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Schachfigur im Zeitspiel

Schachfigur im Zeitspiel

Titel: Schachfigur im Zeitspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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versuchen, mit Drakes Leuten nach England zurückzukehren.
    Und ich auch, dachte er.
     
    Die ›Plate of Brasse‹, die Drakes Männer vor der kalifornischen Küste zurückgelassen hatten, war vierzig Meilen nördlich der Bucht von San Franzisko gefunden worden. Die Golden Hind war vor einem beträchtlichen Teil dieser Küste gekreuzt, bevor Drake, ein erfahrener und vorausblickender Seemann, einen Hafen gefunden hatte, der seinen Anforderungen genügte. Die morschen Planken des Schiffes mußten repariert oder ersetzt, die Kielseite für die Reise durch den Pazifik und zurück nach England abgeflämmt werden. Mit ungeheuren Schätzen war dieses Schiff beladen, genug, um die Wirtschaft des Heimatlandes zu verändern. Um die Sicherheit seiner Männer und des Schiffes während des Kiellegens zu gewährleisten, brauchte Drake einen Hafen, der ihm so viel Abgeschiedenheit und Freiheit wie möglich bot. Und schließlich fand er diesen Hafen, eine Bucht mit weißen Klippen und Nebel, der Sussex-Küste, die er so gut kannte, sehr ähnlich.
    Das Schiff wurde in den Estero gebracht, seine Fracht ausgeladen, und dann begann das Kiellegen.
    Mehrere Meilen von dem Estero entfernt stand Jim Parsons auf der Klippe und beobachtete die Arbeiten durch einen hochempfindlichen Prismenfeldstecher.
    Von dem Schiff hingen Taue ins Wasser herunter, wo sie an tief in den Grund getriebenen Pfählen befestigt waren. Das Schiff lag wie ein auf den Strand gespültes, verletztes Tier auf der Seite, hilflos und unfähig, in sein Element zurückzugelangen. Draußen im Wasser kontrollierten mehrere Haspeln die Neigung des Schiffes. Die Seeleute, die damit beschäftigt waren, verfaulte Planken zu ersetzen, standen auf einer hölzernen Plattform, die sie bei Flut über dem Wasserspiegel hielt. Durch den Feldstecher sah Parsons sie arbeiten, Töpfe voller Teer oder Pech standen bereit, Feuer schwelte darunter, und die Männer verstrichen den Teer mit Hilfe von besenartigen Stangen auf der Unterseite des Schiffes. Sie trugen hochgekrempelte Stoffhosen und -hemden, die zu einem hellen Blau verwaschen waren. In der warmen Mittagssonne schimmerte ihr Haar gelb.
    Die fernen, schwachen Laute ihrer Stimmen wehten an Parsons Ohren. Von Drake selbst war keine Spur zu entdecken.
    Während Parsons den Estero überblickte, versuchte er sich daran zu erinnern, was in seiner Eigenzeit aus dieser Gegend geworden war. Ein Teilabschnitt von Reihenhäusern namens Oko Village, nach dem Makler aus dem zwanzigsten Jahrhundert benannt, der es finanziert hatte. Und ein Erholungsgebiet am Meer – private Strände und Boote.
    »Wo ist Drake?« fragte er und kniete sich neben Helmar, Loris und den anderen in ihren Pelzumhängen nieder.
    »In einem Dingi irgendwo unterwegs«, sagte Helmar. »Auf Erkundung.«
    Hinter ihnen war das Zeitschrift zwischen Bäumen versteckt worden, verdeckt von Gestrüpp und Ästen, so daß sein metallenes Äußeres nicht auffiel. Als Parsons jetzt dorthin zurückblickte, sah er, daß man die alte Frau in ihrem Stuhl herausbrachte. Ihre Tochter Jepthe, die Frau ihres Sohnes, war bei ihr. Die alte Frau war in einen schwarzen Wollmantel gehüllt und beschwerte sich mit schriller, verdrießlicher Stimme, als der Stuhl über den unebenen Boden holperte.
    »Kann sie nicht leiser sein?« fragte er Loris halblaut.
    »Das hier regt sie auf«, erwiderte sie. »Sie hören es nicht. Der Schall weht hier herauf, weil er vom Wasser und von den Klippen reflektiert wird. Sie weiß, daß sie vorsichtig sein muß.«
    Als sich die alte Frau in ihrem Rollstuhl dem Klippenrand näherte, wurde sie still.
    »Was sollen wir jetzt tun?« wandte sich Loris an Parsons.
    Er sagte: »Ich weiß es nicht.« Er wußte nicht einmal, was er selbst tun sollte. Wenn es ihm gelang, Drake zu entdecken … »Ihr seid sicher, daß er nicht an Bord des Schiffes ist?« fragte er.
    Helmar sagte mit einem sardonischen Lippenzucken: »Sehen Sie die Klippe entlang.«
    Parsons drehte sich herum, hob das Glas wieder an die Augen und sah zwischen den Felsen verborgen eine kleine Gruppe von Gestalten. Rote Arme, glänzendes, schwarzes Haar, das graue Fell ihrer Bekleidung. Sowohl Männer als auch Frauen.
    »Wir selbst«, sagte Helmar heiser. »Das letzte Mal.«
    Durch das Fernglas sah Parsons, wie sich eine Frau vorsichtig erhob, eine beeindruckend gebaute Frau, deren Hals in der Hitze glänzte. Sie drehte den Kopf herum, und er erkannte Loris.
    Und weiter entfernt, ebenfalls an einem

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