Schaenderblut - Thriller
sich einer puerto-ricanischen Bande anschließen zu müssen, indem sie jedem einzelnen Mitglied der Gang einen blies. Sie hatte es nicht nur für ihn getan, sondern auch, weil sie scharf darauf war, Männerschwänze im Mund zu spüren – spätestens, seit sie die Videos unter dem Bett ihres Vaters entdeckt hatte. Also tat sie es und es gefiel ihr. Ihr gefiel auch, dass die harten Kerle im Viertel sie fortan wie eine Lady behandelten und nicht länger wie ein dummes Kind. Also tat sie es so lange, bis man sie dabei erwischte.
Nach dem Ausreißen zog sie mit einigen Jungs aus der Gang zusammen und wurde fast täglich vergewaltigt, bis sie sich endlich ihre eigene Wohnung leisten konnte. Alicia wusste bereits damals, als sie auf der durchgeschwitzten Matratze im Keller eines Gangmitglieds namens Big Monk vor sich hinvegetierte, dass ihr Leben ein tragisches Ende nehmen würde.
Scheiß drauf! So etwas habe ich nicht verdient! Ich habe es nicht verdient, so zu sterben! Sie versuchte, sich von ihren Fesseln zu befreien, aber die Riemen gaben keinen Millimeter nach. Ihre Augen schleuderten Blitze auf ihren Peiniger, der sich gerade das Blut von den Lippen abwischte. Er entzog sich ihrem wütenden Blick mit einem Anflug von Scham und stand auf.
»Du Arschloch! Und ob du dich schämen solltest. Lass mich gehen! Mach mich los!«, brüllte sie seinen Rücken an, aber erneut machte der Knebelball ihre Worte unverständlich.
Joe taumelte aus dem Schlafzimmer. Sie hatte Angst, dass er sie allein zurückließ. So sehr sie sich davor fürchtete, was er ihr antun konnte – noch mehr erschreckte sie der Gedanke, gefesselt in diesem Apartment zurückzubleiben. Doch ihr gequältes Flehen drang nur als albernes Quietschen an dem Gummiball vorbei, der fest zwischen ihren Zähnen klemmte.
Kapitel 10
Benommen schlurfte Joe aus dem Schlafzimmer. Er ließ sich auf das Sofa plumpsen und starrte den uralten Schwarz-Weiß-Fernseher an, als erwarte er sich von ihm eine Offenbarung, doch die hatte er bereits im Schlafzimmer erlebt. Seine Krankheit verschlimmerte sich zunehmend. Er hatte eine Frau verstümmelt. Und noch schlimmer – er hatte von ihrem Fleisch gegessen und sich dadurch sexuell erregt gefühlt. Damit war eine Grenze überschritten. Verzweiflung überkam ihn, als er über sich selbst nachdachte, darüber, wer er war und in welche bedenkliche Richtung er sich entwickelte. Dass er jemanden umbrachte, war plötzlich mehr als eine schwüle Fantasie aus feuchten Träumen. Es war überaus real und sehr akut. Er musste sich überlegen, wie er heil aus der Sache herauskam.
Joe konnte sie unmöglich laufen lassen, nachdem er ihre Brüste verstümmelt hatte – nicht ohne im Knast zu landen. Man würde ihm wegen Freiheitsberaubung, Vergewaltigung, Körperverletzung und natürlich Kannibalismus den Prozess machen. Er würde für mindestens 20 Jahre hinter Gittern landen, falls er nicht vorzeitig wegen guter Führung auf Bewährung freigelassen wurde oder erfolgreich auf geistige Unzurechnungsfähigkeit plädierte.
Er überlegte, ob er sich selbst in die Psychiatrie einweisen sollte. Er konnte einfach in eine Klinik gehen und von der Frau erzählen, die in seinem Apartment gefesselt lag. Dass er ihre Brustwarzen abgebissen hatte und die ganze Frau aufessen würde, wenn sie ihn nicht davon abhielten. Er konnte ihnen sagen, dass er keinen Menschen anschauen konnte, ohne sich zu fragen, wie sein Fleisch wohl schmeckte, welche Glieder die zartesten waren und welche Organe auf seiner Zunge zerschmelzen würden wie ein erlesenes Stück Konfekt.
Gut möglich, dass sie ihn in eine hübsche Gummizelle sperrten, unter Drogen setzten oder zur Gruppentherapie mit anderen Kannibalen und Mördern verdonnerten. Vielleicht verordneten sie ihm auch private Sitzungen bei einem Psychiater, der sich geduldig Geschichten über seine Kindheit anhörte. Darüber, wie er nachts über den Flur schlich, um seinen Eltern durch das Schlüsselloch beim Vögeln zuzusehen. Wie sein Vater seine Mutter würgte, bis ihr Gesicht blau anlief, unmittelbar bevor er knurrend wie ein Wolf seinen Samen verschleuderte. Oder wie er einmal seinen Dad dabei beobachtet hatte, dass der einen Straßenköter zerstückelte. Dass er im Alter von acht Jahren von einem Kindermörder entführt und missbraucht worden war. Ob sie ihn heilen konnten? Möglicherweise verpassten sie ihm Elektroschocks, eine chemische Kastration oder eine Lobotomie. Nicht auszuschließen, dass sie ihn für
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