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Schachfigur im Zeitspiel

Schachfigur im Zeitspiel

Titel: Schachfigur im Zeitspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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aus, dehnte die Arme, die Finger …
    Allmählich trieb sein Körper auf das bleistiftförmige Schiff zu. Plötzlich raste es zu ihm herauf, er krachte dagegen und klammerte sich betäubt irgendwo fest, lag auf dem Rumpf ausgestreckt. Als sich dann sein Verstand klärte, begann er Zentimeter für Zentimeter der offenen Schleuse entgegenzukriechen.
    Seine Finger berührten die Leine. Er zog sich hinunter und in das Schiff hinein. Wärme aus dem Schiff breitete sich um ihn her aus, und die Kälte wich zögernd.
    Jenseits des Kabelstückes, am gegenüberliegenden Ende, schnappte die Eingangsschleuse des Gefängnisschiffes zu.
    Parsons kniete sich hin, fand den Anfang der Leine. Wie fest war sie verankert? Schon zündeten die Raketen des Gefängnisschiffes; es war bereit, den Rückflug anzutreten. Die Leine straffte sich, das Gefängnisschiff zerrte daran.
    Voller Panik dachte Parsons: Will ich zurückkehren? Oder soll ich die Leine kappen?
    Aber die Entscheidung war bereits gefallen. Als die Raketen zündeten, riß die Leine. Das Polizeischiff jagte mit ungeheuerer Geschwindigkeit davon, wurde klein und verschwand dann.
    Fort. Auf dem Rückweg zur Erde. Mit drei Leichen an Bord.
    Und wo war er?
    Nachdem Parsons die Schleuse von Hand geschlossen hatte – was ihn eine beträchtliche Anstrengung kostete, aber schließlich hatte er es geschafft –, drehte er sich um und machte sich daran, das Schiff zu erforschen, in das es ihn verschlagen hatte. Dieses Schiff, das als Mittel zu seiner Rettung vorgesehen gewesen war und das praktisch versagt hatte.

 
7
     
    Überall ringsum Meßgeräte und Kontrollen. Hunderte von gemeldeten Daten verwandelten die Hauptkonsole in ein Lichtermeer.
    Parsons setzte sich in einen der beiden Sessel vor dieser Konsole. In einem Aschenbecher entdeckte er einen glimmenden Zigarettenstummel.
    Erst vor wenigen Minuten waren die beiden Männer hier herausgeeilt, zum Gefängnisschiff hinübergeschwebt. Jetzt waren sie tot, und er saß hier an ihrer Stelle.
    Er dachte: Bin ich jetzt besser dran?
    Die Steuer-Konsole summte. Anzeigen veränderten sich leicht. Der Mann hatte gesagt: »Wir haben das Schiff in der Zeit zurückversetzt.« Wie weit in der Zeit zurückversetzt?
    Aber es muß auch im Raum beweglich sein. Es bewegt sich in beiden Dimensionen.
    Als er die Kontrollen studierte, fragte er sich: Was setzt was in Gang? Er konnte eine Einteilung an der Tafel ausmachen, zwei Halbkugeln.
    Jemand hat versucht, Kontakt mit mir aufzunehmen. Man hat mich in eine ferne Zukunft geholt, aus meiner Gesellschaft in ihre. Aus einem ganz bestimmten Grund. Werde ich diesen Grund je erfahren?
    Wenigstens habe ich sie von Angesicht zu Angesicht gesehen. Wenn auch nur für ein paar Minuten.
    Großer Gott, dachte er. Ich bin im Raum verloren und habe mich in der Zeit verirrt. In beiden Dimensionen verschollen.
    Trotz des Summens der Konsole hörte er ein abgehacktes, statisches Prasseln. Jetzt entdeckte er das Maschengitter eines Lautsprechers. Ein Kommunikationssystem? Aber womit verbunden?
    Er streckte die Hand aus und drehte versuchsweise an einem Regler. Es erfolgte keine erkennbare Veränderung. Er drückte eine Taste am Rand der Tafel.
    Alle Anzeigen veränderten sich.
    Um ihn herum erzitterte das Schiff. Die gedämpfte Erschütterung von Düsen übertrug sich auf ihn. Es geht los, dachte er. Zeiger pendelten über Zifferblätter, Zählwerke erloschen. Es waren überhaupt keine Zahlen mehr zu sehen. Ein rotes Licht blinkte auf, und sofort verlangsamten sich die Skalenzeiger.
    Ein Sicherheitsmechanismus hatte eingegriffen.
    Der Sichtschirm über den Kontrollen zeigte die Sterne. Aber jetzt war ein heller Fleck größer geworden, in dessen Farbe er einen deutlichen Unterton von Rot erkannte. Ein Planet, der Mars?
    Während er einen tiefen, zittrigen Atemzug machte, begann er von neuem mit den Kontrollen zu experimentieren.
     
    Unter ihm erstreckte sich eine ausgedörrte rote Ebene.
    Sie war ihm fremd.
    Weit rechts – Berge. Vorsichtig versuchte er das Schiff zu steuern. Es fiel in einem steilen Winkel. Er schaffte es, die Flugbahn zu stabilisieren, bis es über dem von der Sonneneinstrahlung rissigen Land hing. Korrosion … Er sah endlose, in den gebrannten Lehm gegrabene Furchen. Nichts bewegte sich. Kein Leben weit und breit.
    Nach zahlreichen Fehlschlägen gelang es ihm, das Schiff zu landen. Vorsichtig entriegelte er das Schott.
    Ein beißender Wind wehte in das Schiff und in sein Gesicht. Er sog den

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