Scepter und Hammer
vizeköniglichen Polizei, und stattete den täglichen Bericht ab, welcher Vieles enthalten mochte, was den Mißmuth und Zorn des hohen Herrn erregte.
Da nahte sich kriechend ein Sklave.
»Was willst Du, Hund?« frug ihn der Vizekönig.
»Herr, ein Mann, der sich Nurwan-Pascha nennt, will mit Dir, der Sonne der Weisheit und dem Vorbilde der Stärke, reden.«
Im Gesichte des Vizekönigs zuckte es auf. Er warf einen grimmigen Blick auf den Aga.
»Siehst Du, daß er kommt und daß ihn die Wüste nicht verschlungen hat? Wäre er mit den Andern gestorben, so könnte er mich und Dich nicht belästigen.«
Der Aga senkte den Blick beinahe bis zum Boden herab.
»Herr, ich konnte nicht wissen, was Dein Wille ist!«
»Ein Diener muß stets den Willen seines Herrn kennen!« Dem Sklaven gebot er: »Laß ihn herein!«
Katombo trat ein. Er neigte nur ein wenig sein Haupt und legte nur die rechte Hand zum Zeichen der Ehrerbietung auf die Gegend seines Herzens.
Der Khedive empfing ihn mit einer leichten Handbewegung. In seinen kalten Zügen war weder ein Zeichen des Wohlwollens noch des Mißfallens zu erkennen.
»Sallam aaleïkum! Der Admiral des Sultans ist mir willkommen. Welche Angelegenheit führt Deinen Fuß hierher?«
»Ich komme nicht als Abgesandter meines hochmächtigen Herrn, sondern aus einem Antriebe von privater Natur.«
Sein Auge traf mit einem finsteren Blicke den Aga und wandte sich dann fragend auf den Vizekönig. Dieser verstand die stumme Frage und antwortete:»Dieser Mann ist meine rechte Hand. Du kannst vor ihm reden, als ob ich allein wäre.«
»Dann gestatte mir, daß ich mich niederlasse!«
Er schob sich mit dem Fuße ein Kissen in die Nähe des Khedive und setzte sich darauf. Dieser Letztere hatte es unterlassen, dem Kapudan-Pascha einen Sitz anzubieten und war daher gezwungen, diese Zurechtweisung hinzunehmen.
»Setze Dich und beginne!« meinte er in ruhigem Tone, aber die Falte zwischen seinen Brauen war ein deutliches Zeichen, daß ihn das selbstbewußte Verfahren des Pascha erzürnt habe.
»Du sagst, dieser Mann sei Deine rechte Hand,« meinte Katombo. »Warum, o König, hast Du diese Hand gegen mich gerichtet?«
»Gegen Dich?« frug der Khedive mit gutgeheucheltem Erstaunen. »Rede deutlicher!«
Katombo lüftete leise seinen Fez.
»Sieh die Wunde, welche mir Deine rechte Hand geschlagen hat.«
»Du hast eine Wunde? Sie soll Dir von meinem Aga geschlagen worden sein?«
»So ist es, Herr, und Du weißt es längst.«
»Ich weiß es nicht, werde es aber sogleich erfahren.« Und zu dem Aga gewendet, frug er: »Hat Dein Schwert diese Wunde geschlagen?«
»Nein,« antwortete der Gefragte.
Der Vizekönig blickte mit befriedigter Miene auf den Pascha.
»Du hörst es, und der Aga sagt mir nie die Unwahrheit, denn er weiß es, daß ich ihm dann sein Haupt vom Rumpfe trennen würde.«
»Er lügt allerdings nicht und sagt dennoch die Unwahrheit, denn sein Befehl trägt die Schuld, daß ich dem Tode nahe war.«
»Erzähle es! Deine Rede klingt wunderbar und geheimnißvoll, doch Du wirst mir das Räthsel lösen.«
»Du kennst die Lösung bereits, « antwortete Katombo ruhig, »und ich darf es nicht wagen, Dir unnöthig Deine kostbare Zeit zu rauben. Dein Aga tödtete meine Freunde in der Wüste. Sage, ob dies auf Deinen Befehl geschah.«
»Wie hießen Deine Freunde?«
»Manu-Remusat und Omar-Bathu.«
»Das klingt nicht gut für Dich. Hast Du keine besseren Freunde?«
»Es waren Freunde, wie ich sie besser niemals finden kann.«
»Mörder waren es! Sie haben Hamd-el-Arek, den Mudellir von Assuan, erschlagen und mußten sterben. Weißt Du nicht, daß der Kuran sagt:›
eddem ed beddem
, Blut um Blut, Auge um Auge!‹«
»Sie haben ihn nicht erschlagen, sondern im ehrlichen Kampfe besiegt. Er raubte die Tochter Remusats und erhob gegen ihn die Waffen, obgleich Remusat ihm verzeihen wollte. Und was thaten Dir die Mameluken, die Du mit Omar-Bathu und Remusat ermorden ließest?«
Des Khedive Augen blitzten den Sprecher grimmig an.
»Hund, wie wagst Du mit mir zu reden!«
»Hund? Wagst Du Nurwan-Pascha, den Admiral des Großherrn einen Hund zu nennen?«
»Ich wage nichts, denn ein Wink von mir kann Dich verderben!«
»Du bist nicht mein Herr und nicht mein Vorgesetzter. Ich fürchte weder Deinen Wink noch Deine Drohung. Remusat ist nicht der Mörder des Mudellir, und Omar-Bathu war nicht zugegen, als der Mudellir starb.«
»Beweise es!«
»Mein Wort ist Beweis genug!« antwortete
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