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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Beide nicht recht klug werden.
    »Komm,« meinte Karavey. »Erst hinauf zum Schlosse, und dann stauen wir uns in irgend eine kleine Koje, wo es einen guten Schluck zu haben gibt.«
    Der Steuermann blickte zur Höhe empor.
    »So schlagen wir gleich diesen Fußweg ein, der wie eine Strickleiter zum Schlosse führt. Komm!«
    Sie stiegen denselben Weg empor, auf welchem soeben Arthur herniederkam.
    »Stopp!« meinte Karavey. »Siehe Dir doch einmal den Maate an, der da herabgesegelt kommt. Kennst Du ihn?«
    »Ah!«
    »Bill Willmers.«
    »Heiliges Mars-und Brahmenwetter, es ist wahr!«
    »Was thut der da oben?«
    »Hm, da kommt mir ein Gedanke. Sagte ich Dir nicht, als wir ihn da droben im Gebirge zuerst sahen, daß er ganz wie der Kapitän Sternburg sieht?«
    »Das ist wahr.«
    »Ich lasse mich kielholen, wenn er es nicht ist.«
    »Aber warum soll er denn als Matrose gehen?«
    »Um sich ein Späßchen zu machen, wie es so vornehme Leute manchmal thun.«
    »Er war doch damals als Bedienter droben!«
    »Thut nichts. So eine hübsche kleine Feluke, wie das Mädchen war, würde ich auch bedienen, und wenn ich ein König wäre.«
    »Was wird er sagen, wenn er uns sieht?«
    »Das wirst Du bald hören. Komm!«
    Er faßte Karavey beim Arme und zog ihn hinter ein Kirschengesträuch, welches am Wege stand. Arthur kam heran, ohne sie zu bemerken. Kaum war er vorüber, so meinte der Steuermann mit halblauter Stimme: »Herr Kapitän!«
    Sofort drehte sich der Gerufene um. Die Beiden traten hinter dem Busche hervor, der Bootsmann halb verlegen, der Steuermann aber mit einem höchst pfiffigen Gesichte, welches seinen ehrlichen gutmüthigen Zügen außerordentlich interessant stand.
    »Verzeihung! Wen segeln wir da an, den Matrosen Bill oder den Herrn Fregattenkapitän von Sternburg?«
    »Warum?«
    »Weil wir da hinauf wollen, um den Herrn Kapitän zu suchen.«
    »Was wollt Ihr bei ihm?«
    »Einen Brief abgeben.«
    »Von wem?«
    »Braucht nur er selbst zu wissen.«
    Arthur warf einen Blick um sich. Er hatte keine Veranlassung, seinen Namen jetzt noch zu verschweigen.

    »Ich bin es.«
    »Wer?«
    »Der Kapitän.«
    »Kannst Du – können Sie das beweisen?«
    Arthur lächelte und zog ein Papier aus der Tasche.
    »Lest dies!«
    »Eine Depesche an ›Herrn Fregattenkapitän Arthur von Sternburg.‹ Das stimmt.«
    »Glaubt Ihr es nun?«
    »Hm, könnte auch in falsche Hände gekommen sein!«
    »Ihr seid sehr vorsichtig. Ist der Brief denn von gar so großer Wichtigkeit?«
    »Sehr!«
    »So kommt mit mir! Ich werde Euch beweisen, daß ich die Wahrheit gesagt habe.«
    Der Steuermann wollte seine Sorgfältigkeit denn doch nicht bis zur Beleidigung eines so hohen Offiziers treiben und frug: »Haben Sie einen Freund in der Residenz, der Bücher schreibt?«
    »Ja.«
    »Wie heißt er?«
    »Karl Goldschmidt.«
    »Das stimmt! Und kennen Sie eine sehr geringe Frau, welche doch von Vielen Königin genannt wird?«
    Arthur stutzte.
    »Ja.«
    »Wie heißt sie?«
    »Zarba.«
    »Auch das stimmt! Herr Kapitän, verzeihen Sie mir. Der Brief enthält Dinge, die sehr gefährlich sind, und weil wir Sie als Diener und Matrose gesehen haben, mußten wir uns überzeugen. Bootsmann, heraus mit dem Schreiben!«
    Karavey nahm seine phrygische Mütze vom Kopfe, zog das Futter auf und brachte den Brief zum Vorschein. Der Kapitän sah sich noch einmal um und erbrach ihn dann, um ihn zu lesen. Sein Gesicht klärte sich auf, und er steckte das Schreiben mit einer Miene der höchsten Befriedigung zu sich.
    »Ihr seid Norländer?«
    »Ja.«
    »Auf Urlaub?«
    »Ohne Heuer.«
    »Du warst Steuermann?«
    »Ja, und dieser hier Bootsmann auf dem Neptun. Ich bin der Bruder des Obergesellen beim Hofschmied Brandauer –«
    »Ah, ists wahr?«
    »Ja. Und dieser da ist der Bruder von Zarba.«
    »Nicht möglich!«
    »Aufs Wort, Herr Kapitän!«
    »Gut. Was werdet Ihr jetzt thun?«
    »Hm! Wir haben bemerkt, daß man sich hier zum Absegeln rüstet. Jedenfalls giebt es für einen braven Steuermann volle Arbeit. Ich möchte nach Süderhafen, um mich nach einer Stelle umzuthun.«
    »Und Du?« frug er den Bootsmann. »Du bist wohl Deiner Schwester nöthig?«
    »Nein. Ich gehe mit nach Süderhafen.«
    »Mit welcher Gelegenheit?«
    »Müssen uns eine suchen.«
    »Ich gehe auch dorthin in See, und zwar sofort. Wollt Ihr mit?«
    »Wirklich?«
    »Freilich!«
    »Danke, Herr Kapitän, wir gehen mit!«
    »Habt Ihr Gepäck mit?«
    »Nein.«
    »So kommt gleich mit an Bord.«
    Er nahm zwischen ihnen

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