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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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seufzte. Meine Hände waren jetzt ruhiger, sodass ich die kleinen Splitter aufheben und in einer Schale auf dem Tisch sammeln konnte.
    »Bitte, fassen Sie nichts an«, erinnerte mich McGonnigal von der Tür aus.
    »Verdammt noch mal, McGonnigal, halten Sie den Mund!«, sagte ich wütend. »Selbst wenn sie hier einen Fingerabdruck finden sollten, der nicht von mir oder einem meiner Freunde stammt, dann suchen sie den bestimmt nicht auf den Glassplittern! Im Übrigen wette ich um ein Essen im Savoy, dass der Täter Handschuhe getragen hat, sodass er ohnehin keine Spuren hinterlassen hat.« Ich erhob mich. »Ich wüsste zu gern, womit Sie gerade beschäftigt waren, als der Tornado hier wütete. Saßen Sie vor der Tür und haben Zeitung gelesen? Sie waren wohl der Meinung, der Lärm käme aus dem Fernseher! Wer hat das Haus betreten oder verlassen, während Sie warteten?«
    Er lief rot an. Mallory würde ihm die gleiche Frage stellen. Wenn er sich nicht darum gekümmert hatte, würde er Feuer unter den Hintern kriegen.
    »Ich glaube kaum, dass es passiert ist, als ich draußen wartete; aber ich werde bei den Leuten unter Ihnen nachfragen, ob sie etwas gehört haben. Ich weiß, es muss absolut scheußlich sein, heimzukommen und seine Wohnung in diesem Zustand vorzufinden, aber bitte, Miss Warshawski - wenn wir auch nur die geringste Chance haben wollen, diese Typen zu finden, so müssen wir hier die Fingerabdrücke sichern.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte ich. Er verließ die Wohnung, um mit den Bewohnern der unteren Stockwerke zu reden. Ich ging ins Schlafzimmer. Mein Segeltuchkoffer lag offen herum, war aber zum Glück nicht beschädigt. Ich nahm nicht an, dass man auf Segeltuch Fingerabdrücke hinterlassen konnte. Also stellte ich ihn auf die bloßgelegten Matratzenfedern, suchte mir aus dem Durcheinander auf dem Boden Kleidung und Wäsche zusammen und packte sie ein. Auch das eingewickelte Kästchen von Riley legte ich dazu. Danach rief ich Lotty an.
    »Lotty, ich kann im Augenblick nicht reden, aber man hat mir die Wohnung demoliert. Kann ich einige Tage bei dir übernachten?«
    »Natürlich, Vic. Soll ich dich abholen?«
    »Nein, danke. Mir geht's gut. Es dauert noch ein Weilchen. Ich muss erst mit der Polizei sprechen.«
    Als ich aufgelegt hatte, brachte ich den Koffer hinunter zum Wagen. McGonnigal war gerade in der Wohnung im zweiten Stock; die Tür stand halb offen, und er unterhielt sich mit dem Rücken zum Treppenhaus. Ich verstaute mein Gepäck im Kofferraum und war im Begriff, die Eingangstür aufzuschließen, um wieder nach oben zu gehen, als Mallory mit quietschenden Bremsen am Bordstein hielt, dicht hinter ihm etliche Einsatzwagen. Sie parkten in Doppelreihe, mit Blaulicht. Eine Gruppe von Kindern lief an der Straßenecke zusammen und gaffte. Es gefällt der Polizei, sich in der Öffentlichkeit dramatisch in Szene zu setzen - die ganze Show dient nur diesem einzigen Zweck.
    »Hallo, Bobby!« begrüßte ich ihn, so munter es ging.
    »Was, zum Teufel, geht hier vor, Vicki?«, herrschte mich Bobby so verärgert an, dass er sogar seinen obersten Grundsatz vergaß, nicht in Gegenwart von Frauen und Kindern zu fluchen.
    »Auf jeden Fall nichts Angenehmes: Jemand hat meine Wohnung zerlegt. Eins von Gabriellas Gläsern ist auch kaputt.«
    Mallory war auf die Treppe zugestürzt und wollte mich ZUR Seite schieben, doch diese Bemerkung ließ ihn innehalten. Er hatte schon zu oft mit diesen Gläsern auf das neue Jahr angestoßen. »Herrje, Vicki, tut mir das Leid! Aber warum, zum Teufel, musstest du auch deine Nase in diese Sache stecken?«
    »Schick doch deine Leute nach oben, Bobby, und wir setzen uns und reden miteinander. Oben kann man sich sowieso nirgends hinsetzen, und, offen gesagt, ertrage ich den Anblick nicht mehr.«
    Er dachte ein Weilchen darüber nach. »Na klar! Wir können uns in meinen Wagen setzen, und du beantwortest mir ein paar Fragen. Finchley!«, brüllte er. Ein junger dunkelhäutiger Polizist trat zu ihm. »Bringen Sie die Leute nach oben und lassen Sie Fingerabdrücke sichern. Suchen Sie auch nach Spuren, wenn möglich.« Er wandte sich zu mir. »Gibt es irgendwelche Wertsachen, die fehlen könnten?«
    Ich zuckte die Achseln. »Wer kann denn sagen, was einem Zerstörungswütigen wertvoll erscheint. Vielleicht ein paar echte Schmuckstücke von meiner Mutter. Ich trage sie nie - zu altmodisch. Ein Brillantanhänger mit einem Einsteiner, in Weißgold gefasst, eine Filigranarbeit mit dazu

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