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Scatterheart

Scatterheart

Titel: Scatterheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili Wilkinson
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Hannah dachte an die langen Mahlzeiten mit James und wie ihr das fade Essen im Hals stecken geblieben war. Sie leckte sich die Kuchenkrümel von den Fingern und lachte Molly an.
    »Auf geht’s.«
    Platschend durchquerten sie den Prospect Creek. Ihre Stiefel füllten sich mit Wasser. Vor ihnen breiteten sich braune Felder aus und über ihnen ballten sich Wolken zusammen. Alles sah grau und eintönig aus. Ein paar magere Schafe hoben ihre Köpfe, als Hannah und Molly an ihnen vorüberliefen, aber sie wandten sich gleich wieder desinteressiert ab.
    Sie gingen weiter und weiter und sprachen kaum ein Wort. Am Ufer eines anderen Baches machten sie Rastund Hannah teilte etwas Brot und Käse aus. Dann überquerten sie den Bach und wanderten weiter.
    Gegen Abend setzte ein steter Regen ein. Sie machten sich auf die Suche nach einem Unterschlupf. Langsam wurde es dunkel und Hannah fürchtete schon, dass sie draußen im Regen übernachten müssten. Hoffentlich verliefen sie sich in der Dunkelheit nicht und gingen wieder in Richtung Parramatta zurück. Molly klapperte vor Kälte mit den Zähnen.
    Da nahm Hannah durch den Regen ein mattes Licht wahr. Sie hielt darauf zu und betete, es möge nicht ein Polizist sein, der nach ihr suchen und sie zu James zurückbringen sollte.
    Aber das Licht drang aus einem Haus, das kaum mehr als ein Schuppen war und nur wenige Quadratmeter maß. Es hatte keine Fenster und war aus Flechtwerk und Lehm grob zusammengebaut. Aus den Ritzen in der Wand fiel ein matter Lichtschein und aus dem Kamin wand sich ein dünner Rauchfaden.
    Hannah klopfte an die Tür. Da es weder Riegel noch Türklinke gab, schwang die Tür durch ihr Klopfen nach innen auf. Hannah öffnete sie ganz und schaute hinein.
    Innen war es verräuchert und schummrig. Das einzige Licht kam von einer primitiven Feuerstelle, die aus einem einfachen Loch im Lehmboden bestand. Auf einem Jutebündel in der Ecke hockten ein Mann, eine Frau und vier kleine Kinder, das jüngste noch ein Säugling. Sie sahenHannah und Molly mit großen, misstrauischen Augen an. Der Mann hielt ein Messer in der Hand und hatte sich schützend über seine Frau und seine Kinder gebeugt.
    Er war dreckig – sie waren alle dreckig. Der Dreck saß in jeder Ecke und der Gestank von vergammeltem Fleisch und Fäkalien erinnerte Hannah an das Orlopdeck der
Derby Ram
. Sie schauderte.
    »Entschuldigen Sie, dass wir einfach so hereinplatzen«, begann sie, »aber wir wollten Sie fragen, ob wir hier unterstehen können, bis es aufhört zu regnen. Meine Freundin friert.«
    Sie bemerkte, dass der Mann kurz zu Molly schielte und erschrocken die Augen aufriss, als er ihr Wachsgesicht sah. Die Frau murmelte etwas und bekreuzigte sich.
    »Bitte«, sagte Hannah, »ich kann auch dafür bezahlen.«
    Sie hielt dem Mann einen Schilling hin, seine Augen leuchteten und er nickte zögernd.
    »Ihr könnt bis zum Morgen bleiben«, bot er an.
    Auf dem Jutebündel war für sie kein Platz mehr, also kauerten sie sich in den Schmutz neben der Feuerstelle. Der Rauch biss in Hannahs Augen, dass sie tränten. Die Kinder starrten sie neugierig an. Sie waren sehr dünn, ihre Knochen stachen unter der Haut hervor.
    »Wohin geht ihr?«, fragte der Mann.
    Hannah zögerte.
    »In die Berge«, sagte sie schließlich, »wir suchen jemanden.« Der Mann sah sie gleichgültig an.
    »Dein Schatz arbeitet wohl an der Straße«, sagte er.
    »An der Straße?«
    Der Mann machte eine ruckartige Kopfbewegung in Richtung Westen.
    »Die bauen doch eine Straße durch das Gebirge.«
    Hannah erstarrte. Hoffentlich trafen sie auf ihrer Suche nach Thomas nicht zu viele Leute. Sie schluckte. Eins der Kinder hustete.
    »Was ist auf der anderen Seite?«, fragte sie. »Der Berge, meine ich.«
    »Weiß nich’«, antwortete der Mann achselzuckend. »Manche behaupten, hinter dem Gebirge kommt China. Andere vermuten da das Meer. Oder eine Wüste.«
    Molly lächelte. »Ich möchte gern einmal nach China«, sagte sie.
    »An eurer Stelle würde ich nicht so tief ins Gebirge gehen«, riet der Mann und warf ein Holzscheit ins Feuer.
    »Zu viele Wilde dort. Die fressen euer Hirn und spießen eure Köpfe auf, sobald sie euch sehen.«
    Das hustende Kind hatte den Säugling wach gemacht, der nun zu plärren begann. Die Frau wiegte ihn lustlos hin und her. Er sah blass und krank aus. Hannah schaute sich in der Hütte um. Bis auf eine abgewetzte Teekiste und das Jutebündel gab es keine Möbel.
    »Sind Sie schon lange hier?«
    Der Mann

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