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Schaenderblut - Thriller

Schaenderblut - Thriller

Titel: Schaenderblut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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besagt, dass Mörder über ein zusätzliches Y-Chromosom verfügen. Andere Wissenschaftler werten gewalttätiges kriminelles Verhalten als Folge traumatischer Kopfverletzungen in der Kindheit. Neurologen ist sogar der Nachweis gelungen, dass CT-Scans bei Sexualstraftätern eine gesteigerte Hirnaktivität im limbischen System und eine verringerte Aktivität in anderen Gehirnarealen aufweisen. Sie stellten fest, dass die meisten sexuell motivierten Straftäter selbst Opfer von körperlichem oder sexuellem Missbrauch waren oder zumindest psychisch misshandelt wurden. Allerdings finden sich Ausnahmen wie Ted Bundy, der eine ganz normale, glückliche Kindheit verbrachte. Und natürlich gibt es Menschen, die missbraucht werden, Gehirnverletzungen erleiden oder über aktive limbische Systeme verfügen, ohne deshalb zu Mördern heranzuwachsen. Was also veranlasst sie dazu, es zu tun?«
    Einmal mehr lastete der Blick des Professors direkt auf Joe.
    »Sind sie einfach nur zutiefst böse?«, fragte er das Auditorium.
    Joe hob die Hand und spürte, wie die Studenten neben ihm zusammenzuckten. Professor Locke starrte Joes Arm an, dann sah er sich im Hörsaal um, als wolle er das Einverständnis der Mitstudenten einholen, bevor er ihn aufrief.
    »Ja, Joseph?«
    »Könnte es sein, dass es sich bei ihnen um eine evolutionäre Mutation handelt?«
    »Eine was? «
    »Eine evolutionäre Mutation, einen Teil der natürlichen Auslese. Der Mensch ist die einzige Kreatur auf der Erde, die keine natürlichen Feinde besitzt, wenn man einmal von anderen Menschen absieht. Vielleicht hatte Mutter Natur angesichts der zunehmenden Übervölkerung der Erde das Gefühl, sie müsse bestimmte Individuen auswählen, die so etwas wie eine Bevölkerungskontrolle ausüben. Beispielsweise, indem sie ihnen Triebe und Instinkte verleiht, die andere Menschen nicht besitzen und die sie genetisch als Massenmörder prädestinieren – um die Herde auszudünnen, sozusagen.
    In der Wildnis wären die Schwachen und Hilflosen längst gestorben, zur Strecke gebracht von anderen Raubtieren, aber die Zivilisation und unser technischer Fortschritt haben es möglich gemacht, dass selbst die schwächsten menschlichen Wesen überleben und gedeihen. Die Konsequenz ist, dass ein Planet, der einst groß genug war, um Stämme, die auf ihm siedelten, zu versorgen, jetzt von riesigen Nationen bevölkert wird. Die Erde erstickt, ihre Ressourcen werden geplündert. Sie schwelt wie ein Krebsgeschwür. Noch vor 300 Jahren gab es nicht einmal eine Milliarde Menschen auf der Erde, jetzt sind es bereits sieben Milliarden. Gegenwärtig leben mehr Menschen auf der Welt als je zuvor. Da wäre es doch denkbar, dass die Natur nach einem Gegenmittel sucht. Könnte es nicht sein, dass Mörder ein natürlicher Antivirus sind?«
    Joe scherte sich nicht um die fassungslosen Blicke und das erregte Tuscheln. Nach dem heutigen Tag musste er sowieso aus der Stadt verschwinden. Dies war vermutlich die letzte Gelegenheit, noch etwas aus dem Professor herauszukitzeln, bevor die Bullen an seine Tür klopften.
    »Nun, Joe, wenn das, was Sie sagen, wahr wäre und Serienmörder lediglich Menschen sind, die weiter oben in der Nahrungspyramide angesiedelt sind als wir und keinen Fehler, sondern eine Verbesserung im natürlichen Selektionsprozess darstellen, gäbe es keine Hoffnung, sie jemals zu heilen. Dann wäre das kein Fall für den Psychiater, sondern für die Polizei und den Scharfrichter.«
    »Das könnte der Grund sein, weshalb nie einer von ihnen dauerhaft geheilt wurde«, antwortete Joe.
    »Ich glaube, Ihre Virustheorie hat mir besser gefallen. Zumindest steckte darin noch ein bisschen Hoffnung.«
    »Ja, mir hat sie auch besser gefallen.«
    Der Unterricht endete, Joe verließ den Hörsaal und ging schnurstracks zu seinem Soziologiekurs. Unterwegs hielt er Ausschau nach uniformierten Beamten. Sie hatten keine Beweise, dass die Frau wirklich tot war – sie wurde lediglich vermisst. Wahrscheinlich hatte jemand die Polizei alarmiert, als sie nicht zur Arbeit erschien und man in ihrer Wohnung niemanden erreichen konnte. Er hatte ihren Wagen in einem verrufenen Viertel unten in Hunter’s Point abgestellt und war mit dem Bus nach Hause gefahren. Wenn man das Auto fand, dürfte es ausgeschlachtet sein. Man würde annehmen, dass sie einem Überfall zum Opfer gefallen war. Andererseits würde die halbe Uni den Cops stecken, dass Joe jede Nacht in der Bibliothek herumlungerte. Bestimmt waren sie auch von

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