelegenheit an den Feind verkauft? Nein.« Tic schüttelte den Kopf. »Unsere Kleine Meerjungfrau schlägt aus allem Profit, was sich in irgendeiner Weise verkaufen lässt. Informationen eingeschlossen. Wir sollten ihr also nicht mehr erzählen als nötig.«
Sobald die Meerjungfrau zurück war, brachen sie auf.
»Wir werden eine Weile brauchen«, sagte sie zu Mats und Lucy. »Der Sumpf liegt nicht gerade um die Ecke.«
»Kein Problem«, sagte Mats, der schon gespannt darauf war, durch welche Gegenden der Fabelwesenstadt sie dieses Mal kommen würden.
Der Schattenschlund war keine zusammenhängende Stadt, sondern bestand aus einer Vielzahl einzelner Viertel, die sich auf eine riesige Zahl von Höhlen verteilten, die durch Tunnel, Brücken und unterirdische Flüsse miteinander verbunden waren. In der Regel waren diese Viertel speziell auf die Lebensbedürfnisse
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