Scepter und Hammer
Faust, welche die Waffe umschlossen hielt, und wiederholte den Hieb in der Weise, daß der Verschnittene laut aufbrüllte.
Da öffnete sich die Thür zum Divan, und unter derselben erschien der Kadi selbst. Katombo drehte ihm den Rücken zu, so daß er sein Gesicht nicht sehen konnte.
»Hund, was wagst Du!« rief der Kadi und zog den krummen Säbel.
Katombo drehte sich um.
»Deine Frage ist richtig. Dieser Hund wagt es, ein Bakschisch von mir zu verlangen, ohne welches Du nicht zu Hause bist, und die Waffe gegen mich zu zücken. Willst Du ihn niederschlagen, soll ich es thun, oder ziehst Du vor, ihn dem Djezzar 27 zu übergeben?«
»Mensch, bist Du von bösen Djinns 28 besessen? Die Bastonnade wird sie Dir austreiben! Wer bist Du?«
»Siehe es!«
Katombo warf die Kaputze vom Kopfe in den Nacken zurück. Der Kadi fuhr erschrocken zurück.
»Der Kapudan-Pascha!«
»Ja, der bin ich. Bist Du auch ohne Bakschisch für mich zu sprechen?«
»Sallam aaleïkum! Tritt ein, Herr!«
»Und dieser Mensch, der es wagt, die Gerechtigkeit und Deinen guten Namen zu verkaufen?«
»Er wird seiner Strafe nicht entgehen. Wende nur mir Dein Angesicht zu und komm herein!«
Der Verschnittene steckte zitternd seinen Handjar ein. Die beiden Männer traten in den Divan ein, wo mehrere Männer und verschleierte Frauen saßen.
»Geht hinaus und wartet, bis ich Euch rufen lasse!« gebot ihnen der Kadi.
Sie erhoben sich sofort und entfernten sich. Katombo mußte sich zur rechten Hand des Kadi auf der erhöhten Estrade niederlassen, welche mit einem schimmernden Teppich aus Kaschmir belegt war. Auf ein Händeklatschen erschienen schwarze Sklaven mit köstlichen Tschibuks und Kaffee, welchen sie den Herren präsentirten. Der Kadi begann die Unterhaltung.
»Weißt Du, daß ein Gesandter des Großherrn hier in Kairo war, um nach Dir zu suchen?«
»Ich glaube es.«
»Du hast auf zwei Monate Urlaub erhalten und bist nicht zurückgekehrt. Der Großherr hat bei dem Khedive nach Dir fragen lassen.«
»Und was hat der Khedive ihm geantwortet?«
»Er hat gesagt, daß Du nur ein einziges Mal bei ihm gewesen und dann verschwunden bist. Das Schiff, mit welchem Du kamst und das auf Dich warten sollte, ist längst wieder nach Stambul abgegangen. Darf ich Dich fragen, wo Du während dieser Zeit gewesen bist?«
Katombo nahm den Fez vom Kopfe.
»Sieh diese Wunde!«
Der Kadi erschrak.
»Maschallah! Du warst verwundet und krank! Wer hat es gewagt, Dir, dem Kapudan-Pascha, dem berühmtesten Admiral des Beherrschers der Gläubigen, dies zu thun?«
»Ich komme zu Dir, um Gerechtigkeit von Dir zu fordern. Wirst Du den Thäter bestrafen?«
»Allah akbar, Gott ist groß, und meine Hand ist stark. Der verwegene Hund soll es mit dem Tode büßen. Nenne mir seinen Namen!«
»Du wirst ihn nicht bestrafen,« antwortete Katombo in zweifelhaftem Tone.
»Warum nicht? Ich schwöre Dir bei dem Barte des Propheten und aller seiner Kalifen, daß er seinen Lohn haben soll! Sage mir nur seinen Namen. Ich werde ihn greifen lassen, und wenn er im entferntesten Wadi 29 der Sahara wohnt.«
»Du brauchst ihn nicht in der Sahara zu suchen, denn er befindet sich hier in Kahira. Es ist der Vizekönig.«
Der Kadi erschrak.
»Allah schütze Deine Seele und die meinige! Wie ist es möglich, daß der Vizekönig den Kapudan-Pascha des Sultans überfallen kann?«
»Nicht er hat es gethan, sondern sein Janitscharenaga.«
»Und wo ist es geschehen?«
»In einer Oase, nach welcher ich zog, um Freunde zu besuchen.«
»Der Aga war vor drei Monaten längere Zeit von Kahira fort, ohne daß man wußte wohin. Sollte es zu jener Zeit gewesen sein?«
»Ja.«
»Er hatte Euch überfallen und wußte, daß Du zugegen warst?«
»Er wußte es, denn ich habe es ihm sagen lassen und ihn gewarnt.«
»So hat er im Auftrage des Khedive gehandelt, und Deine Freunde müssen große Feinde des Vizekönigs sein. Wer war es?«
»Kennst Du Omar-Bathu?«
»Den reichen tapferen Mamelukenfürsten?«
»Ja. Sein Weib ist die Schwester meines Weibes. Und kennst Du Manu-Remusat.«
»Den großen Schiffsführer? Er erschlug einst Hamd-el-Arek, den Mudellir von Assuan. Der Khedive wollte ihn tödten, aber er entkam mit einem jungen Reïs, der berühmt war wegen seines Muthes und die Tochter des Schiffsführers zum Weibe bekam.«
»Dieser Reïs bin ich.«
»Du?« frug der Kadi erstaunt.
»Ja, ich. Der Mudellir von Assuan hatte die Schwester meines Weibes geraubt; sie war die Verlobte des
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