Scary City, Band 2: Der Wächter Des Goldenen Schlüssels, Scary City 2
gibt noch einen anderen Fahrgast, der auf mich wartet.«
Lucy schnappte sich ihr Schwert und stieg aus. Mats folgte mit dem Rucksack und Tic auf der Schulter nach. Sobald er die Autotür zugeworfen hatte, wendete Farid das Taxi â obwohl das in der engen StraÃe eigentlich völlig ausgeschlossen war â und bretterte mit qualmenden Reifen davon. Mats sah ihm mit einer Mischung aus Faszination und Unglauben nach. Diese neue Welt voller Magie und Fabelwesen überraschte ihn doch immer wieder aufs Neue. Nun wandte er sich um und schritt durch eine Mauer aus roten Ziegelsteinen, als wäre sie nicht vorhanden. Tatsächlich war es ein Blendzauber, der den Eingang in den Buchladen verbarg.
Lucy nieste, als sie neben ihm auftauchte. »Ein bisschen frische Luft würde dem Geschäft nicht schaden.«
Mats schaute sich in dem Zwielicht um, für das die wenigen noch funktionierenden Deckenlampen verantwortlich waren. Er mochte den Geruch von Alter und Staub, den die endlosen Reihen von Bücherregalen verströmten, die bis in den letzten Winkel mit dicken Schmökern gefüllt waren. Viele der Bücher wirkten uralt und waren in dunkles Leder gebunden. Bei ihrem Anblick fragte sich Mats jedes Mal, welche Geheimnisse und vergessene Geschichten sie wohl bargen.
»Hey, Mats, bist du etwa im Gehen eingeschlafen?«, nörgelte Tic über seinem Kopf.
»Ich mach ja schon.«
Mats ging weiter und folgte einem schummrigen Gang, der zwischen den Bücherregalen verlief und vor einer altmodischen Ladentheke endete. Bei ihrem letzten Besuch hatte an dieser Stelle noch das heillose Chaos geherrscht, das die Nightscreamer hier angerichtet hatten. Inzwischen war es dem Geist des alten Konrads irgendwie gelungen, Ordnung zu schaffen.
»Habt ihr die Informationen?«, erklang eine Stimme aus dem Nichts. Im nächsten Moment materialisierte sich die durchscheinende Gestalt eines alten Mannes vor den dreien. »Was ist?« Nervös schob er seine winzige Brille die Nase hoch. »Was habt ihr herausgefunden?«
Mats musste sich ein Grinsen verkneifen. Obwohl der Buchhändler ein Geist war, hielt er noch immer an alten Gewohnheiten fest. Wie das Zurechtrücken seiner Brille. »Ich habe mit dem Waldelfen gesprochen«, sagte er. »Und nachdem ich ihn mit einem Kilo Steinpilzen gelockt habe, wurde er ziemlich redselig.«
»Er ist es, nicht wahr?«, platzte der Geist heraus. »Vlad steckt hinter den Einbrüchen.«
Es hatte vor drei Wochen angefangen, kurz nach der Eröffnung der gröÃten Ãgyptenausstellung, die jemals um die Welt gegangen war. In Washington, Shanghai, Brüssel, Prag und zuletzt in London hatte man sie bereits bestaunen können, bevor sie auÃerplanmäÃig nach Berlin gekommen war. Aufgrund der schieren Menge an Ausstellungsstücken gab es im Ãgyptischen Museum der Hauptstadt nicht genug Platz für alle Schätze aus der Grabkammer des legendären Pharaos Hotep Ra, weswegen sie auf eine Vielzahl von Museen und öffentlichen Gebäuden überall in Berlin verteilt wurden. Mittlerweile waren aus mehreren Ausstellungen wertvolle ägyptische Kunstgegenstände gestohlen worden, die später von der Polizei zerstört aufgefunden wurden.
»Wir haben richtig vermutet«, sagte Mats. »Hinter dem Ganzen steckt definitiv der Anführer der Nightscreamer.«
»So ist es.« Tic stob an Mats vorbei. »Der Waldelf hat läuten hören, dass Vlad etwas sucht, das in einem der Ausstellungsstücke versteckt sein soll!« Dicht vor dem Gesicht des alten Konrads verharrte der Feary in der Luft. »Du hast nicht zufällig eine Vorstellung davon, was das sein könnte, alter Freund?«
Die Miene des Poltergeists verfinsterte sich. Hinter ihm flogen ein paar Bücher aus dem Regal und um seine FüÃe herum bildete sich eine gröÃer werdende Pfütze aus blauem Ektoplasma. »Als ob ihr inzwischen nicht selbst darauf gekommen wärt«, entgegnete er mit grollender Stimme. »Vlad ist natürlich auf der Suche nach dem nächsten Artefakt.«
Mats blinzelte. »Arte was ?«, fragte er ratlos.
»Ein anderes Wort für einen sehr alten und wertvollen Gegenstand«, sagte Lucy und zuckte verlegen die Schultern, als erwartete sie, als Streberin beschimpft zu werden. »Ich lese eben sehr gerne.«
»Lucy hat recht.« Der alte Konrad nickte. »Ich sagte euch ja schon,
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