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Schadenzauber (German Edition)

Schadenzauber (German Edition)

Titel: Schadenzauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atir Kerroum
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vergewisserte sich Otto, dass die Nachtluft rein war und blieb. Entdeckung fürchtete er beinahe noch mehr als dass Ansoalda abstürzte. 
    Ansoalda erreichte das Fenster zu Merlins Arbeitszimmer. Sie zog sich hinein in den Turm und ließ dann das Seil herunter, das Otto für sie hatte kaufen müssen.  
    Otto steckte Malwin in den Beutel, ergriff das Seil und kraxelte daran hoch. Ansoalda hatte Knoten hinein gemacht, damit es sich besser kletterte, aber Otto hing wie ein nasser Sack am Seil und hätte es niemals auch nur in die Nähe des Fensters geschafft, wenn Ansoalda nicht nach Kräften geholfen und gezogen hätte.
    Endlich kroch er durch die Fensteröffnung und ließ sich erschöpft auf den Boden des Turmzimmers fallen. Überall lagen und standen Kolben und Gefäße herum. Von Ordnung schien Merlin wenig zu halten. Ansoaldas Plan sah vor, in Merlins Arbeitszimmer auf den Zauberer zu warten, der gewiss am nächsten Morgen auftauchen würde. Sie würden die Nacht also hier verbringen. Otto erspähte ein gemütliches Plätzchen neben der Tür. Er drehte sich herum, um dorthin zu schleichen. 
    Dabei stieß er gegen einen Glaskolben, der Glaskolben bekam Schlagseite, stürzte gegen einen anderen Glaskolben und dann klirrte es auf dem Boden, laut genug, um Tote aufzuwecken.
    Ansoalda fluchte. „Ich hätte Euch unten lassen sollen!“
    „Vielleicht hat es ja keiner gehört“, flüsterte Otto hoffnungsvoll, überlegte es sich dann aber anders: „Wir müssen verschwinden!“
    Ansoalda hielt ihn auf. „Das schafft Ihr nicht, den Turm heil wieder herunter zu kommen.“
    Sie lauschten. Nichts geschah. Keine Schritte, keine Wache stürzte herein. Otto atmete auf. „Ich glaube...“, begann er.
    „Wer seid Ihr? Und was habt Ihr hier verloren?“
    Der Mann, der in der Tür stand, war groß gewachsen. Fast erreichte seine Robe den Boden und war so weiß wie sein Haar, das ihm lang und glatt die Schultern herunter fiel. Er stützte sich auf einen Zauberstab, an dessen Ende ein gleißendes Licht strahlte und den Raum erhellte.
    „M-Merlin!“, stammelte Otto.
    „Mörlinn“, korrigierte Merlin. „Ich bin Brite. Und wer bei Vortigerns Bastard seid Ihr?“
    „Mein Name ist Ottonus C. Agricola. Der große Magier Albertus Magnus hat mir geraten, mich an Euch zu wenden.“
    „Albert? Er schickt Euch?“
    „Richtig. Vergebt mir, dass ich Euch behellige. Ich bin ein magister artium magicae, ein Zauberer, ein ganz bescheidener nur, ein Feld-, Wald- und Wiesenzauberer. Mir ist ein furchtbarer Fehler unterlaufen und ich suche einen Rat, wie ich ihn ungeschehen machen kann.“
    „Bitte, vergebt uns unser Eindringen“, ergänzte Ansoalda, „wir hatten ein Empfehlungsschreiben des Meisters Albertus, aber unser Schiff ist gesunken und dabei ist das Schreiben verlorengegangen, und die Wache wollte uns nicht zu Euch lassen. Und da wusste ich keinen anderen Ausweg, als durchs Fenster zu klettern.“
    „Ansoalda, Prinzessin von Thule“, erklärte Otto in der Hoffnung, dass das auf Merlin mehr Eindruck machte als auf die Torwächter.
    Malwin quakte im Beutel.
    „Und wer ist das?“, erkundigte sich Merlin.
    Otto holte Malwin aus dem Beutel. „Das ist Malwin, Prinz von Burgund. Und, äh, genau das ist das Problem.“
    „Ich verstehe.“ Merlin beugte sich zu Malwin herab. „Ich grüße Euch, Prinz Malwin.“
    Malwin antwortete mit einem Quaken.
    „So etwas sieht man in der Tat nicht alle Tage.“
    „Ihr glaubt uns?“, fragte Otto.
    Anstelle einer Antwort sagte Merlin: „Kommt, wir gehen in mein Arbeitszimmer.“
    „Aber... wir sind doch in Eurem Arbeitszimmer!“
    „Nein, sind wir nicht. Das hier ist eine Abstellkammer.“
    „Aber... die ganzen Leute...“, stammelte Otto.
    „Die auf der Straße? Könnt Ihr mir einen Grund nennen, warum ich den Leuten verraten sollte, dass sie vor dem falschen Fenster stehen?“
    Merlin ging voraus. Sein Arbeitszimmer lag in einem Seitenflügel. Er hatte dort gearbeitet, als er das Geräusch aus der Abstellkammer gehört hatte. Ein Wald aus Kerzen brannte an seinem Arbeitsplatz. Otto blickte bewundernd auf die vielen Bücher. Die meisten waren auf Pergament geschriebene Codices, aber Merlin besaß nicht weniger als ein ganzes Regal uralter Papyrusrollen.
    „Die sind nicht so alt wie sie aussehen“, erklärte Merlin wegwerfend. „Der Händler hatte sie in Mehl gelegt und unter einer Matratze aufbewahrt, damit sie älter aussehen. Von diesem Betrüger habe ich mich ganz übel übers

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