Schaenderblut - Thriller
großer Solitär mit mindestens drei Karat. Ihr letzter Ehemann hatte garantiert vier oder fünf Riesen dafür hingeblättert. Joe schätzte, dass er bei einem Pfandleiher mindestens 700 Dollar dafür bekam. Möglicherweise würde er sich auch mit 500 oder 600 begnügen müssen. Also würde er sich um ein günstiges Transportmittel bemühen müssen. Wenn er zu einem Gebrauchtwagenhändler ging, sollte es für die Anzahlung reichen.
Joe nahm ein 20-Kilo-Gewicht und legte es auf seine Brust, bevor er sich stöhnend durch weitere 50 Crunches ackerte. Als er aufstand, waren seine Bauchmuskeln zum Bersten gespannt und kurz vor einem Krampf. Er streckte sich so weit wie möglich nach hinten, um sie zu lockern, dann ging er duschen. Als er sich auszog und unter den dampfenden Wasserstrahl trat, war er allein. Alle hatten sich beeilt, fertig zu werden, bevor er sein Training beendete. Er machte sie nervös. Joe wusste, sobald jemand die Leiche der Bibliothekarin entdeckte, würde der Verdacht auf ihn fallen.
Er bezweifelte, dass ihn jemand beim Betreten oder Verlassen des alten Wohnhauses beobachtet hatte. Das Gebäude lag in einem Geschäftsviertel, das nachts so gut wie ausgestorben war, und tagsüber ließ er sich dort so gut wie nie blicken. Sobald die Geschäfte schlossen, trieben sich dort nur noch Obdachlose und Drogensüchtige herum, und die würden nicht allzu scharf darauf sein, mit der Polizei zu reden. Exakt aus diesem Grund hatte er sich die Gegend ausgesucht. Er musste sich keine Gedanken um neugierige Nachbarn machen. Andererseits wussten alle, dass er fast jede Nacht lange in der Bibliothek saß und bestimmt hatte Emma anderen von seiner merkwürdigen Lektüre erzählt. Abgesehen davon hatte er nicht gerade den größten Aufwand betrieben, um seine Neigungen zu verbergen.
Niemand wusste genau, was mit ihm nicht stimmte, aber es schien ein stillschweigendes Einverständnis zu bestehen, dass der groß gewachsene Psychologiestudent nicht alle Tassen im Schrank hatte. Seine sexuelle Abartigkeit loderte hell wie ein Leuchtfeuer, wenn er einen Raum betrat. Oft war das vorteilhaft für ihn gewesen, weil es auf Frauen, die nach einem neuen Kick suchten, anziehend wirkte. Sobald man auf Emmas halb aufgefressene Leiche neben seinem eigenen Apartment stieß, würde es sich eher als Nachteil erweisen. Jeder würde mit dem Finger auf ihn zeigen. Bevor er aufbrach, würde er deshalb akribisch sämtliche Spuren seiner Tat beseitigen und das Gebäude abfackeln. Das dürfte ihm alle Probleme vom Hals schaffen. Falls die Cops wider Erwarten genügend Beweise aus der Asche fischten, um ihn mit dem Verbrechen in Verbindung zu bringen, würde er längst über alle Berge sein.
Joe pfiff vergnügt, als er über den Campus zu seiner Psychologievorlesung ging.
Kapitel 18
Alle Köpfe drehten sich zu Joe um, als er den Hörsaal betrat. Die Polizei war da gewesen, das erkannte er sofort. Sie hatten sich nach der Bibliothekarin erkundigt, und sein Name war gefallen – was bedeutete, dass sie wiederkommen würden.
Joe setzte sich auf seinen Platz, starrte trotzig den Professor an und wartete darauf, dass dieser mit der Vorlesung begann. Sie hatten nichts gegen ihn in der Hand, jedenfalls noch nicht, also sprach nichts dagegen, hier zu sein. Der Professor erwiderte seinen Blick mit einem Gesichtsausdruck voller Fragen und Misstrauen. Als er etwas an die Tafel schrieb, zitterte seine Hand sichtlich.
Die Augen der Studenten krochen über Joes Körper. Es kam ihm vor, als bohrten sich ihre neugierigen Blicke wie eine Horde Würmer in sein Gehirn und unternahmen den Versuch, seine Gedanken zu verschlingen. Es juckte. Er kratzte sich im Nacken, als könnte er sich damit von ihrer Neugier befreien. Der Professor schielte immer wieder unruhig über die Schulter, während er die Tafel Zeile für Zeile füllte.
Joe wurde bewusst, dass er diesen Verbündeten verloren hatte. Es war offensichtlich, dass jeder, Professor Locke eingeschlossen, ihn verdächtigte, der Bibliothekarin etwas angetan zu haben. Der Akademiker hatte den größten Teil seiner Karriere damit zugebracht, Profile von Serienmördern zu erstellen und zu ihrer Verhaftung beizutragen. Wenn jemand das Monster in ihrer Mitte erkennen konnte, dann er. Auf seine Unterstützung konnte er also nicht länger zählen.
»Es gibt viele Theorien, die den Drang zu töten mit Gehirnabnormitäten in Verbindung setzen. Eine der Theorien – die natürlich längst widerlegt wurde –
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