Scepter und Hammer
Platz und führte sie nach der Yacht. Sein Vater, welcher einen andern Weg eingeschlagen hatte, schritt eben über die Laufplanke. Der Arab-el-Bahr stand zum Empfange bereit.
»Du kennst mich noch?« frug der Fürst.
»Ja, Effendi!«
»Du weißt, daß Dein Herr mir die Yacht anvertraut?«
»Befiehl, und ich werde gehorchen.«
»Hast Du den verborgenen Kessel geheizt?«
»Es ist Alles bereit. Ich kannte Deine Diener und habe gethan, was Du mir gebotest.«
»Wir stechen sofort in See. Dieser Mann ist mein Sohn. Er wird das Kommando übernehmen.«
In wenigen Minuten legte sich die Prise in die aufgenommenen Segel der Yacht, und der schlanke Leib derselben strebte erst langsam und dann in immer schnellerer Fahrt dem offenen Meere zu.
Arthur stand auf dem Quarterdecke und ließ sich das Fernrohr bringen. Er richtete es nach Schloß Sternburg hinauf. Dort auf dem hohen Altane stand der Kapudan-Pascha mit seiner Tochter. Der erstere hatte auch ein Fernrohr in der Hand, mit welchem er die Yacht zu finden suchte.
»Vater, her zu mir!« bat der Kapitän.
»Was ists?«
»Der Pascha hat bemerkt, daß sein Schiff in See geht. Hänge Dich hier an die Wanten und winke mit dem Tuche, damit er Dich erkennt.«
»Du meinst um zu vermeiden, daß er uns verfolgen läßt?«
»Allerdings. Wenn er nicht erfährt, wer es ist, der ihm sein Schiff entführt, so gibt es eine Jagd.«
»Werden uns nicht einholen.«
»Das wohl, aber es ist besser wir vermeiden alles Aufsehen.«
Der Fürst stieg auf die Wantensprossen, hielt sich mit der Linken fest und ließ mit der Rechten sein weißes Tuch wehen. Der Pascha mußte ihn erkannt haben, denn auch in seiner Hand schimmerte ein Tuch, und nun wußte Arthur, daß der Pascha nicht ganz unzufrieden mit der Art und Weise sei, in welcher es seinem Freunde geglückt war, zu entkommen.
Der Fürst stieg wieder herab und nahm neben seinem Sohne Platz.
»Wie kommst Du zu den beiden Männern, welche mit Dir an Bord kamen?«
»Du frugst mich in einem Deiner letzten Briefe nach der Zigeunerin Zarba?«
»Allerdings. Kennst Du ihren jetzigen Aufenthaltsort oder hast Du irgend ein Lebenszeichen von ihr?«
»Der Kleine dort ist ihr Bruder.«
»Ah, ein Seemann?«
»Bootsmann. Und der Andere ist der Bruder eines Obergesellen beim Hofschmied Brandauer.«
»Alle Wetter, so stehen sie jedenfalls unsern Absichten nicht sehr fern!«
»Nein. Sie haben mir einen Brief von Goldschmidt gebracht.«
»Deinem Freunde?«
»Demselben. Du wirst erstaunen. In Süderland gibt es eine mächtige Agitation gegen die Regierung und die Politik des Herzogs von Raumburg. Zu ihr zählen die einflußreichsten Beamten des Königs, und ihre Sache ist so weit gediehen, daß sie vollständig schlagfertig sind. Die süderländische Flotte soll sich in Tremona sammeln; die geheime Verbrüderung aber hat durch einen der Ihrigen, der ein hoher Angestellter des Marineministeriums ist, einen Befehl ausfertigen lassen, in Folge dessen sämmtliche Fahrzeuge in ferne Meere stationirt werden und die Flotte also zerstreut und unschädlich wird. Das hat mir der Brief gesagt. Hier, lies ihn! Ich habe dort im Hafen bemerkt, daß man bereits zur Abfahrt rüstet. Und ehe der Pascha sein Kommando faktisch übernimmt, sind alle Schiffe fort.«
»Das wäre wahrhaftig ein Streich, den wir uns nicht besser wünschen könnten!«
»Er wird ausgeführt; darauf können wir uns verlassen. Ich kenne meinen Goldschmidt. Der ›tolle Prinz‹ hat ihm seine Braut abspenstig und unglücklich gemacht und ihm dazu den Degen in die Brust gerannt, so daß sein Leben an einem einzigen Haare hing. Er haßt ihn aus dem tiefsten Herzen und hat aus Rache jene Verbindung in das Leben gerufen, welche zwar nicht den Thron stürzen aber doch wenigstens Zustände schaffen will, welche auf menschlicher und rechtlicher Grundlage errichtet sind.«
»Bist Du Mitglied?«
»Nein. Dazu hatte ich als Ausländer keine Veranlassung. Aber in Fühlung mit dem Leiter der Bewegung habe ich mich erhalten, und Du siehst, welchen Nutzen es mir gebracht hat. Wenn in Süderhafen eine genügende Flottille zusammengebracht und ich den Oberbefehl über dieselbe erhalten könnte, so würde ich Tremona nehmen, und es könnte im Herzen des Feindes ein Heer gelandet werden, welches nicht nur nach alter guter Regel den Kampf auf das Gebiet des Gegners verlegte, sondern unserm Könige die Macht verlieh, einen sofortigen Frieden zu diktiren.«
»Habe ich Gelegenheit mit der Majestät zu
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