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Scatterheart

Scatterheart

Titel: Scatterheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili Wilkinson
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Toastbrot her.
    »Abgehauen«, sagte sie stolz mit vollem Mund. »Hatte keine Lust auf Waisenkind.«
    »Bist du denn nicht in ein neues Zuhause gekommen?« Molly schnaubte und griff nach der Marmelade.
    »Waisenkinder wie ich kriegen kein neues Zuhause. Wir kriegen nur Hunger, Kummer und Kälte. Und müssen dem alten Mann zuhören, der uns aus einem großen Buch über Hölle und Sünde vorliest. Bäh!« Sie sprühte Brotkrumen durch den Raum. »Ich will kein Waisenkind sein.«
    »Aber du kannst hier nicht bleiben«, versuchte Hannah ihr zu erklären. »James wird dich zurückschicken.«
    Molly sah sie finster an. »Nein, wird er nicht, weil wir dann nicht mehr da sind.«
    »Wie meinst du das?«
    Molly verdrehte die Augen. »Wir müssen Mr Bär retten, du Dummkopf! Hast du das vergessen? Er ist doch im Schloss gefangen!«
    Hannah biss sich auf die Lippe. »Das ist doch nur ein Märchen.«
    »Mr Bär ist kein Märchen. Es gibt ihn wirklich. Er muss gerettet werden.« Molly langte über den Tisch und packte Hannah am Ärmel. »Thomas muss gerettet werden.«
    Hannah starrte auf ihre Hände. »Thomas ist tot«, sagte sie leise. Es war leichter auszusprechen, als sie sich vorgestellt hatte. Sie dachte daran, was Mrs Gorman in Sydney über den wilden Mann erzählt hatte.
Es heißt, er hätte sich in eine Sträflingsfrau verliebt und einen Vorgesetzten ermordet, der die beiden erwischt hat … stellen Sie sich nur vor
.Selbst wenn er nicht tot war, er liebte sie nicht mehr.
    »Ist er nicht.«
    Hannah stand auf. »Doch«, sagte sie steif, »er ist tot. Er hat sich in eine Sträflingsfrau verliebt und einen Offizier ermordet. Er wurde gehängt.«
    »Nein«, widersprach Molly.
    »Doch«, entgegnete Hannah bestimmt, »er wurde gehängt. Tigerkämpfe, Vulkane erforschen oder dem Seemannsgrab entkommen, das ist alles vorbei. Er hat jemanden umgebracht.«
    Molly stöhnte. »Du hörst mir gar nicht zu. Er ist nicht tot.«
    Hannah schloss die Augen. »Ich glaube, du solltest jetzt gehen.«
    »Hör endlich zu!« Molly schlug die Fäuste auf den Tisch.
    »Ich habe einen Jungen getroffen, der ihn gesehen hat. Etwas Schreckliches ist passiert und Mr Bär ist fortgelaufen. Er versteckt sich. Wenn er zurückkommt, werden sie ihn töten.«
    »Und was ist mit der Frau? In die er sich verliebt hat?«
    »Es gibt keine Frau und er ist nicht tot. Aber er braucht Hilfe.« Molly stand auf. »Willst du nicht wissen, wie die Geschichte ausgeht?«
    Endlich hob Hannah den Kopf und sah Molly an. Ihr Wachsgesicht war bleicher denn je, ihr Auge starr vor Entschlossenheit. Ihre kleinen Hände waren zu Fäusten geballt. Hannah dachte an Scatterheart, die allein durchdas fremde Land wanderte. Scatterheart hatte keinen, der ihr so tatkräftig zur Seite stand wie Molly.
    »Also«, fragte Molly, »kommst du mit?«
    Hannah überlegte eine Weile.
    »Wo ist er?«
    Molly grinste triumphierend und drehte sich um. »Dort.« Sie zeigte aus dem Fenster zu den blaugrünen Bergen. »Der Junge, den ich getroffen habe, arbeitet an der neuen Straße, die sie durch die Berge bauen. Er hat Mr Bär gesehen, vor vier Wochen.«
    Hannah schaute zu dem Gebirge, das sich über dem Horizont erhob. Dort konnte sich ein weißer Bär bestimmt gut verstecken. Plötzlich verflüchtigte sich die Benommenheit, die ihr seit Wochen den Kopf vernebelt hatte. Er lebte. Etwas in ihrem Inneren fing Feuer und erfüllte sie mit frischer Tatkraft. Sie lächelte.
    »Der Koch kommt erst in ein paar Stunden wieder«, sagte sie. »Wir sollten uns beeilen und ein paar Vorräte einpacken.«
    Molly stieß einen Jubelschrei aus.

Bald kam Scatterheart an einen See, der war so groß, dass sie nicht um ihn herumwandern konnte. Sie brach die Kupfereichel auf und fand darin ein Paar Kupferpantoffeln. Die zog sie an und lief über das Wasser, ohne unterzugehen.
    Sie wanderten westwärts auf die Berge zu und versuchten sich abseits der Hauptstraße zu halten, sie stapften über Felder und kletterten über verwitterte Zäune.
    Hannah hatte eine Tasche aus Segeltuch dabei, in die sie eine Wolldecke, drei kleine Brotlaibe, ein Stück Käse, ein paar Rosinenbrötchen, sechs Äpfel und eine Flasche Wasser gepackt hatte. Sie hätte gern auch etwas geräucherten Schinken oder gepökeltes Fleisch mitgenommen, aber die Exklusiven aßen nur frisches Fleisch – Dörrfleisch war den Sträflingen vorbehalten.
    In ihrer Kleidertasche steckten das Taschentuch mit der Brille von Thomas und eine Lederbörse mit einer Handvoll

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