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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bleibe hier hüben, und Du legst Dich drüben auf die Lauer. Sie kommen nicht zusammen, sondern in Zwischenräumen. Ich werde mir einen aussuchen und ihn von hinten an der Gurgel packen. Siehst Du dies, so springst Du sofort zu und hältst ihm die Arme und Beine so, daß er sich nicht bewegen kann, während die Uebrigen vorbeikommen.«
    »Alle Wetter, Herr Doktor, das gipt doch endlich einmal ein Apenteuer. Ich werde den Purschen so fest bei der Parabel nehmen, daß er sich nicht im mindesten pewegen kann.«
    Sie verbargen sich hinter die Büsche, der Eine rechts und der Andere links von dem Wege. Bald kam allen voran der kleine Rentier, dreißig bis vierzig Schritte wieder ein anderer, dann ein Dritter. So passirten elf. Maxens Augen hatten sich nun so an die Dunkelheit gewöhnt, daß er Alles deutlich unterscheiden konnte. Der Zwölfte nahte; der Elfte war eben auf der Straße verschwunden, und der Dreizehnte wurde noch von einer Krümmung des Weges verborgen. Max erhob sich leise und ließ den Mann vorüber. Dann aber stand er mit einem raschen Schritte hinter ihm und legte ihm die Hände so um die Gurgel, daß der Ueberraschte keinen Laut von sich zu geben vermochte.
    »Thomas!« flüsterte er.
    »Pin schon da. Hape ihn pereits pei den Peinen!«
    »Rasch hinein in die Büsche.«
    »Pin schon drin!«
    Sie hatten den Mann, der sich unter den eisernen Griffen des Schmiedegesellen nicht zu rühren vermochte, hinter den Sträuchern, noch ehe der Nächstfolgende in Sicht oder Hörweite gekommen war. Hier hielten sie ihn fest, bis Alle vorüber waren.
    »Hast Du die Stricke?« frug jetzt Max.
    »Ja; zu Pefehl!«
    »So binde ihm die Hände auf den Rücken.«
    »Aper da muß ich ihn fahren lassen; er kann sich pewegen und wird am Ende gar versuchen, uns davon zu laufen.«
    »Das wird er bleiben lassen, denn bei der geringsten Bewegung, welche auf einen solchen Versuch schließen läßt, steche ich ihn nieder.«
    »Na, dann heraus mit der Pandage!«
    Max hielt den Mann mit der Linken fest und zog mit der Rechten das Messer. Der Gefangene hatte natürlich jedes Wort vernommen und ergab sich wohlweislich und ohne allen Widerstand in sein Schicksal. Jetzt nun, nachdem er gebunden war, konnte Max ihm in das Gesicht sehen, dessen Züge er trotz der Dunkelheit erkannte.
    »Ah, ists möglich! Hochwürden! Wie kommt das Lamm unter die Wölfe, der protestantische Oberhofprediger unter die Jesuiten?«
    Der Entlarvte gab keine Antwort, aber der tiefe Zug seines Athems verrieth die Erregung, welche er mit aller Gewalt zu unterdrücken versuchte.
    »Schweigen Sie immerhin! Sie werden schon wieder sprechen lernen!«
    Nach zehn Minuten kam der König mit dem Major und den beiden Gesellen. Er erkannte Max, welcher hervortrat.
    »Hast Du Einen?«
    »Ja.«
    »Kennst Du ihn?«
    »Allerdings. Hier ist er. Sehen Majestät ihn selbst an.«
    Als der Gefangene aus diesen Worten hörte, wen er vor sich hatte, machte er einen plötzlichen Versuch, von Thomas loszukommen, dieser aber hatte ihn so fest, daß es ihm nicht gelang.
    »Halt, Pursche! Das Davonlaufen will ich mir verpitten.«

    Der König trat näher und erkannte ihn.
    »Hochwürden! Das ist ja – eine ganz unbeschreibliche Ueberraschung! Mein Beichtvater unter den Hochverräthern!«
    Jetzt brach der Hofprediger sein Schweigen.
    »Majestät, ich bin unschuldig. Die Verhältnisse sind scheinbar gegen mich, aber ich vermag mich zu rechtfertigen.«
    »So thun Sie es sofort!«
    »Ich gehöre nicht zu den Hochverräthern.«
    »Beweisen Sie es!«
    »Es wurden mir von ihrer Seite verschiedene Anträge gemacht, welche mit außerordentlich lockenden Versprechungen verbunden waren, und ich ging nur zum Scheine darauf ein, um ihre Absichten kennen zu lernen und Ihnen dann Alles mitzutheilen.«
    »Das klingt sehr vortheilhaft. Seid wann sind Sie Mitglied dieser sauberen Verbindung?«
    »Seit vielleicht einem Monate.«
    »Und haben Sie ihre Absichten bereits kennen gelernt?«
    »Noch nicht. Es gibt verschiedene Grade, und ich gehöre leider noch nicht zu den Wissenden.«
    »Ah, ich errathe! Sie wollen mir entkommen, ohne Auskunft geben zu müssen, dies aber wird Ihnen nicht gelingen. Auch einmal abgesehen davon, daß Ihre Betheiligung an den Intriguen dieser Menschen nicht mit der Würde Ihres Amtes zu vereinbaren ist, selbst wenn sie in der wohlgemeinten Absicht geschah von welcher Sie reden, habe ich die feste Ueberzeugung, daß Sie länger als einen Monat Mitglied sind und zu den Wissenden

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