Scepter und Hammer
bei sich?«
»Ja.«
»Zeigen Sie her! Ich werde sie selbst besorgen.«
»Darf ich dies?«
»Sie dürfen. Hier haben Sie.«
Er griff in die Tasche und reichte dem Lakaien ein Geldstück hin, gegen welches dieser die Billets aushändigte. Er war froh, des weiteren Weges überhoben zu sein, und entfernte sich.
»Also gefangen!« rief jetzt der Schmied. »Wie bringen wir ihn los?«
»Er steckt vielleicht in dem Gange,« meinte Max.
»Unmöglich. Er würde unbedingt das Fenster finden.«
»Wenn sich nicht eine Vorrichtung da befindet, durch welche dieser Weg versperrt wird.«
»Wir müssen hin.«
»Nicht sofort. Sein Leben scheint mir nicht bedroht. Die Hauptsache ist, daß wir den Prinzen in unsere Hand bekommen, damit er nicht noch größeres Unheil anstiftet. Major, Du bleibst hier. Du, Vater eilst zur Schmiede, um die Gefangenen zu bewachen und – – –«
»Welche Gefangenen?«
»Den Kriegsminister und so weiter. Ich habe sie in der Eisenkammer untergebracht, weil auf diese Weise Alles geheim abgemacht werden konnte. Schicke sofort alle drei Gesellen nach dem Palais der Prinzessin, vor welchem ich mit ihnen zusammenkommen werde. Aber schnell!«
Der Schmied eilte nach Hause, und Max begab sich nach dem Flusse, an welchen der Garten des Palais stieß. Er rekognoscirte zunächst die Vorderfronte des Hauses und bemerkte den herzoglichen Wagen vor dem Portale; der Prinz mußte also noch anwesend sein. Dann schritt er um das Gebäude herum und längs der Gartenmauer hin.
Diese bestand aus durchbrochener Ziegelarbeit, welche von Zeit zu Zeit von hohen Eisengittern unterbrochen war. Man konnte also von außen in den Garten sehen, doch war die Freiheit des Blickes sehr durch viele und dichte Baumgruppen beeinträchtigt. Er hatte keine Hoffnung, etwas auf sein Vorhaben Bezügliches zu bemerken, da aber vernahm er hinter der Mauer eines Gartenhäuschens eine Stimme, welche er als diejenige des Prinzen erkannte, und zu gleicher Zeit erblickte er weiter oben die drei Gesellen, welche wie unbefangene Spaziergänger herbeigeschlendert kamen.
Er gab ihnen einen Wink und wußte, daß sie ihn verstehen würden. Ein Blick rund umher belehrte ihn, daß er nicht beobachtet werde. Er streckte also die Arme aus – ein Aufschwung, ein leiser Absprung, und er stand im Garten, hart neben dem Häuschen. Die Worte, welche in demselben gesprochen wurden, konnte er sehr deutlich vernehmen, obgleich sich die beiden Personen einer halblauten Sprache befleißigten. Es war eine weibliche und eine männliche Stimme. Die letztere sprach soeben: »Nun wohl, Königliche Hoheit, so muß ich aufrichtig sein! Sie müssen unverzüglich mit mir die Stadt und dann auch vielleicht das Land verlassen, denn noch heute Abend wird der Belagerungszustand über unsere Residenz verhängt sein.«
»Sie sprechen wie ein Träumender, Prinz!«
»Meine Worte mögen so klingen, aber ich wache dennoch und bin noch nie so nüchtern gewesen wie im gegenwärtigen Augenblicke. Heute um Mitternacht werden die Truppen Ihres königlichen Vaters die Grenze unseres Landes überschreiten – –«
»Unmöglich!«
»Und dennoch sehr wahr!«
»Was könnte meinen Vater bewegen – –«
»Es gibt sehr triftige Gründe.«
»Dann würde er mich zurückgerufen haben, um meine Freiheit nicht in Gefahr zu bringen.«
»So war es auch vorher berechnet. Aber es sind die Umstände so plötzlich und so zwingend hereingebrochen, daß Ihre zeitige Zurückberufung unmöglich ist. Heut Abend wird sich das norländische Volk erheben, um den Herzog von Raumburg als seinen König zu erklären – – –«
»Ah!« klang es erschrocken.
»Ihr Vater läßt marschiren, um die Chancen des Herzogs zu unterstützen – – –«
»Ah! Also – – oh, ich errathe!«
»Der bisherige König befindet sich bereits in meiner Gefangenschaft und wird – – –«
»Prinz!« rief sie.
»Was?«
»Ich sehe jetzt klar. Antworten Sie mir! Ihre politischen Berechnungen bezogen sich auch ein wenig auf meine Person?«
»Ein wenig? Ja, die politischen, desto mehr aber die Berechnungen meines Herzens, und ich – –«
»Bitte, hören Sie mich! Ich bin die Tochter eines Königs und habe bei der Wahl meines Gatten mehr zu berücksichtigen, als eine Dame anderen Standes; aber das steht fest: meine Hand wird nie einem Manne gehören, der nicht meine vollste Hochachtung, mein vollstes Vertrauen, und die ganze Liebe meines Herzens besitzt. Finde ich eine Person, der ich Alles dies zu widmen
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