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Schach Mit Einem Vampir

Schach Mit Einem Vampir

Titel: Schach Mit Einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Krüger
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wollte die Jungs auf keinen Fall provozieren. Sie konnten ihm zur Gefahr werden. Er blickte in eine andere Richtung. Sie ließen ihn in Ruhe. Nicht alle armen jungen Schwarzen waren auf Streit aus oder sogar kriminell. Das war ein großes Vorurteil unter den gehobenen Schichten New Yorks. Die meisten waren nur arm und keine Verbrecher. Sie suchten ihr Seelenheil im Hip-Hop oder in der starken Gemeinschaft einer Gang. Doch Fraizer wollte auf Nummer sicher gehen und nicht weiter auf sich aufmerksam machen. Woher sollte er auch wissen, woran er bei dieser Gruppe war? Schließlich erreichte die U-Bahn die Endstation in Harlem an der 148ten Straße. Fraizer ging einen Wagen weiter, verließ den Zug durch einen anderen Ausgang, um nicht mit den jungen Leuten zusammenzustoßen. Er versuchte, ihr Revier zu respektieren. Hier waren sie zu Hause, nicht er. Hier spielte man nach ihren Regeln, denn hier war Harlem.
    „Oh, Ray. In was sind wir da nur hineingerutscht?Warum muss ich mich als Weißer in Harlem herumtreiben?Ach Ray, wärst du doch noch am Leben. Du hättest hier unauffälliger ermitteln können, als ich es kann. Ich wirke in diesem Stadtteil so fehl am Platz wie ein Inuit in der Wüste“, sprach er leise zu sich selbst, als er die Treppe zum Ausgang der Station hinaufstieg. Als er den U-Bahnhof verließ und endlich wieder frische Luft in seine Lungen sog, spürte er die fragenden Blicke der vorübergehenden Passanten auf sich gerichtet. Ja, verdammt. Er war ein Weißer und sie schwarz! Ja und? Er orientierte sich, nahm die Gegend in sich auf und lief auf ein Taxi zu. Er wollte diese Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    „Hey, Mann. Bist wohl in der U-Bahn eingeschlafen und hier, im schwarzen Himmel, wieder aufgewacht? Jetzt hast du Angst und willst, dass ich dich zurück in dein Wohlstandsreservat kutschiere?“ Der Schwarze hinter dem Steuer lachte so laut, dass es in dem Fahrgastraum schallte. Dabei blitzten seine schneeweißen Zähne wie Diamanten hinter den wulstigen Lippen im Lichte einer Straßenlaterne. Sein Gesicht war in der Dunkelheit so schwarz, dass Fraizer kaum die Gesichtszüge des Fahrers erkennen konnte. Nur die klaren Augen drehten sich unter einem Wulst von lockigen Haaren. Fraizer zog einen Zwanziger aus seiner Hosentasche und nannte dem Mann sein Ziel. Er hatte die Adresse von der ominösen Visitenkarte aus dem Büro abgelesen. „Hey, das ist ja eine ganz üble Gegend. Du willst wirklich an diesen Ort gebracht werden? Überleg es dir gut, Mann. Das ist nichts für einen wie dich. Ich meine … einen Weißen. Das wäre mit Sicherheit dein letzter Anstandsbesuch in Harlem.“ Fraizer stieg in den Fond des Wagens ein und ließ die Geldnote auf den Beifahrersitz flattern.
    „Fahren Sie mich einfach dorthin. Den Rest überlassen Sie bitte mir“, wies der Detektiv den nervenden Taxifahrer zurecht. Dieser grinste Fraizer über den Rückspiegel mit seinen großen weißen Zähnen an und gab Gas.
    „Aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt! Ich bin eine ehrliche Haut, selbst wenn es um Weiße geht!“ Während der Fahrt blickte Fraizer aus dem Seitenfenster des Taxis. Hohe, mehrstöckige Sozialwohnblöcke, die ihre besten Jahre hinter sich hatten und alle irgendwie gleich aussahen, warteten seit Jahrzehnten auf eine gründliche Renovierung. Solch Wohnblöcke hätte der Detektiv eher in der Bronx vermutet als in Harlem. Diese Menschenferche wechselten sich mit alten, dicht an dicht stehenden, vierstöckigen Gebäuden ab, die auch in keinem besseren Zustand waren als die Wohnblöcke zuvor. Zwischendurch sah er verwilderte Grünflächen, vergammelte Zäune und eine Menge Unrat auf brachliegendem Gelände. Sicher, es gab auch bessere Ecken als diese in Harlem. Orte, die von der Stadt New York saniert worden waren. Doch in diesen runderneuerten Häusern waren die Mieten so stark angestiegen, dass die armen Einwohner sich die instand gesetzten Wohnungen nicht mehr leisten konnten. Und so landeten sie hier in der heruntergekommensten Ecke Manhattans. Hin und wieder sah man auf der Straße betrunkene Obdachlose auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht und Jugendliche, die in ihren Revieren patrouillierten. Jetzt war es dunkel. Am Tage jedoch, so überlegte Fraizer, musste das ganze Bild noch trostloser wirken. Die Stimme des Taxifahrers riss den Detektiv aus seinen Gedankengängen.
    „Letzte Warnung, Mann. Wenn du morgen nicht bei den Fischen im Harlem River aufwachen

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