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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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arbeitete nur mit dem Messer. Nach und nach mischten sich auch weibliche Stimmen in den Lärm. Die Janitscharen waren zu übermächtig, sie siegten. Es war eine Scene, wie sie so wild, so schauerlich und unmenschlich nur in der Sahara vorkommen kann, wo in den Adern das Blut so glühend fließt, wie der Sonnenbrand über die Dünen des wandernden Sandes. Hier und da huschte die Gestalt eines fliehenden Mameluken zwischen den Zelten hervor und verschwand in der Wüste. Erst mit dem grauenden Tage war Alles beendet.
    Der Aga stand, aus mehreren Wunden blutend, in der Mitte des Duar. Vor ihm lagen fünf Köpfe, welche Selim gebracht hatte.
    »Es ist gut! Dir sei verziehen. Zähle die Todten!«
    Während Selim diesen Auftrag ausführte, trat der Aga zu den Gefangenen. Es waren lauter Frauen; kein einziger Mann befand sich darunter; sie waren Alle, außer denen, die sich durch die Flucht gerettet hatten, getödtet worden.
    Die Frauen bildeten eine erschütternde Gruppe; die meisten von ihnen hatten von den wilden Janitscharen die ärgsten Mißhandlungen zu erleiden gehabt. Unweit von ihnen saßen Sobeïde und Ayescha an der Erde; vor ihnen lagen Remusat, Omar und Katombo ausgestreckt. Die beiden ersteren waren todt; der letztere hatte eine schwere Hiebwunde über den Kopf erhalten und befand sich ohne Bewußtsein. Sobeïde weinte über der Leiche ihres Mannes, und Ayescha gab sich unter einer Fluth von Thränen Mühe, das Blut zu stillen, welches aus Katombos Wunde floß, und ihn in das Leben zurückzurufen.
    Das kalte Auge des Aga überflog die Gruppe.
    »Wie heißest Du?« frug er Ayescha.
    Sie nannte ihren Namen.
    »Und dieser Mann?«
    »Es ist Nurwan-Pascha, der Großadmiral des Sultans,« antwortete sie stolz und drohend. »Du hast ihn verwundet und die Seinen getödtet. Wehe Dir, wenn es der Großherr erfährt!«
    Er lachte höhnisch auf.
    »Ich bin der Aga des Vizekönigs. Dein Sultan kann mir nichts thun, denn ich habe nur meinem Herrn zu gehorchen.«
    Er wandte sich gegen Sobeïde.
    »Wie heißest Du?«
    »Sobeïde.«
    »Du bist die Tochter von Manu-Remusat?«
    »Ja.«
    »Und das Weib von Omar-Bathu?«
    »Ja.«
    »Ist dieses Mädchen Dein Kind?«
    »Ja.«
    »Weine nicht, denn Deine Traurigkeit soll in Herrlichkeit und Freude verwandelt werden. Du bist für das Harem des Vizekönigs bestimmt und Deine Tochter soll wie eine Prinzessin erzogen werden.«
    Ihr Auge leuchtete trotz der Thränen zornig auf.
    »Eher werde ich mich tödten!«
    Sie zog das Messer, welches im Gürtel des todten Omar stak; aber mit einer schnellen Bewegung ergriff der Aga ihre Hand.
    »Selim!«
    Der Janitschar trat herbei.
    »Ich übergebe Dir dieses Weib und dieses Kind. Sie werden von den übrigen Gefangenen abgesondert, denn ihre Bestimmung ist eine vornehme; aber Du hast über sie zu wachen, daß ihnen kein Leid geschehe oder sie es sich selbst thun.«
    Sobeïde warf sich um den Hals ihrer Schwester, um sich nicht von ihr trennen zu lassen. Die Beiden umfingen sich mit aller Kraft, deren ihr zarter Körper fähig war, aber es half ihnen nichts; sie wurden auseinander gerissen. Selim führte Sobeïde und das Mädchen nach einem Kameele, dessen Tachterwahn sie besteigen mußte.
    »Grausamer, tödte mich!« rief Ayescha im höchsten Schmerze.
    »Das darf ich nicht. Du bist schöner als sie, und ich möchte Dich gern mit ihr dem Vizekönig zuführen, aber Du bist das Weib des Kapudan-Pascha, und ich darf Dich nicht anrühren und ihn nicht tödten. Du bleibst bei ihm zurück, um ihn zu pflegen.«
    »So laß mich Abschied nehmen von der Schwester!«
    »Thue es!«
    Es war ein kurzer herzzerreißender Augenblick, der die Schwestern noch vereinigte. Mittlerweile wurden auch die übrigen Frauen und Kinder auf die Kameele vertheilt; ihr Schicksal war, verkauft zu werden. Nachdem die verwundeten Janitscharen verbunden waren, rüstete man sich zum Aufbruche.
    »Trennt Euch!« gebot der Aga den Schwestern, und zu Ayescha gewendet fuhr er fort: »Ich lasse Dir Alles da, was Nurwan-Pascha gehört, denn ich darf ihn nicht berauben. Sage ihm, daß ich ihn geschont und nur meine Pflicht gethan habe. Ihr werdet nicht lange allein sein, denn mehrere der Eurigen sind geflohen und werden wieder zurückkehren, sobald wir die Uah verlassen haben. Sallam aaleïkum, Friede und Heil sei mit Dir und denen, die Du liebst!«
    Die Reiter stiegen auf, und die Karawane setzte sich unter dem Klagegeschrei der davongeführten Frauen und Kinder in Bewegung. Wie eine lange

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