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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Brunnen war natürlich zu klein, um sie alle zu fassen, die Versammlung befand sich also im Freien zwischen dem Gemäuer der Ruine. Er schickte jetzt die beiden Soldaten zurück und wartete.
    Nach kaum zehn Minuten kehrte der Eine wieder und brachte den Major mit.
    »Fertig?« frug Max.
    »Fertig!«
    »Ich habe noch nicht gefragt, ob Sie mit dem nöthigen Fesselzeug versehen sind.«
    »Jeder Mann hat zwei Stricke bei sich.«
    »Gut. Nun mögen Sie kommen!«
    Aber sie kamen noch nicht. Sie meinten sich von dem Abbé bestellt und warteten auf diesen. Endlich mußte ihnen doch die Zeit zu lange geworden sein, denn es kamen Zwei den Berg herab, jedenfalls um dem Jesuiten entgegen zu gehen und ihn zur Eile zu ermahnen.
    »Habt Acht!« kommandirte der Major hinter sich. »Mund zugehalten und sofort knebeln und fesseln!«
    Die Männer gingen vorüber. Einige Augenblicke später vernahm Max einen unterdrückten ängstlichen Seufzer; dann war es still.
    »Fertig?« frug der Major.
    »Fertig!« tönte die Antwort.
    »So hübsch ruhig sollte es vom ersten bis zum letzten gehen,« meinte der Offizier.
    »Das wäre vielleicht zu ermöglichen, wenn man es wagen wollte hinaufzugehen.«
    »Um Gottes willen! Das hieße ja dem Tiger zwischen die Zähne laufen!«
    »Nicht ganz. Ich bin im Besitze eines Talismans, welcher mir wohl Schutz gewähren würde. Ja, vielleicht geht es doch. Ziehen Sie hier einige Leute mehr zusammen!«
    »Sie wollten wirklich – –?«
    »Ja, ich will. Ich werde dafür sorgen, daß die Leute alle einzeln herunterkommen, Einer immer fünfzig bis sechzig Schritte hinter dem Andern. Sie hätten dann dafür zu sorgen, daß die Ueberrumpelung sofort und lautlos geschähe. Während der Eine gefesselt und fortgeschafft wird, müssen bereits wieder Leute zum Empfange des Nachfolgenden bereit sein. Die Wagen zum Transporte der Gefangenen werden eintreffen?«
    »In einer halben Stunde. Sie sind an den Wald bestellt.«
    »Mit der nöthigen Vorsicht?«
    »Keiner der Fuhrleute weiß, um was es sich handelt.«
    »Gut. Ich gehe und werde in einigen Minuten wieder bei Ihnen sein.«
    »Aber wenn Sie nicht kommen, stürme ich das Nest.«
    »Sie würden nur dann vorgehen, wenn Sie einen Schuß vernähmen. Dann bin ich in Gefahr.«
    Er stieg den Berg hinan. Droben, wo der Weg auf das Plateau mündete, wurde er angefragt:
    »Woher?«
    »Aus dem Kampfe.«
    »Wohin?«
    »Zum Siege.«
    »Wodurch?«
    »Durch die Lehre Loyolas.«
    »Der Bruder kann passiren.«
    Er trat vor und gewahrte beim falben Scheine des aufgehenden Mondes die Versammlung, deren Glieder sich theils im weichen Gras gelagert hatten, theils zwischen dem Gemäuer hin-und hergingen, um einander aufzusuchen, oder auch in einzelnen Gruppen leise plaudernd bei einander standen. Man sah ihn kommen, und Einige traten ihm entgegen.
    »Ein Bruder?«
    »Ja.«
    »Woher?«
    »Von unserem Meister.«
    »Ah! Warum kommt er noch nicht?«
    »Er hatte wichtige Abhaltung und sandte mich herbei, dies zu melden.«
    »Er hat nicht einmal einen Posten gestellt.«
    »Er brauchte den Mann selbst und wußte ja, daß der Erste von Ihnen diesen Platz übernehmen würde.«
    »Dies ist auch geschehen. Er kommt also nicht selbst?«
    »Hierher nicht. Bitte, lassen Sie die Herren eine solche Aufstellung nehmen, daß sie mich alle hören können!«
    Dies geschah. Die Versammlung bildete einen Halbkreis, in dessen Mitte Max stand.
    »Meine Brüder,« begann er, »Sie sind telegraphisch zusammenberufen worden um zu vernehmen, daß Umstände eingetreten sind, welche es nöthig machen, den bereits erhobenen Hammer endlich und schleunigst fallen zu lassen – – –«
    »Bravo!« wurde er von einer Stimme unterbrochen und
    »Bravo!« fielen die Uebrigen in unterdrücktem Tone ein.
    Max fuhr fort:
    »Es freut mich, diesen Ruf zu vernehmen, denn er versichert mich Ihrer ungetheilten und frohen Zustimmung. Der Mann, den Sie alle kennen, und den ich heute noch Penentrier nennen will, beabsichtigt eine große Generalberathung, bei welcher ein Jeder seine Rolle überkommen wird. Er wollte diese Berathung hier in der Ihnen bekannten Ruine abhalten und wäre schon längst hier erschienen, wenn nicht Umstände eingetreten wären, die ihm dies unmöglich machten. Der Zweck der heutigen Versammlung bringt es mit sich, daß wichtige schriftliche Arbeiten vorgenommen werden, wozu ein erleuchtetes Lokal erforderlich ist. Da Sie nun hier vereinigt sind, so ladet Sie Herr Penentrier ein, nach dem Saale des Tivoli zu

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