Scepter und Hammer
Mamelukenfürsten. Ich entführte sie ihm wieder, er verfolgte mich und fiel im Kampfe. Ich entfloh mit Remusat, und Omar-Bathu mußte sich in die Wüste verstecken, weil ihn der Vizekönig tödten wollte. Vor drei Monaten ging ich mit Remusat und meinem Weibe zu dem Mameluken. Wir wurden von dem Aga überfallen, der alle Männer tödtete und die Frauen und Kinder mit sich fortnahm.«
»So sind Remusat und Omar-Bathu todt?«
»Sie sind todt,« knirschte Katombo. »Aber ich werde sie rächen.«
»An wem?«
»An ihrem Mörder. Du wirst mir helfen.«
»Die That geschah auf Befehl des Vizekönigs. Sage selbst, ob ich über ihn richten kann.«
»Du hast mir bei dem Barte des Propheten und aller seiner Kalifen Gerechtigkeit versprochen. Weißt Du nicht, daß ein Gläubiger diesen Schwur niemals übertreten kann!«
»Ich werde ihn halten, so weit es in meinen Kräften steht, denn Allah weiß, daß kein Mensch mehr thun kann, als ihm gegeben ist. Erzähle mir den Vorfall genau.«
Katombo berichtete von seinen egyptischen Erlebnissen so viel, als ihm nöthig erschien. Der Kadi blieb dann lange in tiefes Nachdenken versunken. Endlich erklärt er:»Wer ist der eigentliche Mörder? Der Vizekönig nicht, denn er konnte die Verhältnisse nicht kennen, und der Aga auch nicht, denn er hat gethan, was er für seine Schuldigkeit hielt. Es gibt keinen Schuldigen, und darum ist es so gut, als hätte ich keinen Schwur gethan.«
Katombo konnte ihm nicht ganz und gar Unrecht geben, zumal der ganze Ueberfall nur auf Omar-Bathu abgesehen gewesen war und der Aga erklärt hatte, daß er friedlich abziehen werde, wenn man ihm denselben ausliefere. Die ganze Angelegenheit erhielt von diesem Gesichtspunkte aus den Charakter eines Privatverhältnisses, dem nur durch den Akt einer Blutrache Rechnung getragen werden konnte.
»Du bist sehr weise, o Kadi, denn Du verstehst es, einen Schwur so zu wenden, daß ihn Allah nicht mehr hören kann. Doch sage, wirst Du mich schützen, wenn ich mir den Haß des Khedive zuziehe?«
»Ich werde es.«
»Hat er das Recht, die Wittwe des Mameluken in sein Harem zu nehmen, wenn sie nicht einwilligt?«
»Er hat kein Recht dazu, denn sie ist keine Sklavin, welche verkauft werden kann.«
»So ist unsere Unterredung beendet. Allah schütze Dich.«
Er erhob sich. Der Kadi that dasselbe, hielt ihn aber noch zurück.
»Wo wohnest Du?«
»Ich habe meine Leute noch im Karawanserai.«
»So bitte ich Dich, mein Haus als das Deinige zu betrachten!«
»Du willst es, und so werde ich es thun.«
»Und bedenke in Dem, was Du vornimmst, das Eine, daß der Khedive nicht ein direkter Unterthan oder Beamter des Großherrn ist und daß die Macht des Sultans sich oft nicht so weit erstreckt, als es den Anschein hat. Daher ist hier mein Amt ein schlimmes und schwieriges. Bringe die Deinen zu mir, und ich werde Dir helfen, so weit meine Kräfte reichen!«
Katombo begab sich nach dem Karawanserai zurück und brachte Ayescha mit den Dienern in das Haus des Kadi. Dann ging er nach dem Schlosse des Vizekönigs.
Dies war ein für seinen Rang ganz ungewöhnliches Unternehmen. In den Ländern der heißen Zone umgibt sich jeder gut situirte oder gar höherstehende Mann mit einer viel bedeutenderen Anzahl von Dienern, als dies bei uns der Fall zu sein pflegt. Für fast jede einzelne Verrichtung ist ein besonderer Diener da, und mit dieser Menge von Untergebenen wird, besonders beim Ausgehen, ein großer Pomp getrieben. Das Wort Ausgehen ist eigentlich eine unrichtige Bezeichnung, denn kein Herr wird auf einer öffentlichen Straße gehen, sondern entweder reiten, fahren oder sich tragen lassen. Daß Katombo trotz seiner hohen Stellung sich zu Fuße nach dem Schlosse begab, hatte seinen Grund in seinen abendländischen Anschauungen und dem Umstande, daß er keine Dienerschaft zur Verfügung hatte, war aber jedenfalls ein Verstoß gegen die Achtung, welche er dem Vizekönig auch dadurch zu erweisen hatte, daß er sich unter imponirender Begleitung zu ihm begab.
Der Khedive hatte soeben das Bad verlassen. Er saß rauchend auf einem weißseidenen Divan. Seine rothe Jacke funkelte von Brillanten; an seinem Turban flimmerte eine Agraffe, deren Werth nach Hunderttausenden zählte, und der Griff der neben ihm liegenden Damaszenerklinge hatte einen diamantenen Knauf und war mit den seltensten Edelsteinen ausgelegt.
Der Beherrscher Egyptens hatte schlechte Laune. Vor ihm stand sein Janitscharenaga, der oberste Leiter der
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