Scepter und Hammer
in die Art und Weise thun dürfen, in welcher der Herzog das ihm geschenkte königliche Vertrauen mißbraucht. Ich bin der Sohn eines Schmiedes, ich liebe die Redlichkeit, die Offenheit, ich bin die ehrliche Kraft gewohnt. Den Hammer in die Hand, weg mit der Schlange, und drauf auf alles Gewürm, welches den besten Willen zu vergiften weiß!«
Er schwieg. Auch der König schwieg. Es war richtig, die Worte des jungen Mannes waren ein ungewöhnliches Wagniß, aber er hatte auf das Herz seines königlichen Freundes gebaut und – sich nicht verrechnet. Nach einigen Minuten fühlte er seine Hand von der des Königs ergriffen.
»Habe Dank!«
Das war Alles, was der Herrscher sagte. Wieder verging eine Weile, dann frug der letztere:
»So wollen wir sie Alle entkommen lassen?«
»Alle, bis auf Einen.«
»Penentrier?«
»Nein; der würde uns nichts gestehen; vielmehr würden uns vielleicht alle Fäden verloren gehen, deren wir zur Enthüllung seiner Umtriebe bedürfen.«
»Wen dann? Den Posten, welcher jedenfalls bis zuletzt hier am Orte bleiben wird und also ohne Aufsehen aufzuheben ist?«
»Auch nicht. Er darf nicht mit in den Brunnen hinab, und dieser Umstand beweist, daß er noch nicht zu den vollständig Eingeweihten gehört. Nein; ich meine, wir greifen den ersten Besten heraus.«
»Der auch nichts gestehen wird. Du selbst hattest ja vorhin die Meinung, daß von Keinem etwas zu erfahren sein würde, falls wir sie Alle gefangen nehmen.«
»Falls wir sie Alle gefangen nehmen, aber eben auch nur in diesem einen Falle. Es ist ein Unterschied zwischen einer regelrechten Untersuchung und der plötzlichen geheimnißvollen Aufhebung einer Person, die sich über mehr als Alles im Unklaren befindet und mit den Gedanken flattert wie ein gefangener Vogel, der die durchsichtige Fensterscheibe für die freie Luft ansieht und sich die Schwingen zerschlägt und den Kopf einstößt.«
»Diese Meinung hat allerdings etwas für sich, und ich gebe Dir die Erlaubniß, nach ihr Deine Vorkehrungen zu treffen.«
»Vorkehrungen sind nicht nöthig. Thomas kennt ebenso wie ich jeden Schrittbreit des Bergpfades. Wenn die Versammlung auseinander geht, bleiben Majestät mit den Uebrigen zurück, während ich mit ihm schnell hinunter eile und den auf dem Fahrweg Gehenden zuvorkomme. Das Uebrige muß dann der Augenblick ergeben.«
Das Gespräch war beendet und es verging eine lange Zeit, ehe sich wieder ein Laut oder eine Bewegung beobachten ließ. Da endlich erhob sich der Posten aus dem Gras und nahm an der Wegmündung Platz. Er hatte jedenfalls das Geräusch der im Brunnen Emporsteigenden gehört. Sie Alle kamen herauf und drängten sich oben noch einmal um den Rentier. Dieser erhob seine Arme wie zum Segen und meinte in salbungsvoller aber halblauter Stimme: »So gehet denn nach Hause, ein Jeder an den Ort, wo er zu arbeiten hat am Weinberge des Herrn. Die Ernte ist groß; sie bringt uns reichen Segen. Darum nehmt die Sichel zur Hand, sobald der Ruf des Herrn erschallt. Bis dahin behüte er Euern Ausgang und Euern Eingang!«
»Jetzt und in Ewigkeit. Amen!« erklang es rundum als Antwort.
Dann schritten sie einzeln davon, leise und langsam, wie sie gekommen waren. Der Posten schloß den Zug.
Kaum war dieser verschwunden, so erhob sich Max.
»Warten Majestät noch eine Viertelstunde, dann kommen Sie mit den Uebrigen hier auf dem bequemen Wege nach. Ich werde mit Thomas unten sein.«
Er eilte zu den Gesellen.
»Heraus.«
Sie kamen aus ihrem Verstecke hervor.
»Thomas, getraust Du Dich, hier schnell mit hinunter zu klettern?«
»Zu Pefehl, wie eine Katze!«
»Dann schnell vorwärts, daß wir ihnen nicht begegnen! Ihr beiden Andern geht in die Ruine, wo man Euch erwartet.«
So schnell es die Dunkelheit gestattete glitt er mit Thomas den steilen Pfad hinab, welcher den zweimal rund um den Berg führenden Fahrweg zweimal kreuzte. Sie kamen trotz der Beschwerlichkeit der Passage glücklich und unbemerkt unten an, Thomas keuchte doch ein wenig, als er festen Fuß gefaßt hatte.
»Alle Wetter, ist so ein Perg bei Nacht ein wunderpares Ding. Das geht ja schneller als auf der Eisenbahn. So einen Rutsch hätte meine Parpara Seidenmüller mitmachen sollen. Die wäre dapei ganz außer Rand und Pand gerathen!«
»Das ist möglich,« lächelte Max. »Jetzt aber haben wir an andere Dinge als an die Barbara zu denken. Wir müssen Einen gefangen nehmen.«
»Zu Pefehl!«
»Es werden mehrere Männer hier am Berge herab vorüberkommen. Ich
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