Schach mit einem Vampir
Verfolger dem Serienmörder auf der Spur waren, desto wahrscheinlicher war seine Ergreifung. Doch was konnte solch ein alter behinderter Mann schon zur Ergreifung des Mörders beisteuern?
„Dann sind Sie ja auf dem aktuellen Stand der Dinge, Professor.“ Fraizer entdeckte auf einem Regal, unter einer Glocke aus Glas, einen menschlichen Schrumpfkopf. Er schüttelte sich innerlich, ehe er fortfuhr. „Wenn Sie so mit der Materie vertraut sind, dann können Sie mir doch mit Sicherheit etwas zur Person des Schachspielers sowie seiner Psyche erzählen? Wie denkt er? Warum handelt er auf solch schreckliche Art und Weise? Was bezweckt er zum Beispiel mit dem Herausschneiden der Herzen, mit dem Entfernen des Blutes und dem Verbrennen der Leichen?“ Ashwill nickte. Er wirkte durch die Fragen des Detektivs nicht überrumpelt. Eher wie jemand, der sie erwartet hatte.
„Sicher, Mr. Fraizer, ich kann Ihnen einige Antworten geben. Auch kann ich Ihnen einige Vorschläge präsentieren,ob der Schachspieler in einer Gruppe von Menschen integriert ist oder aber alleine seine Verbrechen verübt. Allerdings sind das alles nur Spekulationen meinerseits, zu denen ich durch meine Recherchen gelangt bin. Um Ihnen alles etwas verständlicher zu machen, muss ich jedoch mit meinen Ausführungen dazu etwas ausholen. Ich werde meine Spekulationen zu dem Fall mit tatsächlichen Begebenheiten mischen, um Ihnen über den Mörder und sein Vorgehen etwas Klarheit zu verschaffen. Also passen Sie bitte gut auf. Ich fange mit der möglichen theoretischen Variante an, dass sich hinter den Morden eine Sekte verbergen könnte. Das wird heute vermutet. Sowohl das FBI als auch die Presse scheinen sich auf diese Version festgelegt zu haben. Mit Recht? Ist Ihnen bekannt, Mr. Fraizer, dass die grausamen Verbrechen des sogenannten Schachspielers bereits in Europa stattfanden, bevor der Schachspieler seinen Fuß auf amerikanischen Boden setzte?“ Der Detektiv war erneut erstaunt. Ray Phelps hatte die geheime Akte der Polizei besorgt, in der zu lesen war, dass die ersten Vorkommnisse um den Schachspieler in den USA im Jahre 1871 begonnen hatten. Ray war nur deshalb an das brisante Schriftstück gelangt, weil seine sehr gute Bekannte bei der New Yorker Polizei dort Zugang zu den verschlossenen Akten hatte. Wie konnte der Professor an diese Informationen gelangt sein und somit von den frühen Verbrechen des Killers wissen? Ja, er hatte gesagt, dass er über die Ermittlungsarbeit der Behörden informiert sei. Doch beinhaltete dieses Wissen auch die streng vertraulichen Akten? Woher hatte er diese Erkenntnisse? Und warum sagte er, dass der Verbrecher schon in Europa gemordet hatte, bevor er nach Amerika kam? Dieses Wissen stand keinesfalls in den Kopien der Polizeiakte. Der Professor fuhr fort und Fraizers Erstaunen nahm mit jedem seiner Worte zu. „Die Mordserie begann in Amerika keineswegs erst im Jahre 1871. Sie zog sich schon vorher über den gesamten Kontinent. Vom Süden, von Feuerland, bis hoch nach Alaska. Davor, Mr. Fraizer, gibt es stichhaltige Belege dafür, dass auch in Europa Spuren seiner Verbrechen zu finden sind. Zwar hinterließder Mörder bei seinen Morden im alten Europa keine Schachfiguren bei den Toten, doch ansonsten stimmen die Verbrechensmuster überein. Nun ist der Schachspieler zurzeit in New York, genauer gesagt, in Manhattan, angekommen. Das heißt, dass über mehrere Generationen hinweg nach einem gleich währenden Muster getötet wurde. Zu viele Lebensjahre für nur ein Menschenleben und nur eine einzelne Person. Sie werden mir da garantiert zustimmen können, Mr. Fraizer.“ Der Privatermittler nickte, unterbrach den Professor jedoch nicht. „Also können es nur mehrere Personen sein und mehrere Generationen, die vielleicht einer Tradition oder einer strikten Vorgabe folgen. Oder aber einem Ritual. Es handelt sich deshalb um eine verschworene Gemeinschaft, die ein bestimmtes Ziel verfolgt. Diese Menschen handeln nicht nur um des Tötens willen, sondern das Ziel solcher Sekten besteht zumeist darin, irgendeine Gottheit mit einem bestimmten Ritual, einer Zeremonie, zu besänftigen. In der Geschichte gibt es mehrere Beispiele hierfür. Sogar ganze Kulturen bauten auf solch einem Tötungsritual auf. Denken Sie zum Beispiel an die Azteken. Auch in dieser Kultur gab es grausame Opfergaben an die Götter. Und nun komme ich zu Ihrer Frage, warum man den Toten das Herz entfernte. Die Azteken brachten auf ihren Pyramiden ihren Gottheiten
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