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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und innerlich so nahe standen.
    »Also keine Jesuiten, Brandauer?« frug der König.
    »Nein, Majestät. Sie sind für das Land das, was die Mäuse für das Feld und die Raupen für den Baum.«
    »Hast Recht, Brandauer,« klang es unter Hammerschlägen. »Der Herzogpräsident will sie haben, aber ich, ich will sie nicht, ebenso wenig wie Du. Gieb das Eisen noch einmal ins Feuer!«
    Der Schmied gehorchte und zog den Blasebalg an.
    »Und was war das andere, was Du mir noch sagtest?« frug der König, den Arm auf den Hammerstiel stützend.
    »Das von der Revolution.«
    »Pah! Leeres Gerede, von französischen Müßiggängern angestiftet. Ich thue meine Pflicht, und mein Volk ist mit mir zufrieden. Schau diesen Hammer! Mit ihm zermalme ich das Eisen. Es gibt einen Hammer, unter dem die Rebellion zerstiebt. Was sagst Du zu den Zollstreitigkeiten mit Süderland?«
    »Wie viel bringt der Zoll im Jahr?«
    »Wenig; gegen fünfmalhunderttausend Thaler.«
    »Und was kostet die Bewachung der Grenze?«
    »Einige zehntausend Thaler mehr als diese Summe.«
    »So lassen Sie den Zoll fallen, Majestät!«
    »Von dem angezogenen Gesichtspunkte aus hast Du Recht, doch muß diese Frage auch von anderen Seiten beleuchtet werden, die Deinem Verständnisse fern liegen.«
    »Ich denke wie mein Junge, und der verstehts!« antwortete der Schmied kurz und mit väterlichem Stolze.
    »Was sagt er zu der Todesstrafe?«
    »Weg damit!«
    »Gut. Muß ihn einmal hören. Heraus mit dem Eisen, Alter!«
    Wieder klang der Hammer und wieder stoben die Funken. Da trat Max ein und grüßte mit einer tiefen, respektvollen Verbeugung den hohen Gehilfen seines Vaters.
    »Guten Morgen, Herr Doktor! Wieder zurück in die Heimath?« Er schlug zu, bis das Eisen wieder in das Feuer mußte, dann reichte er ihm mit sichtlichem Wohlwollen die Hand. »Willkommen! Hast Du Zeit, mein Bursche?«
    »Stets für Ew. Majestät!«
    »Dann herunter mit dem Rocke, das Schurzleder um und den Hammer in die Hand. Wollen einmal wieder zu Dreien schlagen!«
    Im Garten saßen die Gesellen und plauderten, in ihrer Nähe, wie gewöhnlich, die Lehrjungen. Wenn der König in der Werkstatt war, hatten sie stets freie Zeit.
    »Wenn da jetzt Jemand zuhören könnte!« meinte Heinrich, der Artillerist. »Da wird Politik getrieben und manche Frage entschieden, von der selbst der Minister nichts zu hören bekommt.«
    »Ja, das ist am den!« bekräftigte Baldrian.
    »Der Alte ist ein praktischer Kopf, aber der König richtet sich doch mehr nach dem, was der junge Herr sagt, wenn er es sich auch nicht merken läßt. Aus dem wird gewiß noch etwas Großes.«
    Baldrian nickte sehr eifrig mit dem Kopfe.
    »Vielleicht gar ein Kavalleriewachtmeister,« fuhr Heinrich fort, hinüber zu Thomas schielend.
    »Das ist möglich,« antwortete dieser ruhig, »denn zur Artillerie zu gehen wird ihm nimmermehr einfallen; die ist zu grop und unverschämt.«
    »Ist das am den?« frug Baldrian, dem es stets Vergnügen gab, die Beiden aneinander zu bringen.
    »Natürlich! Und wers nicht glaupen will, der praucht nur einen Plick auf den Heinrich da zu werfen, dann wird ers wohl pegreifen, daß ich Recht hape. Wir von der Reiterei dagegen sind immer feine Leute; denn warum geht der junge Herr am liepsten mit mir, he? Und wer pekommt die meisten Ampalema? Wer hat heut sogar siepen Stück Cupa pekommen? Der Thomas von der Kavallerie!«
    »Und wer hat gestern Abend sogar eine Flasche Wein von ihm erhalten?« neckte Heinrich.
    »Ich glaupe, Du jedenfalls nicht!«
    »Nein, aber der Baldrian von den Grenadieren.«
    »Ist das wahr, Paldrian?«
    »Das ist am den!« nickte stolz der Gefragte.
    »Pei wem denn und wofür denn? Oder ist das etwa ein Geheimniß?«
    Der Grenadier nickte bedächtig.
    »Das ist am den!«
    Dann erhob er sich und schob sich langsam von dannen. Es lag nicht in seiner Absicht, sich ausfragen zu lassen. Thomas und Heinrich aber neckten sich fort, bis der Meister nach ihnen rief. Der König hatte in Begleitung des Doktors die Schmiede verlassen; nun konnten die Gehilfen wieder an ihre gewohnte Arbeit gehen.
    Erst nach Verlauf von über einer Stunde kehrte Max zurück. Er hatte sich aus dem königlichen Marstalle beritten gemacht und saß auf einem Rapphengste von ganz vorzüglicher Rasse.
    »Bekommen?« frug der Vater, vor die Thür tretend.
    »Ja, sogar auch vom Minister.«
    »Du bringst sie natürlich zu uns!«
    »Versteht sich!«
    Er nahm den Rappen in die Zügel und sprengte im kurzen Galoppe davon. Der

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