Schach mit einem Vampir
Satz über ihre Lippen zu bringen.
„Sie müssen den Mörder meines Bruders finden!“, brach es aus ihr heraus. Dieser Satz stand wie ein Donnerschlag im Raum. Es war Ray Phelps, der darauf antwortete.
„Meine liebe Miss Meyers. Sie sagten, Doktor Goldstein schickt Sie zu uns. Also haben Sie ihn vor nicht allzu langer Zeit getroffen – vermutlich in den Räumlichkeiten des gerichtsmedizinischen Instituts. Und Ihre eindringliche Bitte, die Sie an unsere Sekretärin gerichtet haben, einen Termin mit uns zu vereinbaren, legt nahe, dass Sie heute oder gestern mit dem Doktor gesprochen haben. Da Sie uns kontaktieren und darum bitten, den Mörder Ihres Bruders ausfindig zu machen, lässt somit darauf schließen, dass sich die Polizei noch mit dem Fall beschäftigt. Es handelt sich insofern um einen brandaktuellen Fall. Und aufgrund dieser Tatsache können wir leider den Auftrag nicht übernehmen. Denn wir dürfen uns nicht in laufende Ermittlungen einmischen. Bitte haben Sie für unsere Situation also Verständnis. Wir würden den größten Ärger mit der New Yorker Polizei bekommen, sollten wir ihnen bei ihrer Untersuchung des Falls in die Quere kommen. Sie müssen nämlich wissen, dass sie die Einmischung von Privatdetektiven nicht mögen, da wir versuchen, ihre Fälle zu lösen. Falls wir dort intervenieren, könnte uns dies sogar unsere Lizenz kosten.“ Die Frau griff in ihre Handtasche und zog ein Taschentuch daraus hervor. Sie trocknete sich damit Tränen, die sie nicht mehr zurückhalten konnte.
„Sie verstehen nicht“, fuhr sie traurig fort. „Es handelt sich um keinen normalen Mordfall. Die Polizei tut absolut nichts! Und auch das FBI kommt nicht weiter ...“
„Das FBI? Meine Güte, Miss Meyers. Das ist noch ein weiterer Grund für uns, nicht die Nase in die Sache hineinzustecken“, kommentierte Phelps.
„Warte, Ray. Lass Miss Meyers erst einmal die ganze Angelegenheit schildern, bevor wir uns endgültig entscheiden“, forderte Fraizer seinen schwarzen Partner auf. Dieser blickte ihn erstaunt an, nickte kurz und setzte sich in seinen Bürostuhl. Dort lehnte er sich entspannt zurück und überließ Fraizer alles Weitere. Die Trauernde warf Fraizer einen dankbaren Blick zu und erzählte weiter.
„Wie gesagt: Polizei und FBI sind scheinbar nicht fähig, den Mörder zu ergreifen. Dabei ist das nicht sein erster Mord. Mein Bruder wurde nämlich das Opfer eines Serienkillers! Die Polizei und das FBI jagen den Täter bereits seit Jahren, aber ohne jeglichen Erfolg. Nun wurde mein Bruder das Opfer dieses Irren!“ Wieder rollte eine Träne über ihre Wange. „Haben Sie heute Morgen schon die Zeitung gelesen?“ Sie kramte eine etwas lädierte Zeitungsseite aus ihrer Tasche hervor und reichte Fraizer das Blatt. Phelps stand aus seinem Stuhl auf und trat neugierig hinter seinen Partner. Beide lasen die Schlagzeile und den darunter stehenden Artikel. Dort wurde detailliert geschildert, wie das Opfer zu Tode kam und wie der Serienmörder es anschließend zurichtete. Auch wurde erwähnt, dass es keinerlei Hinweise auf die Identität des Täters gab. So, wie bereits bei den anderen Fällen zuvor. Trotz der blumigen Schilderung des stadtbekannten Boulevardblattes mussten sich die beiden Detektive eingestehen, dass der Bericht der Zeitung sehr ausführlich formuliert worden war. Das konnte nur dann der Fall sein, weil einer der Reporter offensichtlich einen guten Draht zur Polizei gehabt hatte. Ein Wort ließ die beiden Detektive bei dem ganzen Artikel aber besonders aufhorchen. Die Erwähnung des Namens Schachspieler !
„Der Schachspieler hat also Ihren Bruder auf dem Gewissen, Miss Meyers? Er ist derjenige, den wir finden sollen?“, wollte Steve Fraizer von der jungen Frau zur Bestätigung erfahren.
„Ja, Mr. Fraizer. Laut Dr. Goldstein gibt es daran kaum einen Zweifel“, kam die knappe Antwort über ihre Lippen. Fraizer wunderte sich über die Auskunftsfreude des Doktors. Doch war ihm auch bekannt, dass der Doc eine Seele von Mensch war. Wahrscheinlich hatte er ihr aus Mitgefühl einige Informationen über den Fall gegeben. Aber was hatte der Doktor schon anderes verraten, als ohnehin schon in der Zeitung stand?
„Dann tut es mir leid, Miss Meyers. Mr. Phelps hat vollkommen recht. Wir bekommen die größten Schwierigkeiten, wenn wir uns in die laufenden Ermittlungen einmischen. Solch ein Verhalten sieht man bei den Behörden absolut nicht gerne. Darauf reagieren Polizei und FBI sehr allergisch. Und
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