Schadensersatz
stieg in die heiße Wanne, während ich darüber nach dachte. »Nein, einige ließen sich einschüchtern. Und andere legten sich Beschützer zu. Der verbleibende Rest lernte, sich seiner Haut zu wehren. Ein Mädchen aus meiner Schule rauft immer noch gern. Sie ist ein atemberaubend attraktiver Rotschopf, und sie hat ein Faible dafür, Bars zu besuchen und mit Fäusten auf die Jungs loszugehen, die sie anmachen wollen. Wirklich erstaunlich.«
Ich versank im Wasser und bedeckte Gesicht und Hals mit feuchtheißen Tüchern. Ralph schwieg einen Augenblick, bevor er sagte: »Ich erkläre mich bereit, Kaffee zu kochen, wenn du mir das Versteck verrätst - ich konnte ihn nämlich nicht entdecken. Und nachdem ich mir nicht darüber klar werden konnte, ob du das Geschirr für Weihnachten aufhebst, habe ich es einfach abgewaschen.«
Ich machte meinen Mund frei, ließ aber die Augen bedeckt. Das verdammte Geschirr hatte ich natürlich vergessen, als ich gestern das Haus verließ. »Danke.« Was sollte ich sonst dazu sagen? »Der Kaffee ist im Kühlschrank - ganze Bohnen. Nimm einen Esslöffel pro Tasse. Die elektrische Kaffeemühle steht neben dem Herd. Filterpapier ist im Schrank gleich darüber, und die Kanne ist noch im Spülbecken - es sei denn, du hättest sie mit abgewaschen.«
Er beugte sich herunter, um mich zu küssen, und ging. Ich ließ wieder heißes Wasser über den Waschlappen laufen und bewegte meine Beine im dampfenden Wasser. Nach und nach kamen sie in Schwung; ich war überzeugt, dass sie in einigen Tagen wieder in Ordnung sein würden. Noch ehe Ralph mit dem Kaffee fertig war, hatte das Wasser meine Gelenksteife weitgehend beseitigt. Ich kletterte aus der Wanne, wickelte mich in ein voluminöses blaues Badetuch und begab mich - in viel besserer Verfassung - hinüber ins Wohnzimmer.
Ralph kam mit dem Kaffee herein. Er bewunderte meinen Aufzug, vermied es aber, mir ins Gesicht zu sehen. »Das Wetter ist umgeschlagen«, bemerkte er. »Ich war draußen und habe eine Zeitung geholt. Es ist ein herrlicher Tag - angenehm kühl und klar. Wollen wir zu den Indiana-Dünen rausfahren?«
Ich war im Begriff, den Kopf zu schütteln, wurde aber durch den Schmerz daran gehindert. »Nein. Es klingt verlockend, aber ich habe zu arbeiten.«
»Ach komm, Vic«, protestierte Ralph. »Lass das doch die Polizei machen. Du bist in ganz mieser Verfassung - du brauchst mal einen freien Tag.«
»Da könntest du Recht haben«, sagte ich, meinen Ärger mühsam unterdrückend. »Aber ich dachte, das Thema hätten wir gestern Abend bereits ausführlich behandelt. Auf jeden Fall nehme ich mir nicht frei.«
»Wie wär's dann mit ein bisschen Gesellschaft? Brauchst du einen Chauffeur?«
Ich studierte Ralphs Gesicht, ohne darin etwas anderes als freundliche Anteilnahme zu entdecken. Litt er nur unter einem Anfall von männlichem Beschützerdrang, oder hatte er ein besonderes Interesse daran, dass ich meiner Arbeit fernblieb? Als Begleiter wäre er in der Lage, jeden meiner Schritte zu verfolgen. Um Earl Smeissen Bericht zu erstatten?
»Ich fahre nach Winnetka und möchte mit Peter Thayers Vater sprechen. Da er und dein Chef Nachbarn sind, würde es sich meines Erachtens nicht so gut machen, wenn du mitkämst.«
»Vermutlich nicht«, gab er zu. »Weshalb möchtest du mit ihm sprechen?«
»Es ist wie mit dem Annapurna, Ralph: Man hat ihn bestiegen, weil es ihn eben gibt.« Ich hatte noch eine Reihe anderer Dinge zu erledigen, Dinge, bei denen ich ganz gern allein war.
»Treffen wir uns zum Abendessen?«, schlug er vor.
»Ralph, Herrgott noch mal, du führst dich langsam auf wie ein Blindenhund! Nein. Heute Abend nicht. Du bist reizend, und ich weiß das sehr zu schätzen, aber ich brauche auch ein bisschen Zeit für mich allein.«
»Ist ja recht«, murrte er. »Ich meine es doch nur gut.«
Ich stand auf und hinkte unter Schmerzen hinüber zur Couch. »Weiß ich ja.« Ich legte den Arm um ihn und gab ihm einen Kuss. »Und ich bin unausstehlich.« Er zog mich auf seinen Schoß. Der Missmut verschwand aus seinen Zügen, als er mich küsste.
Nach einigen Minuten machte ich mich sacht los und humpelte ins Schlafzimmer, um mich anzuziehen. Das dunkelblaue Seidenkostüm lag über einem Stuhl, blut- und schmutzbefleckt und mit ein paar Rissen. Wahrscheinlich würde es meine Reinigung wieder hinkriegen, aber ich nahm nicht an, dass mir je wieder der Sinn danach stehen würde, es zu tragen. Ich warf es in den Abfall und zog meine grüne
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