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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vermag, so will ich sogar auf meine angestammten Hoheitsrechte verzichten, wenn er einem sogenannten niederen Stande angehört, und nur ihm allein und seinem Glücke leben. Sie haben nicht den geringsten Grad meiner Zuneigung besessen; Ihre Stellung forderte mich zur Achtung auf, jetzt aber erkenne ich in Ihnen den niedrigsten Charakter, der mir nur begegnen konnte; Sie sind ein Hochverräther, Sie werfen sogar auf mich den Schmutz, der Ihnen anhaftet, denn während ich hier die höchste Gastfreundschaft genieße, wird dieselbe auf Ihre Veranlassung hin von den Meinigen mit dem schnödesten schwärzesten Undank belohnt. Hören Sie was ich Ihnen zu sagen habe: Ich hasse, nein, ich verachte Sie! Gehen Sie sofort aus meinen Augen, sonst rufe ich meine Dienerschaft und lasse Sie wie einen Vagabunden auf die Straße bringen!«
    Auf diese geharnischte Antwort blieb es einige Augenblicke ruhig, dann erklang die Stimme des Prinzen in jenem heiseren Tone, der die Folge einer Anstrengung der ganzen Selbstbeherrschung ist: »Dies ist Ihre letzte, Ihre einzige Entscheidung, Prinzeß?«
    »Meine einzige!«
    »So will auch ich meine Entscheidung sagen! Ich liebe Sie; ich bete Sie an, und Sie werden meine Frau, ganz gleich, ob Sie wollen oder nicht. Wir müssen und wir werden siegen, und für diesen Fall habe ich das mündliche und schriftliche Versprechen Ihres hohen Vaters, daß Sie meine Gemahlin werden. Sie werden sich unter der Strenge der Politik zu beugen haben wie schon hundert andere Frauen königlichen Geschlechtes, die dann immer noch Befriedigung ihres Herzens fanden.«
    »Unmöglich. Bei der ersten Ihrer Berührungen würde ich mich tödten.«
    »Lassen wir dies dahingestellt sein! Ich habe Sie jetzt nur endgiltig zu fragen, ob Sie die Stadt augenblicklich verlassen wollen.«
    »Nein; ich bleibe!«
    »Sie setzen sich der größesten Gefahr aus.«
    »Das will ich. Ich habe zu beweisen, daß ich mit Ihrem Verrathe nicht in der mindesten Gemeinschaft stehe.«
    »So werde ich dafür sorgen, daß man Ihnen eine Sauvegarde vor die Thür stellt.«
    »Ich würde dieselbe fortweisen und mich nur von Denen beschützen lassen, welche für Den kämpfen, dessen Gastfreundin ich bin. Jetzt gehen Sie. Ich habe keinen Augenblick mehr für Sie übrig!«
    »Wirklich?« klang es halb erregt und halb in kaltem Hohne. »Hassen und verachten Sie mich in Wahrheit so sehr? Würden Sie wirklich bei der ersten meiner Berührungen sterben?«
    »Ich würde mich tödten!«
    »So will ich Ihnen das Gegentheil beweisen und Ihnen jetzt einmal im Voraus zeigen, welche Rechte mir später zur Verfügung stehen werden. Ich bitte um einen Kuß, Hoheit!«
    »Frecher! Gehen Sie!«
    »Einen Kuß!«
    »Ich rufe um Hilfe!«
    »Das wird Ihnen nichts nützen, denn ehe eine dieser dienstbaren Kreaturen kommt, wird der Kuß bereits mein geworden sein. Also!«
    Max vernahm ein Geräusch, als ob der Prinz sich von seinem Sitze erhebe und sich der Prinzessin nahe. Im Nu stand er unter dem Eingange des Gartenhäuschens. Mit einer tiefen stummen Verbeugung die vor Erregung überglühte Dame grüßend, wandte er sich direkt an den Prinzen:»Excellenz, verzeihen Sie, daß die ›dienstbare Kreatur‹ bereits da ist, noch ehe Sie Ihren frechen Raub ausgeführt haben!«
    »Ah, der Schmiedejunge!« entfuhr es den Lippen des Angeredeten, der überrascht einen Schritt zurückfuhr.
    »Allerdings, mein Herr; doch habe ich mich dieser Abstammung augenscheinlich weniger zu schämen als Sie sich der Ihren, da ich von mir sagen darf, daß ich mir Mühe gegeben habe, ihr Ehre zu machen, während bei Ihnen ganz das Gegentheil stattfindet.«
    »Mensch! Hund!«
    »Ganz nach Belieben! Aber der Schmiedejunge wagt es doch, Platz zu nehmen bei zwei Personen so hoher Distinktion, weil er weiß, daß ein Junge zuweilen achtbarer ist als ein Prinz.«
    »Hinaus mit Dir, Schurke!«
    »Ich habe ganz im Gegentheile sehr mit Ihnen zu sprechen, ersuche Sie aber, sich einer anständigeren Ausdrucksweise zu bedienen, da dies ganz in Ihrem eigenen Interesse liegt, weil ich, hören Sie wohl, Prinz, weil ich Ihr Schicksal in meinen Händen halte!«
    »Du – Sie, in Ihren Händen?«
    »Ja. Hören Sie! Sie sagten, die Armee Süderlands werde heut noch marschiren, und ich sage, daß sie geschlagen wird. Sie sagen, daß der König Ihr Gefangener sei, und ich sage, daß ich sein Gefängniß kenne; es ist der Gang, welcher aus der Bibliothek Ihres sehr erlauchten Vaters bis unter die Gartentreppe führt. Ich

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