Scepter und Hammer
Majestät sich beinahe täglich in unserer Behausung befinden –«
»Allerdings.«
»Majestät wünschen Sie gegenwärtig bei uns zu sehen.«
»Bei Ihnen? Jetzt?«
»Ja.«
»In welcher Angelegenheit?«
»Ob diese Angelegenheit den Kavalleriebeschlag oder Aehnliches betrifft, weiß ich nicht. Mir wurde nur bedeutet, zu Ihnen zu fahren, um Sie zu einer augenblicklichen Konferenz einzuladen.«
»Mich allein?«
»Es werden noch einige sehr hoch gestellte Herren gegenwärtig sein.«
»Sonderbar. Eine Konferenz in der Schmiede! Dürfen Andere davon wissen?«
»Majestät hat mich beauftragt, Ihnen die tiefste Verschwiegenheit zu empfehlen.«
»Sie haben selbst einen Wagen?«
»Ja; er steht Excellenz zu Diensten.«
»Ich komme sofort. Warten Sie hier!«
Der Minister trat in das Nebengemach und kehrte bald in einem wenig auffälligen Anzuge zurück. Er folgte Max nach dem Wagen, und nachdem Beide denselben bestiegen hatten, fuhr Thomas im Trabe nach der Schmiede. Vor derselben angekommen, stieg er ab und öffnete den Schlag; dann trat er hinter Max und dem Minister in das Haus.
»Wo befinden sich Majestät?« frug der letztere.
»Er wird pald kommen,« antwortete Thomas. »Warten Sie nur noch ein Pischen!«
Bei diesen Worten faßte er den Minister von hinten. Max griff mit den Gesellen ebenfalls zu; die Lehrjungen brachten die Stricke herbei, und ehe der Gefangene nur zum rechten Bewußtsein seiner so unerwarteten Lage gekommen war, lag er gebunden und geknebelt in der Eisenkammer, deren schwere Thür sich hinter ihm schloß.
Auf diese Weise währte es kaum eine Stunde, so hatte Max die in der Residenz wohnenden und auf der Liste angegebenen Verschworenen beisammen, ausgenommen den Hofprediger, zu dem er sich auch noch begab. Eben stieg er aus dem Wagen, als er seinen Vater daherkommen sah. Dieser beschleunigte seine Schritte und frug, als er mit ihm in den Flur trat:»Wie weit bist Du?«
»Fertig, bis auf diesen Einen. Die Depeschen sind besorgt und die Männer gefangen. Und Du?«
»Ich habe bisher vergebens auf den König gewartet. Er wollte Prinz Raumburg gefangen nehmen; es wird ihm doch nicht ein Unglück passirt sein? Es ließ mir keine Ruhe; ich mußte Wallroth und Dich suchen.«
»Wenn er noch nicht da ist, muß allerdings irgend eine Störung oder etwas Aehnliches zu Grunde liegen, und –«
Er wurde durch den Eintritt eines Mannes unterbrochen, welcher schnell an ihnen vorüber wollte. Er trug Raumburgische Livree.
»Wo wollen Sie hin?« frug Max.
Der Mann besah sich den Frager, und da derselbe anständige Kleidung trug, würdigte er ihn einer Antwort:
»Zum Herrn Hofprediger.«
»Was wünschen Sie bei demselben?«
»Gehören Sie zu ihm?«
»Ich habe Alles Eingehende zu empfangen.«
»Hier ist ein Billet abzugeben.«
»Müssen Sie es eigenhändig überreichen?«
»Das ist mir nicht ausdrücklich anbefohlen.«
»Von wem ist es?«
»Von Seiner Durchlaucht, General von Raumburg.«
»Ah; kommen Sie mit.«
Sie nahmen den Diener mit in das Zimmer, in welchem sich der Major befand.
»Ein Billet des Prinzen Raumburg an den Hofprediger,« meldete Max an Wallroth. »Ich werde es erbrechen.«
Er las es und reichte es dann dem Major und dem Vater entgegen. Es enthielt folgende Zeilen:
»Wir sind verrathen, doch ist noch nichts verloren. Zwar hat der König auf unbegreifliche Weise Alles erfahren, aber ich halte ihn in unserem Palais gefangen, eile jetzt zur Prinzessin, um deren Person in Sicherheit zu bringen, und verlasse die Stadt. Lassen Sie gegen Abend Ihre Leute los. Um Mitternacht werden die Süderländer die Grenze überschreiten, wie ich telegraphisch befohlen habe. Und meine weiteren Depeschen werden bis morgen den Aufstand über das ganze Land verbreiten.
R.«
Max wandte sich an den Diener:
»Sie hatten mehrere Karten abzugeben?«
»Ja.«
»An wen?«
»Sie sehen ein, daß ich dies verschweigen muß. Ich bin Diener. Warum lasen Sie dieses Billet, ehe es in die Hände des Herrn Hofpredigers gekommen ist?«
»Meine Anstellung gibt mir das Recht dazu. Sie hatten auch ein Billet an den Herrn Kriegsminister?«
»Allerdings.«
Max nannte auch die Namen der Uebrigen her, welche er gefangen genommen hatte, und erhielt dieselbe Antwort.
»Welche haben Sie bereits abgegeben?«
»Erst das Ihrige. Ich habe meinen Gang erst begonnen.«
»Der Herr General befindet sich bei der Prinzessin von Süderland?«
»Er fuhr soeben zu ihr.«
»Sie haben also die andern Billets noch
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