Schadenzauber (German Edition)
betrachtete er Ansoalda. „Steht auf!“, befahl er und zog sie vom Boden hoch. Dann wandte er sich an Otto: „Wirkt Euer Liebeszauber noch? Ich muss es wissen!“
Otto betrachtete hilfesuchend Merlin. Der deutete ermunternd mit der Hand auf Otto.
„Der Liebeszauber wirkte nur, so lange Ihr den Ring trugt. Mit Eurer Verwandlung in eine Kröte war die Liebe vorbei“, erklärte Otto.
„Ganz so vorbei vielleicht doch nicht.“ Malwin legte eine Hand auf Ansoaldas Wange. „Ansoalda“, haucht er dann, „ich liebe dich.“
Bei ihrem schmalzigen Kuss verdrehte Otto die Augen, während Merlin lächelte.
9. Beweisnöte
Den Rhein hinauf zu treideln, hätte Wochen gedauert. Ohne den Hauch eines Fehlers zauberte Otto den idealen Wind, und Udalfried segelte die Inken in sieben Tagen nach Worms. Als Malwin und Ansoalda dort an Land gingen, versammelte sich auf der Stelle eine Menschenmenge.
„Sie sind zurück!“, rief jemand.
„Haben wir etwas verpasst?“, fragte Otto. Er spürte eine schwere Hand auf der Schulter. Gepanzerte Leibwächter des Königs hatten ihn umstellt.
„Ottonus Agricola?“, fragte der Ritter. „Ihr seid verhaftet. Wegen Hochverrats, Majestätsverbrechens und Schadenzaubers.“
„Das ist ein Missverständnis...“
Sie warfen ihn in den Kerker. Dort warteten schon Hraldir Olafsson und Roberto Albizzi. Man war ihnen auf die Schliche gekommen. Konkurrierende Werber hatten Gundahar den Floh ins Ohr gesetzt, dass sein Sohn durch einen missglückten Liebeszauber in einen Frosch verwandelt worden sei.
„Ich bringe gute Nachrichten.“ Otto berichtete vom glücklichen Ausgang der Geschichte.
Hraldir Olafsson schlug Otto ins Gesicht.
„Seid Ihr eigentlich noch ganz dicht? Wie konntet Ihr zulassen, dass Malwin zurück verwandelt wird und sich an alles erinnern kann? Sie hatten nichts gegen uns in der Hand, keinen Beweis, keine Zeugen, nichts! Bis Ihr den Rhein herauf gekommen seid und Malwin angeschleppt habt! Wie dumm muss man eigentlich sein, um die Zauberprüfung zu bestehen?“
Otto hielt sich die blutende Nase. „Malwin zu retten war meine Pflicht. Ob er sich nun erinnern kann oder nicht.“
Hraldir Olafsson wollte ihm ins Gesicht treten. Albizzi hielt den Thuler zurück.
„Ruhig!“, bat der Benediktiner. „Das lässt sich nicht mehr ändern. Wir müssen uns überlegen, wie wir uns am besten verhalten.“
„Wenn wir alles zugeben, bekommen wir vielleicht ein mildes Urteil“, hoffte Otto.
„Glaubt doch das nicht.“ Albizzi schüttelte den Kopf und setzte sich neben Otto. „Mein Freund“, fuhr er dann fort, „Ihr habt uns in eine ganz, ganz dumme Lage gebracht. Erst habt Ihr den Prinzen in eine Kröte verzaubert – und dann habt Ihr ihn fahrlässigerweise wieder zurück verwandelt, sodass er aussagen kann...“
„Es war Ansoalda, die ihn geküsst hat.“
„Und Ihr habt es zugelassen“, erwiderte Albizzi. „Ihr habt uns damit richtig reingeritten."
„Es tut mir leid“, flüsterte Otto betreten.
„Ihr könnt Eure Fehler wieder gut machen.“ Albizzi legte ihm die Hand auf die Schulter: „Wenn Ihr aussagt, dass wir mit der ganzen Sache nichts zu tun hatten, dass alles Eure Idee war, dann wird sich für Euch nichts ändern. Aber uns könntet Ihr damit retten.“
„Was meint Ihr damit, dass sich für mich nichts ändern würde?“
Albizzi klang ernst wie bei der Beichte. „Man wird Euch hinrichten. So oder so, das ist gewiss. Denn Ihr habt den Zauber gewirkt. Aber uns, die Ihr in diese Katastrophe hinein geritten habt, uns könnt Ihr durch eine Aussage retten. Sagt ihnen einfach, dass wir mit allem nichts zu tun haben.“
„Das seid Ihr uns verdammt noch mal schuldig“, polterte Hraldir Olafsson.
Fast hätte Otto nachgegeben. Fast. Doch dann erinnerte er sich, dass diese beiden Männer ihn zu allem gezwungen hatten. Und wie schlecht sie ihn behandelten. Selbst jetzt noch schlug ihn Hraldir Olafsson wie einen Hund. Doch Otto wagte nicht, es ihnen zu sagen.
„In Ordnung“, log er.
„Ich wusste, dass in Euch etwas drin steckt“, säuselte Albizzi. „Ihr seid ein guter Mann.“ Er warf Hraldir Olafsson einen zufriedenen Blick zu. Sodann redeten die beiden gemeinsam auf Otto ein, welche Geschichte er zu erzählen habe. Otto nickte immer wieder, zum Zeichen, dass er verstanden hätte. Irgendwann, als Otto schon längst nicht mehr wusste, wo ihm der Kopf stand, erhielten sie Besuch. Ansoalda!
Zwei Wächter begleiteten
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