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Schabernack mit zwei Gespenstern

Schabernack mit zwei Gespenstern

Titel: Schabernack mit zwei Gespenstern
Autoren: M. Potthoff
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Flupp!
    Die Mutter blickte Nik forschend an.
Aber der tat, als hätte er nichts gehört.
    „Ach, Nik“, sagte die Mutter da, „hol
doch rasch noch ein paar Würstchen beim Metzger, ja?“
    „Natürlich, Mami!“ Nik flitzte los.
    In der Metzgerei standen einige
Kunden, und Nik mußte warten. Gelangweilt betrachtete er zuerst die
aufgehängten Würste, Speckseiten und Fleischstücke. Dann schlenderte er zum
Schaufenster. Ein Junge stand davor, die Nase an die Scheibe gepreßt. Er hatte
die Hände in die Hosentaschen vergraben und starrte die ausgestellten Waren so
hungrig an, daß Nik grinsen mußte. Als ob er ein paar Tage lang nichts zu essen
gekriegt hätte, dachte er, und das erschien ihm ganz unvorstellbar.
    Plötzlich merkte der Junge, daß er
beobachtet wurde. Er trat vom Schaufenster zurück. Als der helle Sonnenschein
auf sein Gesicht fiel und sein Haar rotgolden aufleuchtete, pfiff Nik
überrascht durch die Zähne. „Norbert!“ stieß er dann hervor und winkte. Da
stürmte der Junge davon.
    „Warte doch!“ schrie Nik und raste
hinterher. „Halt! Bleib stehen!“ rief er immer wieder.
    Aber Norbert rannte nur noch
schneller. Doch auf einmal stolperte er und fiel hin. Bevor er sich wieder
aufrappeln konnte, war Nik neben ihm und packte ihn am Hemd. „Ich heiße Nik“,
flüsterte er, „und ich weiß, wer du bist. Dein Bild stand in der Zeitung. Sie
suchen dich.“
    „Laß mich los!“ knurrte Norbert.
    „Du brauchst keine Angst zu haben“,
sagte Nik. „Ich verpetze dich nicht. Großes Ehrenwort!“
    Norbert blinzelte mißtrauisch und
versuchte, sich loszureißen.
    Plötzlich fiel Nik etwas ein. „Sag
mal, seit wann hast du eigentlich nichts mehr gegessen?“ fragte er.
    „Ouuuh!“ stöhnte Norbert da. „Red bloß
nicht davon. Ich fall fast um vor Hunger. Ich bin heute den vierten Tag
unterwegs und hab nur trockene Brötchen und ein paar Äpfel gehabt.“
    „Mann!“ rief Nik mitleidig. „Paß auf!
Ich versteck dich bei uns auf dem Dachboden und bring dir heimlich was zu
futtern.“
    „Das willst du wirklich tun?“ Norbert
riß erstaunt die Augen auf.
    „Na klar! Wir Kinder müssen
zusammenhalten — oder? Tun die Erwachsenen doch auch, wenn wir mal was
ausgefressen haben.“
    Norbert überlegte. Die Sache war ihm
trotz Niks Erklärung nicht geheuer. „Aber warum willst du mir helfen?“ fragte
er.
    „Weil du mir so kolossal ähnlich
siehst“, antwortete Nik lachend.
    „Ach ja!“ Norbert starrte Nik
verdattert an. Dann schlug er sich mit der Hand gegen die Stirn, daß es
klatschte. „Was bin ich doch für ein Dussel! Die ganze Zeit denk ich schon:
Verflixt! Warum kommt der mir so bekannt vor. Aber wieso sehen wir uns ähnlich?
Wir sind doch nicht verwandt — oder?“
    „Nein.“ Nik schüttelte den Kopf.
„Meine Mutter hat gesagt, es käme vor, daß sich fremde Menschen ein bißchen
ähnlich sehen.“
    „Hmmm! So doll ist es ja auch gar
nicht.“ Norbert betrachtete Nik ausgiebig von Kopf bis Fuß. „Du bist genauso
groß wie ich“, stellte er dann fest. „Aber deine Augen sind grün, und dein Haar
ist richtig rot. Und deine Nase ist viel kleiner als meine. Außerdem hab ich
haufenweise Sommersprossen und du gar keine. Wie alt bist du?“
    „Zehn!“ erklärte Nik. „Eigentlich habe
ich nur alle vier Jahre Geburtstag. Weil ich an einem 29. Februar geboren bin.“
    „Also, das ist wirklich komisch“,
meinte Norbert. „Ich bin am 28. Februar zehn geworden.“
    Da wehte plötzlich ein köstlicher
Bratenduft über die Straße. „Mmmmm!“ Norbert schnupperte und schloß verzückt
die Augen.
    Nik schnupperte ebenfalls. „Oje!“ rief
er dann. „Mami wartet ja mit dem Essen. Ich sollte doch Würstchen in der
Metzgerei holen. Was mache ich denn jetzt?“ Unschlüssig schaute er Norbert an.
    „Geh einkaufen. Ich laufe nicht fort“,
sagte Norbert. „Bestimmt nicht?“
    „Ehrenwort!“
    Nik zwinkerte Norbert zu. „Dann kaufe
ich ein paar Würstchen mehr, ja?“
    „Prima!“ Norbert schnalzte mit der
Zunge.
    Die Jungen liefen nun zur Metzgerei.
Norbert wartete draußen, während Nik einkaufte. Auf dem Weg zur Eulenstraße war
er sehr schweigsam. Als sie sich der Villa Sofia näherten, sagte Nik: „Hör zu.
Wir schleichen uns durch den Garten hinters Haus. Du versteckst dich zuerst mal
im Anbau. Später bringe ich dich dann auf den Dachboden.“
    Norbert antwortete nicht, und Nik
blickte ihn erstaunt an.
    Da stieß er hervor: „Irgendwann fangen
sie mich ja doch. Nein,
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