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Schadrach im Feuerofen

Schadrach im Feuerofen

Titel: Schadrach im Feuerofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Teufelsdinger! Ich trage meinen Teil an der Schuld. Glauben Sie, ich wüßte das nicht? Aber ich steige aus. Ich will damit nichts mehr zu tun haben. Ich trage die Verantwortung nicht länger.«
    »Es ist selbstmörderisch, wie Sie reden.« Schadrach zeigt zu schattenhaften Gestalten an der Peripherie des Laternenscheins, wahrscheinlich Funktionäre und Beamte der Regierung, die in der Dunkelheit warten, nicht bereit, sich in den Bereich möglicher Fernsehaugen zu begeben, während sie ihren Spaß an Buckmasters verrücktem Ausbruch haben. »Morgen früh wird das alles in einem Bericht stehen, und der Bericht wird auf dem Tisch des Sicherheitsbeauftragten liegen, Roger, glauben Sie mir. Sie zerstören sich selbst.«
    »Ich werde ihn zerstören! Den Blutsauger! Er hält uns alle als seine Geiseln, unsere Körper und unsere Seelen, er läßt uns verfaulen, wenn wir ihm nicht dienen, er…«
    »Werden Sie nicht auch noch melodramatisch, Roger. Wir dienen dem Vorsitzenden, weil wir Spezialisten mit besonderen Kenntnissen und Fähigkeiten sind und weil dies der geeignete Ort ist, sie anzuwenden«, erwidert Schadrach und glaubt seine Stimme von einem Tonband im Büro des Sicherheitschefs zu hören. »Es ist nicht unsere Schuld, daß die Welt ist, wie sie ist. Die Regierung tut alles, um die Lage der werktätigen Massen zu verbessern. Wenn Sie lieber in Liverpool oder Manchester geblieben wären, um mit durchlöcherten Eingeweiden in irgendeinem stinkenden Keller zu vegetieren, dann hätten Sie es tun sollen.«
    »Reizen Sie mich nicht, Mordechai!«
    »Aber es ist wahr. Wir können uns glücklich schätzen, hier zu sein. Wir tun unser Bestes an einer Stelle, wo wir gebraucht werden. Schuld ist ein Luxus, den wir uns nicht leisten können. Sie und ich, wir haben den Viruskrieg und seine Folgen nicht zu verantworten. Wenn Sie jetzt aussteigen wollen, Buckmaster, dann tun Sie es, gehen Sie. Aber morgen früh, nachdem Sie sich beruhigt haben, werden Sie anders darüber denken.«
    »Hören Sie auf, in dieser gönnerhaften Art mit mir zu reden, Mordechai«, sagt Buckmaster zornig. »Ich brauche mir das nicht gefallen zu lassen.«
    »Ich versuche Sie zu schützen. Ich versuche Sie dahin zu bringen, daß Sie den Mund halten und aufhören, gefährlichen Unsinn in die Gegend zu brüllen.«
    »Und ich versuche Sie dahin zu bringen, endlich den Stöpsel zu ziehen und uns von dem blutsaugerischen alten Teufel zu befreien!« ruft Buckmaster wildblickend.
    »Sie denken also, wir wären ohne ihn besser dran?« sagt Schadrach. »Welches ist Ihre Alternative, Buckmaster? Was würden Sie vorschlagen? Reden Sie schon, es ist mir ernst. Sie haben mir eine Menge unfreundlicher Namen gegeben, aber nun können Sie vernünftig reden. Sie wollen die Revolution also weiterführen, richtig? Gut. Was ist Ihr Programm? Was wollen Sie?«
    Aber Buckmaster ist über philosophische oder ideologische Erörterungen hinaus, jedenfalls in diesem Augenblick. Er starrt Mordechai in mühsam beherrschtem Abscheu an, während sein Mund Worte formt, die seine Kehle als unzusammenhängende gutturale Grunzlaute verlassen; er öffnet und schließt die Fäuste, schwankt besorgniserregend, und seine geröteten Wangen verfärben sich violett. Schadrach, dessen Mitgefühl längst verflogen ist, läßt ihn stehen und nimmt Nicki Crowfoot beim Arm. Als sie zusammen fortgehen, stürzt Buckmaster sich mit fuchtelnden Armen in einem unbeholfenen Ansturm auf Schadrach und versucht ihn zu Boden zu reißen. Es gelingt Schadrach, ihn bei den Handgelenken zu packen und festzuhalten. Buckmaster zappelt und windet sich, spuckt Gift und Galle und tritt mit den Füßen, vermag aber nichts auszurichten. »Nur ruhig«, murmelt Schadrach. »Beruhigen Sie sich schon, Roger. Lassen Sie den Unfug.« Er hält Buckmaster fest, bis er den Widerstand erlahmen fühlt, dann läßt er die Handgelenke des Engländers los und tritt zurück, die Hände abwehrbereit in Brusthöhe, aber Buckmaster hat genug. Er zieht sich zurück, läßt die Schultern hängen, ein geschlagener Mann. Nach ein paar Schritten bleibt er stehen, blickt finster zurück und murmelt: »Na gut, Mordechai. Bastard. Bleiben Sie bei dem alten Teufel. Wischen Sie ihm den altersschwachen Arsch. Sie werden ja erleben, was dabei herauskommt! Im Ofen werden Sie enden, Schadrach, im Feuerofen!«
    Schadrach lacht. Die Spannung ist gebrochen. »Im Feuerofen. Das gefällt mir; bemerkenswert literarisch, Buckmaster.«
    »Ja, lachen Sie nur,

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