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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werde ihn befreien.«
    Bei diesen Worten beobachtete er den Prinzen und sah aus dem Zucken der Augen desselben, daß er sich nicht geirrt habe. Er fuhr fort: »Sie sagen, daß sich noch heut das Volk erheben werde, und ich verneine dies, denn die Befehle zu dieser Erhebung sind von mir aufgefangen worden. Sie befinden sich in meinen Händen.«
    »Lügner!«
    Max griff ruhig in die Tasche.
    »Hier sind Ihre Billets. Sie werden Ihre Handschrift kennen, wie sich vermuthen läßt. Die Herren Adressaten befinden sich bereits in meiner Gefangenschaft. Nicht wahr, es ist sehr zu verwundern, daß ein ›Hund‹, ein ›Mensch‹, ein ›Schmiedejunge‹ es wagt, zum Beispiel einen Kriegsminister zu arretiren. Der fromme Herr Hofprediger und dieser Herr Penentrier wurden bereits gestern Abend von dem Könige selbst arretirt. Ich habe alle Ihre Depeschen und Aktenstücke dechiffrirt und vermuthe, daß dieser kleine Koffer, welcher jedenfalls Ihnen gehört, noch mehr Beweisstücke in meine Hand liefern wird.«
    Der Prinz zitterte vor Ueberraschung.
    »Und wenn dies Alles wahr ist, was Sie sagen, so sind dennoch alle Ihre Mühen und Entdeckungen fruchtlos. Den König werden Sie nicht finden; das Volk wird doch aufstehen, und nun, da es so steht, werde ich die Stadt nicht verlassen, sondern jetzt gleich, unverweilt die Meinigen zu den Waffen rufen!«
    »Das werden Sie nicht, denn Sie sind mein Gefangener!«
    »Ich? Ihr Gefangener? Mensch, Sie sind wahnsinnig!«
    »Dies zu denken steht Ihnen ja frei. Aber Sie dürfen mir glauben, daß sich das Volk wirklich nicht erheben wird, denn alle Häupter des Aufstandes, welche wir in der Liste des Pater Valerius verzeichnet fanden, gehen in diesem Augenblicke einer strengen Bestrafung und wenigstens einer lebenslänglichen Gefangenschaft entgegen. Auch darüber, daß Sie mein Gefangener sind, kann kein Zweifel herrschen. Ihrem Aufstande hat nur der Schmiedejunge mit einem seiner Gesellen gegenüber gestanden; aber er ist bisher Sieger gewesen und wird auch ferner Sieger bleiben. Ich verhafte Sie im Namen des Königs!«
    »Wirklich eine ganz ergötzliche Komödie. Wollen Sie heut vielleicht die Prophezeiung jener alten Zigeunerin, welche wir einst trafen, in Scene setzen? Es war da wohl von Königskronen, von einer wunderherrlichen Königin und von einem Hammer die Rede, mit welchem Sie sich ein Scepter erringen würden!«
    »Sie trachten nach einem Scepter; den Hammer habe ich in der Hand. Vielleicht schlage ich Ihnen mit demselben das Scepter aus der Faust.«
    »Wohlan, versuchen Sie es! Uebrigens wissen Sie zuviel von uns, als daß ich mich Ihres Schweigens nicht versichern sollte. Sie zwingen uns, schneller zu beginnen als wir wollten, und so soll der Anfang auch gerade bei Ihnen gemacht werden!«
    Er riß ein Terzerol aus der Tasche – zwei Schreie erklangen. Der eine kam von den Lippen der erschrockenen Prinzessin, welche eine Bewegung machte, sich zwischen die Feinde zu werfen, dieselbe aber nicht auszuführen vermochte. Der andere erklang vom Munde des Prinzen selbst, es war ein Schmerzensschrei: denn noch ehe er loszudrücken vermochte, hatte Max die Hand sammt der Waffe mit solcher Stärke gepackt, daß sie wie in einem eisernen Schraubstocke lag.
    »Bitte, königliche Hoheit, haben Sie keine Sorge, es soll vor Ihren Augen kein Tropfen Blut fließen!«
    Er packte auch den andern Arm des Prinzen.
    »Geben Sie sich freiwillig gefangen?«
    »Nein und tausendmal nein. Ich werde um Hilfe rufen, wenn Sie nicht loslassen!«
    »Rufen Sie!«
    »Hil – – –!«
    Er hielt mitten im Rufe inne, weil er sich bereits gerettet fühlte, da er deutlich hörte, daß sich mehrere Personen über die Mauer schwangen. Die drei Gesellen erschienen am Eingange, und Thomas war der erste, welcher eintrat.
    »Was gipt es denn zu schreien, da hier? Ah, der Herr General von der Artillerie! Sollen wir ihn zusammenwickeln, Herr Doktor?«
    »Ja.«
    »Zu Pefehl! Komm mein Söhnchen und laß Dich umärmeln!«
    »Fort von hier!« gebot der Prinz. »Ich rufe die Schiffer herbei, Ihr Mörder!«
    »Soll ich ihm eins gepen, Herr Doktor?«
    »Ja.«
    »Zu Pefehl! hier, wohl pekomms!«
    Er traf mit seiner Faust den Prinzen so vor die Stirn, daß dieser bewußtlos zusammenfiel.
    »Was nun, Herr Doktor?«
    Max wandte sich an die Prinzessin:
    »Verzeihung, königliche Hoheit, daß mir die Umstände nicht gestatteten, dem Auge eines Engels eine solche Scene zu verhüllen. Ich fühle die Verpflichtung, Ihnen vollständige

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