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Schachfigur im Zeitspiel

Schachfigur im Zeitspiel

Titel: Schachfigur im Zeitspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Geruch von Alter und Verwitterung ein. Aber die Luft, dünn und schwach, brachte auch ein zartes Einsickern von Wärme. Jetzt trat Parsons auf den bröckelnden Sand hinaus, seine Füße sanken ein, und er stolperte.
    Zum ersten Mal in seinem Leben stand er auf einem anderen Planeten.
    Als er den Himmel absuchte, entdeckte er blasse Wolken am Horizont und einen schwarzen Fleck, der verschwand. Gab es hier Vögel?
    Die Stille beängstigte ihn.
    Er marschierte los. Unter seinen Füßen brachen Steine auseinander und verpufften zu grobem Staub. Kein Wasser! Er bückte sich und hob eine Handvoll Sand auf: Auf der Haut fühlte er sich rauh an.
    Rechter Hand befand sich ein Haufen Geröll und Felsbrocken.
    Dort in den kalten Schatten gab es graue Flechten, die kaum mehr als Schemen auf den Steinen zu sein schienen. Er kletterte auf den größten dieser Felsbrocken. Weit entfernt sah er etwas, was ein künstliches Gebilde sein konnte. Die Überreste eines tief in die Wüste eingeschnittenen gewaltigen Grabens. Also ging er in diese Richtung.
    Er dachte: Ich verliere das Schiff besser nicht aus den Augen.
    Unterwegs entdeckte er das zweite Lebenszeichen. Eine Fliege landete kurz auf seinem Handgelenk, tanzte dann davon und verschwand. Eine ärgerliche Plage und doch den toten Wüsten vorzuziehen. Diese armselige Lebensform schien ihm in diesem Moment ehrfurchtgebietend und tragisch zugleich zu sein.
    Aber wenn eine Fliege überleben konnte, dann mußte es auch organische Stoffe geben.
    Möglicherweise gab es in einer anderen Gegend des Planeten eine Siedlung. Es mußte Gefängniskolonien geben – wenn er nicht zu weit davor oder lange danach angekommen war. Sobald er gelernt hatte, die Kontrollen des Schiffes zu beherrschen …
    In der Ferne funkelte etwas.
    Er brach in diese Richtung auf. Schließlich kam er nahe genug heran, um die Konturen einer aufrecht stehenden Steinplatte ausmachen zu können. Eine Wegmarkierung? Atemlos kämpfte er sich einen Abhang hinauf. In dem lockeren Sand rutschte er immer wieder ab.
    Im schwachen, rostroten Sonnenlicht sah er schließlich einen in den Sand eingelassenen Granitblock vor sich. Grüne Patina bedeckte ihn und verhüllte beinahe das, was aufgeblitzt war – eine in der Mitte festgeschraubte Metalltafel.
    Auf der Tafel gab es eine Inschrift. Einstmals wohl tief in das Metall eingraviert, aber jetzt beinahe glattpoliert. Er kauerte sich nieder und versuchte sie zu lesen. Das meiste davon war ausgelöscht oder unleserlich, aber an der Oberkante stand ein Wort in größeren Buchstaben, das noch zu entziffern war:
     
    P ARSONS
     
    Sein eigener Name. Ein Zufall? Er starrte ungläubig darauf. Dann zog er sein Hemd aus und begann die Anhäufung von Sand und Schmutz wegzureiben. Vor seinem Namen stand noch ein Wort:
     
    J IM
     
    Also bestand kein Zweifel. Diese hier in diesem Ödland aufgestellte Tafel war ihm gewidmet. Der verrückte, unheimliche Gedanke kam ihm in den Sinn, daß er vielleicht zu einer gigantischen Gestalt in der Geschichte geworden war, auf allen Planeten bekannt. Eine legendäre Gestalt, mit diesem Monument verehrt wie ein Gott.
    Aber jetzt, nachdem er fieberhaft mit seinem Hemd daran herumgerieben hatte, gelang es ihm, die kleinere Gravierung darunter zu lesen. Die Tafel war ihm nicht gewidmet – sie war für ihn bestimmt. Benommen setzte er sich in den Sand und putzte an den Buchstaben herum.
    Die Inschrift der Tafel lehrte ihn, wie man das Schiff bediente. Es war eine Gebrauchsanweisung.
    Jeder Satz war wiederholt worden, offenbar, um den Zerstörungen der Zeit zu trotzen. Er dachte: Sie müssen gewußt haben, daß dieser Block jahrhundertelang hier stehen wird, vielleicht sogar Tausende von Jahren. Bis ich ihn finde.
    Die Schatten an der fernen Bergkette waren länger geworden.
    Oben hatte sich die Sonne an ihren Abstieg gemacht. Der Tag endete. Jetzt hatte die Luft alle Wärme verloren. Ihn fröstelte.
    Als er zum Himmel hinaufstarrte, sah er eine halb im Dunst verlorene Form. Eine graue Scheibe schwebte hinter den Wolken. Lange Zeit betrachtete er sie, und sein Herz schlug hart. Ein Mond, der das Antlitz dieser Welt überquerte. Viel näher als der Mond, den er kannte – aber vielleicht kam sein größerer Umfang daher, daß der Mars soviel kleiner war. Er schirmte die Augen gegen die trüben Sonnenstrahlen ab und studierte die Oberfläche dieses Mondes. Diese verwitterte Oberfläche …
    Der Mond war Luna.
    Er hatte sich nicht verändert, das Muster auf

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