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Schachfigur im Zeitspiel

Schachfigur im Zeitspiel

Titel: Schachfigur im Zeitspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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rief Parsons. Seine Stimme hallte ohrenbetäubend in dem Helm.
    Ein Mann erschien. Er trug einen Helm, der ihn wie einen riesigen Frosch aussehen ließ. Ohne Zögern spurtete er auf Parsons zu. Ein zweiter Mann folgte ihm. Da sie offenbar genau wußten, was zu tun war, machten sie sich geschickt daran, die Gurte durchzuschneiden, die ihn an das Sitzelement fesselten. Funken des verbrannten Metalls regneten durch das ganze Schiff – und dann hatten sie ihn frei.
    »Beeilung«, sagte einer der Männer, indem er mit seinem Helm den von Parsons berührte, um für den Schall ein Medium herzustellen. »Sie bleibt nur noch ein paar Sekunden offen.«
    Parsons, der sich unter Schmerzen hochrappelte, sagte: »Was ist schiefgelaufen?«
    »Nichts«, erwiderte der Mann und half ihm. Der andere, der etwas hielt, was Parsons als Waffe erkannte, streifte wachsam im Schiff umher. »Auf der Erde konnten wir nicht eingreifen«, sagte der erste Mann, während er mit Parsons zur Schleuse ging. »Sie haben darauf gewartet – darin sind die Shupos ziemlich gut. Wir haben dieses Schiff in der Zeit zurückversetzt.«
    Auf dem Gesicht des Mannes sah Parsons das Lächeln des Triumphes. Er und der Mann lösten sich vom Schiffsdeck und glitten durch die offene Schleuse. Nicht mehr als dreißig Meter entfernt hing – wie ein Bleistift – ein größeres Schiff und wartete mit geöffneter Schleuse, aus der Licht herausdrang. Eine Leine verband die beiden Schiffe.
    Parsons Begleiter wandte sich ihm zu. »Seien Sie vorsichtig«, sagte er ihm. »Sie haben keine Erfahrung im Überwechseln. Denken Sie daran: Es gibt keine Schwerkraft. Sie könnten davonsegeln.« Er hielt sich an einer Verstrebung fest und winkte seinem Kollegen.
    Dieser machte einen Schritt auf die Schleuse zu. Aus der Schiffswand ragte plötzlich die Mündung eines Gewehres hervor, die Mündung blitzte orangefarben auf, und der Mann kippte nach vorn, auf sein Gesicht. Neben Parsons keuchte der andere Mann. Sein Blick kreuzte sich mit dem Parsons’. Einen Sekundenbruchteil lang sah Parsons das Gesicht seines Begleiters angeschwollen vor Furcht und Verstehen, dann hatte er eine Waffe hochgerissen und feuerte auf die Stelle, an der die Gewehrmündung erschienen war.
    Ein blendender Knall ließ Parsons zurückprallen. Der Helm des Mannes neben ihm zerplatzte, Stücke davon prasselten gegen den seinen. Zur gleichen Zeit zersplitterte die hintere Wand des Schiffes, ein Spalt bildete sich, Material regnete in alle Richtungen davon.
    Frei stehend, aber offensichtlich bereits sterbend, tauchte der Shupo Parsons gegenüber auf. Die Zwergengestalt drehte sich langsam, in einer fast ritualistischen Verkrampfung. Die Augen traten hervor, dann brach der Shupo zusammen.
    Sein verletzter Körper schwebte hoch, wirbelte im Schiff herum und tauchte in Wolken von Partikeln ein. Schließlich kam er an der Decke zur Ruhe, den Kopf nach unten, die Arme baumelten grotesk. Blut aus der Wunde sammelte sich in einer länglichen Kugel aus glitzerndem, hellen Karmesinrot, die erstarrte, sich dehnte und auseinanderbrach, als sie gegen das Bein des Shupos trieb.
    In Parsons betäubtem Verstand kehrten die Worte zurück, die er noch kurz zuvor gehört hatte: »Darin sind die Shupos ziemlich gut.« Ja, dachte er, das sind sie. Der Shupo war die ganze Zeit an Bord gewesen. Er hatte kein Geräusch verursacht. Hatte sich nicht bewegt. Hatte weiter gewartet. Wäre er dort in der Wand gestorben, wenn niemand erschienen wäre?
    Die beiden Männer waren tot. Der Shupo hatte sie beide getötet.
    Hinter dem Gefängnisschiff schwebte noch immer das Bleistiftschiff am Ende seiner Leine. Noch immer leuchteten Lichter daraus hervor. Aber jetzt ist es leer, begriff Parsons. Sie sind meinetwegen gekommen, aber zu früh. Sie konnten dem Hinterhalt nicht entgehen.
    Ich wüßte gern, wer sie waren.
    Werde ich das je erfahren?
    Er kniete sich hin, begann den toten Mann zu untersuchen, der ihm am nächsten schwebte. Und dann fiel ihm die Schleuse ein. Jeden Moment konnte sie sich schließen – und dann war er hier ausgesperrt. Das Schiff würde sich erneut auf den Rückweg machen. Er ließ von den beiden toten Männern ab und griff nach der Leine. Sein Sprung trug ihn weiter, als er vorausgeahnt hatte, und für einen Moment drehte er sich, raste von den beiden Schiffen fort, sah sie entschwinden. Die schneidende Kälte des Raumes leckte an ihm, er fühlte sie in seinen Körper eindringen. Er mühte sich ab, streckte die Hände

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