Schabernack mit zwei Gespenstern
es lohnt sich auch nicht mehr. Das
Schiff ist alt. Und so wird mir nichts anderes übrigbleiben, als die ,Mina’
verschrotten zu lassen.“
„Waaas?“ — „O nein, wie schrecklich!“
— „So ein schönes großes Schiff!“ riefen Uli, Nik und Norbert entsetzt.
„Die ,Mina’ ist ein Fahrgastfrachtschiff“,
sagte Kapitän Zippel. „Das bedeutet, ich konnte darauf Waren befördern und auch
Fahrgäste mitnehmen.“
„Was werden Sie denn tun — ohne Ihr
Schiff?“ erkundigte sich Norbert.
„Tja, wenn ich das wüßte!“ Der Kapitän
stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich kann mir ein Leben ohne mein Schiff
überhaupt nicht vorstellen. Am besten lasse ich mich auch verschrotten.“
Kapitän Zippel grinste, aber er sah dabei so betrübt aus, daß die Jungen
spürten: es war ihm ernst. Und das verstanden sie nicht so recht.
„Aber das ist doch nur ein Schiff“,
meinte Nik deshalb.
„Ja, für euch ist die ,Mina’ nur ein
Schiff“, sagte der Kapitän, „ein toter Gegenstand. Aber für mich ist sie
lebendig. Ich bin auf diesem Schiff geboren. Ich habe mein ganzes Leben darauf
verbracht; es ist mein Zuhause. Ich liebe es. Versteht ihr nun, warum ich so
traurig bin?“
„Ja-a-a...“ Die Jungen nickten.
„Wir müssen auch ausziehen“,
verkündete Uli dann. „Weil bei uns Gespenster wohnen.“
„Gespenster?“ Kapitän Zippel zog die
buschigen Augenbrauen ganz hoch. „Aber die gibt’s doch gar nicht.“
„Und ob es die gibt!“ sagte Nik. Dann
berichtete er von Sisi und Nono.
Unterdessen kamen die Eltern Lehmann
mit Onkel Bernd. Sie bestätigten Niks Geschichte.
Doch der Kapitän blinzelte die Jungen
nur verschmitzt an und meinte: „Ein alter Seebär wie ich läßt sich nicht so
leicht auf den Arm nehmen. Wenn ihr jemanden verulken wollt, müßt ihr euch
schon einen anderen aussuchen.“
„Da kann man nichts machen.“ Lächelnd
zuckte Herr Lehmann die Schultern. „Wollt ihr noch etwas hierbleiben, oder
sollen wir nach Hause fahren?“ fragte er die Jungen dann.
„Hmm!“ Die drei sahen sich an.
„Wenn wir dürfen...“— „Wir möchten
gern...“begannen Nik und Norbert.
„Das Schiff wollt ihr euch angucken,
hm?“ brummte Kapitän Zippel augenzwinkernd.
„Jaaa!“ riefen die Jungen begeistert,
und Herr Lehmann meinte: „Würde ich mir auch gern ansehen.“
Da lud Kapitän Zippel die ganze
Gesellschaft auf sein Schiff ein.
Er führte sie überall herum, erklärte
und erzählte. Zum Schluß zeigte der Kapitän seinen Besuchern seine Kajüte und
bat sie, sich ein wenig auszuruhen. Aber die Jungen waren nicht müde; sie
wollten lieber noch auf dem Schiff herumstrolchen.
„Kann ich verstehen!“ Kapitän Zippel
grinste breit. „Na, dann lauft! Viel Spaß!“
Freudestrahlend sausten die Jungen
los. Sie tobten über die Treppen und Gänge, krochen in Winkel und Kämmerchen
und suchten nach Geheimtüren und verborgenen Schätzen.
Als sie sich schließlich schmutzig,
müde und mit erhitzten Gesichtern von Kapitän Zippel verabschiedeten, sagte der
lachend: „Ihr seht aus, als ob ihr eure Nasen in jede Ritze gesteckt hättet.
He! Dabei habt ihr wohl nicht zufällig irgendwo ein klitzekleines Gespenst
gefunden, hm?“ Der Kapitän blinzelte pfiffig. „Nein? Schade, schade! Dann würde
ich nämlich mein altes Schiff nicht verkaufen, sondern ein Hotel darauf
einrichten. Heutzutage gruseln sich die Leute doch so gern. Bestimmt würden sie
in Scharen ankommen, wenn es hier ein Gespenst gäbe.“
„Verlassen Sie sich darauf 4 ,
sagte Herr Lehmann. „Sie können sich nicht vorstellen, was in Ballheim los ist,
seitdem sich die Gespenster sehen lassen. Merkwürdig, daß Sie noch nichts davon
gehört haben. Zeitungen, Radio und Fernsehen berichten dauernd darüber.“
„Das Radio schalte ich nur selten ein,
Fernsehen hab ich nicht, und Zeitungsartikel über Morde, Einbrüche und
Gespenster lese ich nicht“, erwiderte der Kapitän lächelnd. „Außerdem hatte ich
in letzter Zeit den Kopf voll mit meinen eigenen Angelegenheiten.“
„Besuchen Sie uns doch mal“, bat Frau
Lehmann. „Sisi und Nono werden Ihnen sicher gern etwas vorspuken. Wir wohnen in
der Villa Sofia, Ballheim, Eulenstraße 13“
„Das werde ich tun“, versprach der
Kapitän. „Auf Wiedersehen also! Kommen Sie gut heim! Und ihr grüßt die
Gespenster herzlich von mir, ja?“ Er zwinkerte den Jungen zu.
„Machen wir!“ Nik, Uli und Norbert
nickten. Der wird ein dummes Gesicht ziehen, wenn Sisi und Nono
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