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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nun – – aber, ist sie wirklich verloren? Noch nicht, wenn ich sie nicht aufgebe! Sie wird, sie muß erkennen, welcher Unterschied ist zwischen einer schmutzigen Sinnlichkeit und den reinen, treuen Gefühlen, welche ich ihr entgegenbringe. Ich werde ihnen folgen, oder vielmehr, ich werde einen anderen Weg einschlagen, um ihnen zuvorzukommen.«
    Er kannte den Ort, welcher das Ziel ihres Spazierganges war, und es konnte ihm nicht leicht fallen, denselben noch vor ihnen zu erreichen. Als das erste Paar dort anlangte, hatte er sich bereits ein bequemes Versteck hinter derjenigen Bank, welche am verborgensten lag, hergerichtet, und als dann auch Emma mit ihrem Begleiter erschien und sich hart vor ihm plazirte, hätte er sie mit der Hand erreichen können, und er vermochte jedes ihrer Worte zu verstehen.
    Der Offizier hatte den Ueberrock ausgezogen und als Teppich für das Mädchen auf den Sitz gelegt. Später nahm er auch die Mütze vom Kopfe, jedenfalls um durch den Anblick seines schönen, reich gelockten Haares die Zahl seiner sichtbaren Vorzüge zu vermehren. So wurde sein Gesicht vollständig frei; Karl konnte ihn ganz genau erkennen.
    »Der tolle Prinz – in Lieutenantsuniform!« murmelte er überrascht. »Das gibt eine Schlägerei, wenn ich mich unterstehe, ihm den Besitz meiner Braut streitig zu machen! Pah,« setzte er zähneknirschend hinzu – »mir ganz gleich!«
    Es waren fürchterliche Augenblicke für den jungen Mann, welcher zusehen mußte, daß der Gegner sich in Zärtlichkeiten erging, die ihm selbst verweigert gewesen waren, doch wollte er so lang wie möglich unbemerkt bleiben, um zu erfahren, wie weit die Untreue seines Mädchens bis jetzt gegangen war.
    »Hast Du den Schmuck bereits getragen, den ich Dir brachte?« hörte er fragen.
    »Noch nicht.«
    »Warum?«
    »Vater darf ihn nicht sehen, und die Garnitur ist so kostbar, daß ich beschlossen habe, sie zu ersten Male an – an – an unserem Hochzeitstage zu tragen.«
    »Recht so, mein Herz, denn daraus erkenne ich, daß Du ein sparsames, haushälterisches Weibchen sein wirst. Doch bis zur Hochzeit kann noch mancher Monat, vielleicht sogar ein ganzes Jahr vergehen. Ehe ich mir eine Frau nehmen kann, muß ich erst Hauptmann sein. Wird Dir das nicht zu lang?«
    »Nein, denn ich werde Dich ja öfters sehen.«
    »Natürlich, auf der Promenade oder – – oder wohl auch bei Dir?«
    »Bei mir? Ich danke, Papa soll noch nichts von unserer Liebe wissen!«
    »Allerdings, doch ist dies noch immer kein Hinderniß, uns in Deiner Wohnung zu sehen. Papa braucht ja nichts davon zu wissen.«
    »Das ist unmöglich! Er würde trotzdem bemerken, daß ich Dich bei mir sehe.«
    »Er würde es nicht bemerken. Soll ich Dir das beweisen?«
    »Wie so?«
    »Heut ist er ausgegangen?«
    »Ja. Es ist heut der Tag, an welchem er ein Spielchen zu machen pflegt.«
    »Wenn komm er da nach Hause?«
    »Vor Mitternacht sicher nicht.«
    »Weckt er Dich dann, wenn Du bereits schläfst?«
    »Nie.«
    »Also! Es ist jetzt ein Viertel vor elf Uhr. Laß uns aufbrechen!«
    »Warum?«
    »Ich werde Dich recht schön ersuchen, einmal sehen zu dürfen, wie mein zukünftiges Weibchen wohnt.«
    »Das geht nicht; nein, das ist unmöglich!«
    »Warum? Verlange ich mit dieser Bitte zu viel?«
    »Nein, aber zu so später Stunde – – nein, es ist unmöglich, Du mußt früher kommen!«
    »Ja, mein Herz, kann ich früher kommen, ohne bemerkt zu werden?«
    »Ich darf nicht!«
    »So liebst Du mich nicht!«
    »O doch!«
    »Nein. Ich glaube nicht an eine Liebe, welche mir einen so einfachen Wunsch verweigert. Darf ich nicht einmal das Zimmer sehen, welches mein Mädchen bewohnt, so ist von Liebe und Vertrauen keine Rede.«
    »Du bist grausam!«
    »Nein. Entscheide Dich! Soll ich allein gehen oder wollen wir jetzt mit einander aufbrechen?«
    Sie zögerte eine Weile mit der Antwort, dann klang es gepreßt:
    »Komm!«
    Sie erhoben sich und traten den Rückweg an. Das andere Paar schien zu sehr in seine eigenen Angelegenheiten vertieft zu sein, um diese Entfernung zu bemerken. Karl erhob sich, um noch vor den Vorangegangenen die Stadt zu gewinnen.
    Er glaubte jetzt zu der Annahme berechtigt zu sein, daß er Emma noch nicht verloren geben dürfe; es galt nur, den Einfluß des prinzlichen Abenteurers zu zerstören, und das konnte ja nicht schwer fallen.
    Er suchte gegenüber dem Wohnhause eine dunkle Thüröffnung, in welche er trat, bis sie mit ihrem Begleiter erschien. Sie zog den Hausschlüssel hervor,

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