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Scatterheart

Scatterheart

Titel: Scatterheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili Wilkinson
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Musterbeispiel für Vulgarität.«
    »Die Gormans sind Leute von Stand«, widersprach James. »Wenn
von Stand
bedeutet, so zu sein wie sie, dann bin ich froh, dass ich ein Sträfling bin.«
    James trat auf sie zu und packte sie am Handgelenk.
    »Du bist kein Sträfling, Hannah«, presste er hervor, die Lippen waren weiß vor Zorn. »Du hast kein Verbrechen begangen. Du bist eine junge Dame von Stand, also benimm dich gefälligst auch so.«
    »Ich habe nichts gestohlen«, bestätigte Hannah, »aber ich habe zugelassen, dass mein Vater ein Dienstmädchen entlassen hat, weil es beim Servieren mit der Tasse geklappert hat. Ich war gegenüber dem einzigen Mann, der mich jemals aufrichtig geliebt hat, verletzend und grausam. Und ich habe Dr. Ullathorne getötet.« Sie atmete laut ein und aus. »Ich habe sehr wohl Verbrechen begangen und ich bin gern bereit, die Strafe dafür zu zahlen.«
    »Was für eine Strafe?«, fragte James mit erhobener Stimme. »Du hast doch alles. Du hast hübsche Kleider und ein großes Haus mit vielen Dienern. Du hast einen gut aussehenden Ehemann. Du hast Geld. Was für eine Strafe?« »Dich«, sagte Hannah, »dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen muss, ist meine Strafe.«
    Er schlug hart zu. Hannah taumelte nach hinten und stieß gegen die Anrichte. Sie fasste sich an die Wange und wimmerte vor Schmerz.
    »So also, glaubst du, dass sich Männer von Stand benehmen?«, fragte sie leise.
    James verließ früh am nächsten Morgen das Zimmer, wies Hannah aber noch an im Hotel zu bleiben. Sie kleidete sich langsam an und ging in den Frühstücksraum hinunter.
    Dr. Redfern saß allein an einem Tisch, las die Zeitung und trank Tee mit Zitrone.
    »Mrs Belforte«, begrüßte er sie lächelnd. Sein Blick flatterte über die dunkelblaue Schwellung auf Hannahs Wange, aber er sagte nichts. »Was kann ich für Sie tun?« Hannah schluckte nervös. »Doktor«, stammelte sie, »haben Sie … wissen Sie etwas über einen Mann namens Thomas Behr?«
    Dr. Redfern sah sie bestürzt an. »Meinen Sie Fähnrich Behr?« Er schüttelte den Kopf. »Mrs Belforte, am besten, Sie machen sich keine Gedanken über ihn. Das war eine schlimme Geschichte. Sehr schlimm.«
    »Sie kennen ihn?« Tränen liefen ihr über die Wangen.
    »Bitte. Ich muss wissen, was passiert ist. Ist er wirklich tot?«
    Dr. Redfern seufzte.
    »An diesem Ort kann selbst der Beste unter uns den Mut verlieren«, sagte er, stand auf und faltete seine Zeitung zusammen. »Sie sollten Behr vergessen.«

Als Scatterheart durch das fremde Land wanderte, fasste sie neuen Mut. Sie würde den weißen Bären finden.
    Nach dem Besuch in Sydney verbrachte James noch weniger Zeit zu Hause. Oft sprach er tagelang kaum ein Wort mit Hannah. Das kam ihr sehr zupass, auch wenn ihr immer noch sterbenslangweilig war. Sie verbrachte die Tage auf der Chaiselongue in einer Art Dämmerzustand, die Augen zum Schutz vor der Sonne mit einem Tuch bedeckt.
    Eines Morgens träumte sie halb wach vor sich hin, sie würde mit Thomas schwimmen gehen. Sie stellte sich vor, wie die Sonne ihrer Haut schmeichelte und sie mit Wärme erfüllte. Das schäumende Meer hüllte sie in prickelndes Blau ein.
    Ein Rascheln riss Hannah aus ihrem Tagtraum. Jemand näherte sich dem Haus. Ungehalten zog sie das Tuch von ihren Augen. James war in Sydney und wollte frühestens am folgenden Tag wiederkommen. Die Arbeiter warenalle auf dem Südfeld, wo sie einen neuen Zaun errichten sollten. Hausbedienstete konnten es auch nicht sein – Hannah hatte allen den Tag freigegeben, nur ihre Zofe lag mit Kopfschmerzen im Bett.
    Sie dachte an den Wilden mit den weißen Augen und blitzenden Zähnen, den sie hier schon einmal gesehen hatte, und griff nach dem Schürhaken.
    Das Rascheln kam näher, Hannahs Herz hämmerte laut. Wer immer es war, er war direkt vor dem Wohnzimmerfenster.
    Als das Klopfen ertönte, stieß Hannah einen leisen Schrei aus und flüchtete auf die andere Seite des Zimmers. Sie hielt den Atem an.
    »Hannah?«, ertönte eine Stimme.
    Hannah stieß einen erleichterten Seufzer aus.
    »Molly?«
    »Hannah, lass mich rein!«
    Molly wirkte erschöpft und war noch dünner als auf der
Derby Ram
. Sie hatte ein neues Kleid aus braunem Flanell und derbe Lederstiefel an, aber ihr Gesicht und ihre Hände waren dreckverschmiert.
    »Molly, was machst du hier?«, fragte Hannah und sank in einen Sessel, während Molly die Überreste des Frühstücks begutachtete. Sie machte sich über ein Stück trockenes

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