Schaenderblut - Thriller
voll zurechnungsfähig erklärten und er doch ins Gefängnis wanderte, wo ihn seinerseits brutale Sträflinge vergewaltigten oder ermordeten.
Joe schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht riskieren, sich selbst einzuweisen. Ihm behagte die Aussicht nicht, den Rest seiner Tage mit einer Zwangsjacke in einer Zelle zu verbringen und vor sich hin zu sabbern, durch einen Cocktail aus Psychopharmaka in einen katatonischen Dämmerzustand versetzt. Davon abgesehen wollte er Alicia gar nicht in die Freiheit entlassen. Er wollte mehr von ihrem saftigen Fleisch probieren.
Joe kauerte sich auf dem Sofa zusammen und versuchte, die wimmernden Geräusche aus dem Nebenzimmer zu ignorieren. Er wusste zwar nicht, was er mit ihr anstellen sollte, aber definitiv, dass es nicht mehr heute Nacht geschehen würde. Die Sonne ging schon auf und er hatte um zehn Uhr seine erste Vorlesung. Damit blieben ihm kaum vier Stunden Schlaf. Er wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Joe war überzeugt, dass es eine Heilung für seine Krankheit gab und er sie mit der Hilfe des Professors finden konnte. Doch zuerst musste er den Mann davon überzeugen, dass er kein dahergelaufener Irrer mit einer lächerlich unglaubwürdigen Theorie war. Das bedeutete weitere Besuche in der Bibliothek.
Joe wusste, dass er der Lösung Schritt für Schritt näherkam. Wenn er die verbindenden Elemente zwischen der Werwolf- und Vampirmythologie und dem Serienmörderphänomen fand, hielt er den Schlüssel zur Heilung so gut wie in der Hand. Wenn seine Annahme stimmte, enthielten die alten Mythen nicht nur eine Antwort darauf, wie die Krankheit übertragen wurde, sondern verrieten auch, wie sie sich aufhalten ließ. Er hatte keine Lust, sich einen Holzpflock ins eigene Herz zu rammen und in einen Sarg einzunageln oder sich den Kopf abzuhacken und kiloweise Knoblauch zu futtern. Das waren lediglich die finalen Alternativen für Monster, welche jede Chance auf Heilung hinter sich gelassen hatten. Es musste jenseits von Hysterie und Aberglauben eine weniger dramatische Möglichkeit geben, den widerlichen Hunger zu stillen, der in seinem Geist und Verstand schwelte. Und er musste das Heilmittel schnell finden. Bevor er Alicia tötete.
Sonnenlicht zerriss den Vorhang der Nacht und ließ Morgenröte in den Himmel bluten, als Joe sich dem Schlaf ergab. Er wälzte sich unruhig auf dem Sofa herum und träumte von dem Tag, an dem ihm ein angehender Kinderschänder namens Damon Trent, der ihn als erstes Opfer auserkoren hatte, vom Spielplatz entführte. In seiner Erinnerung meldete sich die kichernd hohe Stimme des dicken Jungen zu Wort, die wie bei einem überdrehten kleinen Mädchen klang, als er Joe in seinen Lieferwagen zerrte. Er selbst trat panisch um sich und rief um Hilfe. Die verblassten Bissspuren und vom Messer hinterlassenen Narben prangten heute noch als Mahnmale an Hintern, Brust, Hals, Armen und Schenkeln – dort, wo Trent sich an ihm vergangen hatte.
Niemand wusste, warum er von Trent am nächsten Morgen freigelassen worden war, statt zu Tode gequält zu werden, wie er es mit seinen späteren Opfern tat. Vielleicht glaubte er, Joe wäre ohnehin so gut wie tot und würde erfrieren, bevor ihn jemand fand. Oder ein seltener Anflug von Erbarmen hatte von ihm Besitz ergriffen. Seinen nächsten drei Opfern war dieses Glück nicht zuteilgeworden. Sie hatte er vollständig zerstückelt. Joe wusste noch genau, wie es sich anfühlte, als das Messer in seinen Anus eindrang und der größere Junge auf ihn einstach. Wie er geschrien hatte, als stünde das Ende der Welt bevor, überzeugt davon, dass er sterben musste.
Als Joe aufwachte, schweißgebadet und innerlich aufgewühlt, stand die Sonne bereits hoch am Himmel und sein Wecker plärrte ungeduldig. Es war höchste Zeit, zum Campus aufzubrechen.
Joe duschte und zog sich an, bevor er zurück ins Schlafzimmer zu seiner Gefangenen ging. Sie befand sich in einem furchtbaren Zustand. Blutkrusten klebten an ihren Brüsten und ihrem Bauch. Sie hatte sich irgendwann in der Nacht eingenässt. Mit dem Knebel im Mund war es ihr natürlich nicht möglich gewesen, einen Gang zur Toilette anzukündigen. Oder sie hatte gehofft, dass sie in diesem Zustand zu abstoßend für eine weitere Vergewaltigung war. Joe entfernte den Knebelball und trug Alicia ins Bad, wo er das Blut abschrubbte und sie behutsam und liebevoll wusch. Er musste sich größte Mühe geben, um seine Vorlesung nicht aus den Augen zu verlieren. Er führte sie zur Toilette
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