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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Donnerwetter, das hat mir noch Niemand geboten, doch er hat seinen Lohn! Er erkannte mich,; es war ein Glück, daß das Mädchen bereits fort war, sonst wäre es mit dieser höchst interessanten Liaison zu Ende gewesen, ohne daß ich die Früchte meiner Bemühungen hätte pflücken dürfen.«
    Er bog nach einiger Zeit in die Promenaden ein, welche sich mittlerweile von ihrem Publikum entleert hatten, und gelangte auf diesem Wege in die Nähe des königlichen Schlosses. Da vernahm er von der Hauptstraße her den Galopp eines Pferdes. Er blieb stehen.
    »Wer ist das? Es darf ja um diese Zeit hier weder gefahren noch geritten werden! Gewiß ein fremder Sonntagsreiter, den ich ein wenig in die Trense nehmen werde!«
    Er eilte vorwärts und stand bald auf dem breiten Wege, welcher nach dem Hauptportale des Schlosses führte. Der Galopp des Pferdes hatte sich in einen kurzen Trab und dieser in langsamen Schritt verwandelt. Der Reiter wurde sichtbar. Der Prinz trat ihm einige Schritte entgegen. Das Pferd schien keiner gewöhnlichen Rasse anzugehören, der Mann aber, welcher auf demselben saß, trug einen Südwester im Nacken, eine kurze Jacke und ein paar riesige Seemannsstiefel.
    »Halt! Werda?«
    Der Reiter hielt sein Pferd an und betrachtete sich den Offizier, welchem der Mond voll in das Gesicht schien.
    »Ich!« antwortete er dann ruhig.
    »Ich? Wer ist dieser Ich?«
    »Na, ich natürlich!«
    »Donnerwetter, wer Du bist, meine ich!«
    »Hm, was Du meinst, das weiß ich schon, mein Junge. Aber sage mir einmal, was nützt es Dir denn eigentlich, wenn ich Dir sage, wer ich bin?«
    Der Mann schlug die Arme über der Brust zusammen und hatte ganz das Ansehen und die Haltung, als ob er eine recht urgemüthliche Konversation in Gang bringen wolle.
    »Was ist das?« ertönte die ganz erstaunte Gegenfrage. »Du wagst es zu duzen? Kerl, Dir soll ja der Teufel in den Korpus fahren, daß – – –«
    »Pah!« unterbrach ihn der Andere. »Wer mit mir Brüderschaft macht, den pflege ich Du zu nennen; das ist bei uns zur See und vielleicht auch zu Lande nicht anders Mode. Und vor dem Teufel segelt mein Korpus jedenfalls nicht sofort davon. Doch, apropos, wer bist denn eigentlich Du, alter Maate?«
    »Kerl, Du bist verrückt! Siehst Du nicht, daß ich Offizier bin? Und weißt Du nicht, daß hier in der Nähe des Schlosses zur Nachtzeit das Reiten verboten ist?«
    »Offizier? Hm, ja; aber was ist das weiter? Es muß jeder Mensch Etwas sein – was, das bleibt sich gleich, wenn er es nur versteht, seine Stelle brav und ehrlich auszufüllen. So so, also hier darf man nicht reiten! Warum denn nicht, he?«
    »Das wird sich finden! Jetzt bist Du arretirt. Vorwärts zur Schloßwache!«
    »Arretirt? Meinetwegen! Zwar glaube ich nicht, daß Du der richtige Kerl bist, einen rechten, echten Seemann zu arretiren, aber ich bin nicht der Mann, einen guten Spaß zu verderben. Nur wünsche ich, daß Dir der Gang zur Schloßwache kein Bauchgrimmen mache. Vorwärts also. Segel auf, und fort!«
    Einen höchst belustigten Blick auf den Lieutenant werfend, nahm er die Zügel wieder auf und ritt hinter dem Offizier her, welcher vor Zorn bebend nach der Seitenfronte herumbog, wo aus einigen Parterrefenstern helle Lichtstrahlen heraus auf den Platz fielen.
    »Hier bleibst Du halten!« gebot der Offizier und wandte sich dann nach dem Schlosse. »Posten herbei!«
    Eine am Thore stehende Schildwache kam herzu und honneurirte beim Anblicke der Uniform.
    »Wer hat heut das Wachtkommando?«
    »Oberlieutenant von Randau.«
    »Schön. Die Wache heraus!«
    »Zu Befehl, Herr Lieutenant!«
    Er schritt zurück und rief mit lauter Stimme:
    »Wache heraus!«
    Im Nu entströmten der Thür die Gestalten der Soldaten, welche sich in Reih und Glied aufstellten.
    »Ah,« machte der Arretirte; »man bringt mich nicht selbst zum Wachtlokal; man will sich nicht sehen lassen: das Bauchgrimmen ist da!«
    »Maul halten!« schnauzte ihn der Offizier an und wandte sich dann zum Lieutenant von der Wache: »Herr Oberlieutenant, Sie kennen mich?«
    Randau blickte schärfer auf.
    »Zu Befehl, königl – – –«
    »Halt! Diesen Menschen habe ich zu Pferde hier am Schlosse aufgegriffen, wobei er sich in unterschiedlichen Injurien und Gemeinheiten erging. Ich übergebe den Inkulpaten Ihnen und dringe auf strengste Bestrafung!«
    »Zu Befehl!« Dann fügte er, zum Arrestanten tretend hinzu: »Herab, Bursche; wollen Dich hübsch vor Anker legen!«
    »So? Wärt mir auch die Kerls danach!«

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