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Schachfigur im Zeitspiel

Schachfigur im Zeitspiel

Titel: Schachfigur im Zeitspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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bereits weggesteckt, und jetzt tat es ihr der Mann gleich.
    Der Mann streckte die Hand aus. Parsons ergriff und schüttelte sie.
    »Geben Frauen auch die Hand?« erkundigte sich die Frau, als sie ihre Hand ausstreckte. »Ich hoffe, dies verletzt nicht irgendeine Sitte Ihres Zeitalters.«
    Der Mann – Helmar – sagte: »Was für einen Eindruck hat die ferne Zukunft auf Sie gemacht?«
    »Ich konnte sie nicht ertragen«, erwiderte Parsons.
    »Sie ist recht deprimierend«, stimmte Helmar zu. »Aber vergessen Sie nicht, es dauert noch lange, bis es soweit kommt, und es wird nach und nach geschehen. Und bis dahin wird es andere bewohnte Planeten geben.« Er und die Frau betrachteten ihn mit einem Ausdruck tiefer Rührung. Und auch er fühlte sich tief bewegt.
    »Hätten Sie gern einen Drink, Doktor?« fragte die Frau.
    »Nein«, sagte er. »Danke.« In nahen Büschen sah er Bienen bei der Arbeit, und weiter entfernt entdeckte er eine Reihe von Zypressen. Der Mann und die Frau folgten ihm, als er in Richtung der Bäume ging. Auf halbem Weg dorthin hielt er inne und atmete tief durch. Die pollenschwere Luft des Hochsommers … die Wohlgerüche blühender Natur.
    »Zeitreisen funktionieren nicht exakt«, erklärte die Frau. »Zumindest nicht bei uns. Wir hatten Pech, als wir uns um Genauigkeit bemühten. Tut mir leid.«
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Parsons.
    Jetzt betrachtete er den Mann und die Frau, wurde sich ihrer deutlicher bewußt.
    Die Frau war schön, selbst über das hinaus, was er in dieser Welt der Jugend und der schönen Körper bisher bereits gesehen hatte. Diese Frau war anders. Kupferfarbene Haut, die in der Mittagssonne glänzte. Sie hatte die wohlbekannten flachen Wangenknochen und dunkle Augen, aber ihre Nase war anders geformt. Sie war ausgeprägter. Alle ihre Gesichtszüge hatten eine für ihn neue und betontere Eigenschaft. Und sie war älter. Etwa Mitte Dreißig. Ein beeindruckend gebautes Geschöpf mit Kaskaden schwarzer Haare, einem dichten Sturzbach, der weit über die Schultern hinab zu den Hüften fiel.
    Auf dem Vorderteil ihres Gewandes, das von ihren Brüsten emporgehoben wurde, prangte ein Wappen, ein kompliziertes, in den kräftigen Stoff eingewebtes Muster, das sich beim Atmen hob und senkte. Ein Wolfskopf.
    »Sie sind Loris«, sagte Parsons.
    »Das stimmt«, antwortete die Frau.
    Jetzt verstand er, weshalb sie die Mutter Oberin dieser Gesellschaft geworden war. Weshalb ihr Beitrag zum Seelenquader von höchster Bedeutung war. Er konnte es in ihren Augen sehen, in den festen Linien ihres Körpers, ihrer hohen Stirn.
    Der Mann neben ihr teilte einige ihrer Merkmale. Dieselbe kupferfarbene Haut, die fein modellierte Nase, das dichte, lange schwarze Haar, jedoch mit feinen, entscheidenden Unterschieden. Ein normaler Sterblicher, dachte Parsons. Aber trotzdem eindrucksvoll. Zwei schöne und hübsche Individuen, die seinen Blick mit Intelligenz und Sympathie erwiderten, auf seine Bedürfnisse bedacht. Ein hoher Grad an Einfühlungsvermögen, stellte er fest. Ihre dunklen Augen hatten eine Tiefe, auf die er seine Psyche reagieren fühlte; die Kraft ihrer Persönlichkeiten zwang seine eigene, zu einer höheren Stufe der Wahrnehmung aufzusteigen.
    Helmar sagte zu ihm: »Gehen wir hinein.« Er zeigte auf den grauen Steinbau in der Nähe. »Drinnen ist es kühler, und wir können uns setzen.«
    Während sie den Weg hinaufgingen, sagte Loris: »Und privater.«
    Ein Collie, der mit seinem buschigen Schweif wedelte, trabte ihnen entgegen, die langgezogene Schnauze erhoben. Helmar blieb stehen und tätschelte den Hund. Als sie um die Gebäudeecke bogen, sah Parsons die nach unten versetzten Terrassenstufen, einen gepflegten Garten, der mit Bäumen und bizarr wachsendem Gestrüpp verschmolz.
    »Wir leben hier recht abgelegen«, sagte Loris. »Das ist unser Landhaus. Es ist dreihundert Jahre alt.«
    In der Mitte eines freien Platzes sah Parsons ein zweites Zeitreiseschiff und mehrere Männer, die daran arbeiteten.
    »Vielleicht interessiert es Sie«, sagte Loris. Sie ging voraus und führte Parsons zum Schiff hinüber; dort nahm sie von einem der Techniker eine glatte, glänzende Kugel entgegen. Diese Kugel von der Größe einer Pampelmuse erhob sich von selbst aus ihren Händen, und sie hielt sie sogleich fest. »Alles ist in Bewegung gesetzt«, sagte sie. »Wir sind dabei, sie in die Zukunft zu bringen.« Sie zeigte ihm das Innere des Schiffes. Es war mit diesen Kugeln angefüllt.
    Helmar sagte:

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