Scepter und Hammer
der Majestät nicht bemerkt, Durchlaucht,« lautete die Antwort.
»Aufpassen! Einen König bemerkt man allemal, und Ihr wußtet ja, daß er bei mir war. Diese Billets besorgt Heinrich eiligst an ihre Adresse, und Du nimmst ein Pferd, reitest augenblicklich nach dem ersten Anhaltepunkte der Südbahn und gibst diese Depesche auf. Franz schirrt schnell an; ich fahre zur Prinzessin von Süderland. Du haftest mit Deiner Stellung für die schleunigste Erfüllung dieser Befehle!«
Der Diener entfernte sich. Der Prinz legte seine Uniform ab und kleidete sich in Civil. Ein kleines Handköfferchen nahm die geheimen Papiere und die vorhandenen Gelder auf, dann begab er sich hinab in den Hof.
Der Kutscher schwang sich soeben auf den Bock, und Franz, der Diener öffnete den Schlag, um seinen Herrn einsteigen zu lassen. Der Wagen, welcher natürlich nicht per Kahn übergesetzt werden konnte, rollte der Brücke zu, welche weit oberhalb des herzoglichen Palais über den Fluß führte.
Unterdessen hatte Max seine Depeschen geschrieben und sie aufgegeben. Dann schritt er der Schmiede zu. Die drei Gesellen standen bei der Arbeit; sie mußten fleißig sein, um den fehlenden Meister mit zu ersetzen.
»Was muß nur seit gestern los sein?« meinte Heinrich, der Artillerist, indem er ein mit der Zange gefaßtes Eisen in die Gluth schob und dann den Blasebalg in Bewegung setzte.
»Halte den Schnapel!« antwortete Thomas. »Hape etwa ich oder der Paldrian darnach gefragt?«
»Na, man wird doch wohl fragen können, ob –«
»Still, alte Wißpegierde! Du hast gar nichts zu fragen op! Wir hapen Ordre zu pariren, den Pefehlen zu gehorchen und uns um weiter nichts zu pekümmern. Ueprigens kommt da drüpen der junge Herr. Frage nur ihn selper, wenn Du apgedonnert werden willst!«
Max trat ein.
»Habt Ihr sehr nothwendig?« frug er.
»Es gipt viel zu thun,« antwortete der Obergeselle. »Aper wenn uns der Herr Doktor prauchen sollte, so sind wir sehr pereit.«
»So legt die Arbeit weg und zieht Euch an. Ihr sollt mir helfen.«
»Was?«
»Einige Leute heimlich arretiren.«
»Ah, wieder Spitzpupen! Gleich fertig, Herr Doktor!«
»Wer zuerst fertig ist, holt den Kutschwagen, mit dem der Meister heut gefahren ist. Er steht bei Eurer Barbara vor der Thür und wird schnell hierher gebracht. Uebrigens muß Alles so geheim geschehen, daß kein Mensch eine Ahnung von dem hat, was wir thun.«
»Zu Pefehl, Herr Doktor!«
Max besann sich.
»Halt, noch besser! Ich brauche nur Thomas. Ihr Andern arbeitet fort. Ich werde mehrere einzelne Herren bringen. Sobald sie die Werkstatt betreten haben, faßt und bindet Ihr sie und schafft sie in die Eisenkammer, wie damals den Helbig. Sie werden auf das Strengste bewacht, bis ich weiter über sie bestimme! Es versteht sich von selbst, daß Ihr dafür sorgt, daß jetzt Niemand, der uns stören könnte, die Schmiede betritt.«
Er ging in die Stube zur Mutter. Baldrian und Heinrich arbeiteten mit den Lehrjungen fort. Nach kaum zwei Minuten kam Thomas aus seiner Kammer herab.
»Freue mich wie ein Schneekönig auf dieses neue Apenteuer. Euch aper, Ihr Lehrpupen, sage ich, daß Ihr Euch wacker haltet und den Schnapel nicht aufthut, pis Ihr die Erlaubniß pekommt zu reden. Adio!«
Er stieg mit großen Schritten die Straße hinab zu seiner Barbara, die er aber nicht zu sehen bekam, weil er gar nicht eintrat, sondern das Sattelpferd wieder einsträngte, auf den Bock stieg und zur Schmiede zurückkehrte. Max trat heraus und stieg ein.
»Wohin?« frug Thomas.
»Kriegsminister.«
»Hm!« machte der Geselle.
Es mochte ihm doch etwas zu ungewöhnlich erscheinen, einen Kriegsminister in die Eisenkammer zu stecken. Er zog an, und der Wagen setzte sich in Bewegung. Kurze Zeit nachher hielt er vor dem Hotel des Ministers, von dem Max wußte, daß er jetzt nicht im Ministerium beschäftigt, sondern zu Hause anzutreffen sei. Er ließ sich melden und wurde vorgelassen. Der hohe Beamte wußte wie Jedermann, daß der König mit der Familie Brandauer in engem Verkehre stehe, und vermuthete in Folge dessen, daß die Anwesenheit des Schmiedesohnes mit einer nicht unwichtigen Angelegenheit in Verbindung stehe. Daher seine Bereitschaft ihn zu empfangen.
Als Max eintrat befand er sich ganz allein in seinem Gemache.
»Sie sind der Herr Doktor Brandauer?«
»Aufzuwarten, Excellenz.«
»Was bringen oder was wünschen Sie?«
»Ich komme als Beauftragter Sr. Majestät.«
»Ah!«
»Excellenz wissen vielleicht, daß Seine
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