Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schabernack mit zwei Gespenstern

Schabernack mit zwei Gespenstern

Titel: Schabernack mit zwei Gespenstern
Autoren: M. Potthoff
Vom Netzwerk:
den Bleistift in den Mund und
kaute darauf herum. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf. „Nein, ich kann
mir das einfach nicht vorstellen.“
    „Er ist ziemlich groß und schwarz“,
sagte Norbert, „hat zottiges Fell, einen runden Kopf, Schlappohren und einen
langen buschigen Schwanz.“
    „Hm! Das ist schon besser.“ Uli beugte
sich über das Papier und zeichnete und radierte so lange, bis Norbert aufgeregt
rief: „Ja, das ist mein Schnuffel! Als ob er lebendig wäre! Du kannst wirklich
gut malen.“
    „Findest du?“ Uli lächelte
geschmeichelt und blies ein paar Krümel von der Zeichnung. „Dann kriegst du
deinen Hund auch sicher wieder, wenn das Bild in der Zeitung steht. Natürlich
müssen wir dazuschreiben, daß es eine Belohnung gibt, damit die Leute sich auch
Mühe geben. Ich hab vierzig Mark in meiner Spardose...“ Uli zögerte ein wenig,
doch dann sagte er energisch: „Die geb ich dafür her.“
    „Waaas?“ Nik riß die Augen auf.
    „Da staunst du, nicht?“ fragte Uli
strahlend.
    „Ich bin baff!“ erklärte Nik und
betrachtete den kleinen Bruder voller Hochachtung. „Also, wenn das so ist — in
meinem Sparschwein sind zwar nur dreißig Mark, aber die lege ich natürlich
dazu.“
    „Donnerwetter! Was hab ich für
prächtige Söhne!“ sagte da Herr Lehmann, der schon eine ganze Weile an der Tür
gestanden und zugehört hatte. „In diesem Fall stifte ich ebenfalls dreißig
Mark. Dann sind es zusammen hundert. Das ist eine schöne Belohnung für die
Wiederbeschaffung eines Hundes.“
    „Oh, Papi!“ — „Das ist aber nett von
dir!“ Nik und Uli stürzten sich auf den Vater.
    Norbert hatte die ganze Zeit über noch
keinen Ton von sich gegeben. So verdattert war er. Nun stand er auf. „Danke“,
flüsterte er. „Danke schön! Alle sind hier so lieb zu mir.“
    „So was wie du schneit einem ja auch
nicht jeden Tag ins Haus“, antwortete Herr Lehmann lächelnd und gab Norbert die
Hand.
    „Wieso bist du eigentlich schon da?“
fragte Nik.
    „Ich wollte unseren Gast kennenlernen.
Mami hat mich angerufen.“ Der Vater trat nun an den Tisch und betrachtete Ulis
Zeichnung. „Sehr gut!“ lobte er. „Aber eine Suchanzeige mit einem Bild ist
sicher teuer...“
    „Wir bezahlen das von den hundert
Mark“, schlug Uli vor.
    „Wartet mal“, sagte Nik. „Auf ein paar
Tage kommt’s jetzt ja nicht mehr an. Ich habe eine Idee, aber ich weiß
nicht...“
    Mehr wollte er nicht verraten, so sehr
die anderen auch drängten. „Wenn es nicht klappt, hilfst du uns dann mit der
Anzeige, Papi?“ fragte er nur.
    „Natürlich.“ Der Vater nickte.
    Dann erzählten Nik und Uli von ihrem
Plan, sonntags einmal nach Schnuffel zu suchen. Herr Lehmann war auch damit
einverstanden und versprach, mit dem Direktor des Kinderheims zu reden. „Sicher
dürfen wir Norbert mal zu einem Ausflug abholen“, meinte er.
    Die Kinder waren sehr vergnügt und aufgeregt
über diese Aussicht. Sie malten sich aus, wie es sein würde, wenn sie Schnuffel
plötzlich irgendwo sähen und beim Gutenachtsagen erklärte Norbert den Brüdern:
„Ich hab auf einmal das Gefühl, als ob ich meinen Schnuffel wiederkriegte.“
    „Wieso?“ fragte Uli.
    „Ich weiß nicht.“ Norbert zuckte die
Schultern. „Vielleicht — weil ich euch gefunden habe. Und weil ich jetzt nicht
mehr so allein bin.“
    „Hast du denn im Heim keinen Freund?“
erkundigte sich Nik.
    „Nein.“
    „Wir in Ballheim auch nicht“,
antwortete Nik. „Da passen wir ja gut zusammen. Verflixt! Es ist wirklich zu
blöd, daß du nicht einfach hierbleiben kannst.“
    „Fang nicht wieder davon an“,
flüsterte Norbert, ging in sein Zimmer und schloß leise die Tür hinter sich.
    „Und es ist doch zu blöd!“ brummte Nik.
    „Find ich auch.“ Uli nickte.
    Dann stapften die zwei ebenfalls in
ihr Zimmer.
     
     
     

Alles dreht sich um Norbert
     
    Als am nächsten Tag die Schule aus
war, rasten Nik und Uli nach Hause. „Ist Norbert noch da?“ schrien sie schon an
der Tür. Plumps! Patsch! Zwei Schultaschen landeten im Flur auf den
Steinfliesen.
    „Aber Kinder!“ Die Mutter trat aus der
Küche. Als sie die erhitzten Gesichter der Jungen sah, verschluckte sie jedoch
den Rest der Strafpredigt. „Ihr wißt, daß Norbert heute morgen abgeholt wurde“,
sagte sie statt dessen.
    Da ließen die zwei traurig die Köpfe
hängen. „Ja, ja“, murmelte Nik. „Aber es konnte doch sein... Ich meine,
manchmal passiert irgendwas, und dann ist plötzlich alles ganz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher