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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Aufklärung zu geben und bitte nur um die Erlaubniß, meinen Arrestanten, noch ehe ihm das Bewußtsein wiederkehrt, fortzuschaffen.«
    »Thun Sie es!«
    »Bindet ihn fest; gebt ihm einen Knebel, daß er nicht sprechen kann, und tragt ihn zum Meister, der ihn zu den Andern stecken mag!«
    »Aper wie sollen wir ihn fortpringen?« frug Thomas. »Es darf ihn doch Niemand zu sehen pekommen.«
    »Dort am Gewächshause lehnt eine Trage, und hier bei den Frühbeeten liegt Stroh. Wickelt ihn so ein, daß seine Glieder vollständig verhüllt sind; dann wird es gehen.«
    Jetzt erhob sich die Prinzessin von dem Sitze, auf welchen sie niedergesunken war.
    »Mein Herr, ich sehe noch nicht klar, aber ich fühle, daß Sie das Richtige thun und werde Ihnen behilflich sein. Hier ist der Schlüssel zum Gartenthore, welches nach dem Flusse führt.«
    »Danke, Hoheit!«
    Er nahm den Schlüssel und übergab ihn Thomas.
    »Sucht zuvor einmal die Taschen des Gefangenen durch nach Papieren und dem Schlüsselchen zu diesem Koffer.«
    »Hape ihn pereits, Herr Doktor. Hier ist er.«
    »Und hier ist eine Brieftasche.«
    »Weiter nichts?«
    »Nein.«
    »Dann fort mit ihm! Werdet Ihr es fertig bringen, ohne daß es auffällig wird, Baldrian?«
    Dieser nickte bedächtig.
    »Das ist am Den!«
    Sie entfernten sich mit dem Prinzen, wickelten ihn in das Stroh, banden ihn auf die Tragbahre und trugen ihn davon.
    Jetzt befand sich Max mit Derjenigen allein, deren Bild sich ihm bis in die tiefste Tiefe seines Herzens und Lebens eingeprägt hatte. Er stand vor ihr so schön und stolz und doch so bescheiden und ergeben; sie sah es und fühlte, ohne es sich zu gestehen, daß Ihr Auge noch keinen Mann gesehen habe, den sie mit ihm vergleichen könne.
    »Hoheit – –!«
    »Bitte, nehmen Sie Platz!«
    »Ich gehorche!«
    »Ihr Name ist Brandauer?«
    »Ja.«
    »Seine Majestät, der König, verkehren viel und freundlich in Ihrer Familie?«
    »Ich bin so glücklich, dies behaupten zu können.«
    »Ich beneide Sie, denn der Vater Ihres Landes ist ein Mann, dem ich meine vollste Hochachtung und Theilnahme zolle. Sie handelten jedenfalls gegenwärtig in seinem Auftrage?«
    »So ist es. Königliche Hoheit gestatten mir eine kurze Darstellung der Lage. Zwar marschiren die Truppen Süderlands bereits gegen uns, aber ich weiß, daß ich mit Vertrauen sprechen darf.«
    »Sie dürfen es. Ich werde Norland nicht eher verlassen, als bis dieser unglückselige Zwist beseitigt ist.«
    »Ich war in der Lage, den letzten Theil Ihrer Unterredung mit dem General anzuhören, und kann nicht umhin, Ihnen meine Bewunderung der edlen Gesinnungen auszudrücken, welche aus Ihren Worten sprach. Sie dürfen versichert sein, daß weder feindselige politische noch kriegerische Verhältnisse auf Ihre gegenwärtige Situation oder das Vertrauen meines Königs für Sie von Einfluß sein werden. Er fühlt sich hoch beglückt durch Ihre Gegenwart, bedauerte herzlich Ihre projektirte baldige Abreise und wird Ihrem jetzigen Aufenthaltsort unter allen Umständen die Eigenschaft eines Sanktuarium ertheilen, dessen Frieden nicht gestört werden darf. Doch, ich beginne.«
    Er begann eine Auseinandersetzung der Verhältnisse, deren Opfer sie hatte werden sollen. Zwar verschwieg er Manches, dessen Erwähnung ihm nicht geboten zu sein schien, aber sie erhielt doch ein lebendiges Bild von dem, was sie wissen sollte, und ihr Ohr lauschte auf den wohlklingenden Ton seiner Stimme, während ihr Auge an seinen männlich schönen Zügen hing, auf denen der Einfluß der ihn beherrschenden Empfindungen deutlich zu lesen war.
    »Ich danke Ihnen,« meinte sie, als er geendet hatte. »Ohne es zu wollen, haben Sie mir einen Einblick in Ihr Herz gegeben, welches warm und treu für die Sache des Rechtes und für den König schlägt, der Ihnen nicht blos Herrscher, sondern auch Freund und Vater ist. Erlauben Sie mir die Erwiderung der Hochachtung, von welcher Sie vorhin sprachen, und geben Sie mir die angenehme Hoffnung, daß es mir ermöglicht sein werde, Sie gegenwärtig nicht zum letzten Male bei mir zu sehen.«
    Eine leichte flüchtige Röthe glitt bei den letzten Worten über ihre Wangen, und ihr kleines warmes Händchen, welches sie ihm entgegenreichte, ruhte einen Augenblick länger, als es nöthig gewesen war, in seiner Rechten. Ihn durchzuckte diese Berührung mit einer noch nie empfundenen Seligkeit. Er hätte sich zu ihren Füßen niederwerfen und ihr gestehen mögen, daß jeder Pulsschlag seines Herzens ihr

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