Scepter und Hammer
können.«
»Das kann ich. Die Garnisonen stehen scheinbar auf dem Friedensfuße; es bedarf aber nur meines telegraphischen Befehles, sie unter die Waffen und an meine Seite zu bringen. Diejenigen höheren Chargen, deren ich nicht sicher bin, werden im Nu arretirt und die unteren rücken vor. Dieses Avancement ist das beste Mittel, mir das Offizierskorps dienstbar zu machen. Meine Räthe arbeiten bereits seit Wochen angestrengt an der Organisation der Erhebung, und ich kann sagen, daß jedes Rädchen seine Pflicht thun wird, wenn ich den Schlüssel an die Uhr setze.«
»Und die Marine?«
»Die Admiralität ist mir ergeben. Uebrigens habe ich dafür Sorge getragen, daß die norländische Flotte im geeigneten Augenblick abwesend ist, das heißt, zerstreut in alle Meere. Die süderländischen Schiffe werden unsere Häfen nehmen, ohne den geringsten Widerstand zu finden.«
»Unter dem Kommando von Nurwan-Pascha?«
»Ja. Die Süderländer konzentriren sich bereits heimlich hinter dem Gebirge. Wenn ich das Zeichen gebe, sind binnen drei Tagen achtzigtausend Feinde im Lande, denen ich mich mit unseren Truppen anschließe. Meine beiden gefährlichsten Feinde, der alte Sternburg zu Lande und der junge Sternburg zu Wasser, werden unschädlich gemacht. Der alte Fürst ist bei seinem Sohne in Tremona eingetroffen. Sie werden Beide auf einige Zeit verschwinden.«
»Und wann werden Sie das Zeichen geben? Ich kann die Meinen wahrhaftig nicht mehr halten.«
»Sofort nach der Abreise der Prinzessin.«
»Also nach drei Tagen?«
»Ungefähr.«
»Den König lassen Sie leben?«
»Kann ich selbst ihn tödten? Ein abgesetzter Monarch ist gefährlich, so lange er lebt.«
»Er könnte unter den Händen des aufgeregten Volkes fallen.«
»Möglich.«
»Diese Hände müßten dirigirt werden.«
»Dürfte schwer sein!«
»Kommt auf die richtige Arbeit an; Arbeit aber bedarf stets des Lohnes.«
»Sie kennen mich!«
»Gut! Durchlaucht werden sofort Gelegenheit haben, sich alle Hände, welche mir zur Verfügung stehen, zu verpflichten. Hier sind die Kontrakte, welche von mir zur Unterschrift bestellt wurden.«
»Geben Sie her!«
Der Herzog nahm ein Papier nach dem andern, las es genau durch und versah es dann mit seiner Unterschrift. Dann zog er aus einem Etui ein schimmerndes und jedenfalls neues Petschaft und drückte mit demselben sein Siegel bei.
»So,« meinte Penentrier lächelnd und mit einer tiefen Verneigung. »Bereits unterzeichnet und besiegelt von dem neuen Könige. Jetzt befehlen Sie, und ich lasse alle Federn springen!«
»Majestät,« flüsterte Max. »Jetzt ist es Zeit zur Entfernung.«
»Zurück also; ich weiß genug!« lautete die Antwort.
Sie traten ihren Rückzug an und gelangten in den Garten, wo Max das Fenster wieder einsetzte. Brandauer war sicher sehr besorgt gewesen und freute sich, die Beiden ohne Störung wiederzusehen.
»Schnell in den Kahn, ehe der Rentier kommt!« befahl der König.
Sie stiegen über die Mauer und dann in das Boot. Max setzte sich an das Steuer, und sein Vater nahm die Ruder.
»Wohin, Majestät?« frug der erstere.
»Nach der Wohnung Penentriers.«
Max antwortete nicht. Nun die Sache der Verschworenen so weit gediehen war, hätte auch er nichts Anderes gethan, als sich der Person dieses Menschen und seiner Papiere zu bemächtigen.
Das Boot flog über den Fluß hinüber, und bald gelangten die Drei vor den Gasthof der guten Frau Barbara Seidenmüller. Es war noch nicht geschlossen. Max trat allein in die Gaststube. Es waren noch mehrere Tische besetzt, und in der vordersten Ecke saßen – die drei Gesellen, welche sich bei seiner Ankunft respektvoll erhoben.
»Wie ist es gegangen?« frug er.
»Zu Pefehl, Herr Doktor, gut!« antwortete Thomas.
»Laßt Euch Wein und Cigarren auf meine Rechnung geben!«
»Danke pestens, und zwar ganz pesonders für die Cigarren. Unsere Parpara hat ausgezeichnete Ampalema.«
»Wo ist sie?«
»Dort kommt sie soepen aus der Küche.«
Max nahm die Wirthin bei Seite.
»Herr Aloys Penentrier wohnt noch bei Ihnen?«
»Ja.«
»Nimmt er seinen Schlüssel mit, wenn er ausgeht?«
»Ja.«
»So können Sie nicht in seine Stube?«
»Ich habe einen Hauptschlüssel, bringe ihn aber nicht in Anwendung.«
»Holen Sie ihn!«
»Sie wollen – – –«
»Fragen Sie nicht. Wir haben keine Zeit!«
Er ging mit ihr durch die Küche, in welcher sich der Schlüssel befand, nach der erleuchteten Hausflur.
»Ah, schönen guten Abend, Herr Brandauer,«
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