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Schaenderblut - Thriller

Schaenderblut - Thriller

Titel: Schaenderblut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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starrte an die Decke. Sie beobachtete, wie eine Kakerlake eine Distanz zurücklegte, die für so eine kleine Kreatur unvorstellbar groß sein musste, um sich dann in einem staubigen Spinnennetz in der Ecke über dem Bett zu verfangen. Sekunden später krabbelte eine winzige Spinne, kaum ein Drittel so groß wie die Kakerlake, heran und begann, ihre wesentlich größere Beute in einen Seidenkokon einzuspinnen. Bald darauf hockte die Spinne sich auf die Kakerlake und saugte sie aus. Das Leben war in jeglicher Hinsicht grausam. Alicia wandte sich angewidert ab.
    Sie versuchte, die Wasser- und Zigarettenflecken zu zählen, welche die antikweißen Wände gelb färbten. Fast glaubte sie, schreiende Gesichter in den vielen Flecken und Schlieren zu erkennen. Ihr Magen grummelte und erinnerte sie an ihre letzte Mahlzeit. Um ein Haar hätte sie sich übergeben. Die Galle verätzte ihre Speiseröhre, als sie schwer schluckte, um Franks Überreste nicht auszuspucken. Sie starrte erneut die Wände an und versuchte, an gar nichts zu denken.
    Das Zimmer war eine absolute Bruchbude. Es trug seine Geschichte wie ein alter Soldat zur Schau. Jede Sünde und jedes Laster hatte eine andere Narbe auf der alternden Fassade hinterlassen. Alicia erspähte schlampig vergipste Löcher an Stellen, wo jemand die Faust oder den Kopf eines anderen durch die Rigipswand gestoßen haben musste. Sie konnte sehen, wo irgendein desinteressierter Handwerker einen flüchtigen Versuch unternommen hatte, Blutflecken zu übertünchen. Die bräunlich-roten Flecken schimmerten durch die Farbe, als wäre etwas hinter der Wand begraben und blute hindurch. Die Einschusslöcher waren äußerst unfachmännisch zugespachtelt und angepinselt worden.
    Schon für die Reparatur der Bruchbude war wenig Mühe aufgewendet worden, doch beim Bau waren die Verantwortlichen noch nachlässiger zu Werke gegangen. Alicia konnte jeden einzelnen Bolzen in der Wand zählen, so krumm und schief waren sie eingesetzt worden. Die Decke senkte sich an einem Ende um ganze fünf Zentimeter, was dem Zimmer den Anschein gab, es würde sich zur Seite neigen. Die Fugen waren schlampig abgedichtet und der Anstrich blätterte ab, rollte sich auf und flockte wie ein schlimmer Sonnenbrand.
    Alicia schloss die Augen und versuchte zu schlafen, während das Nachbarbett sein Quietschen und Rumsen wieder aufnahm. Das Kopfende stellte den Rigips auf eine harte Probe, als es immer wieder im Rhythmus des Liebemachens gegen die Wand donnerte. Jemand schrie in einem vorgetäuschten Orgasmus auf, doch eigentlich klang es mehr nach Verzweiflung als nach Lust. Dann wurde die Tür ein weiteres Mal zugeschlagen und Alicia nickte langsam ein, lauschte dabei den beklemmenden, nervenaufreibenden Seufzern ihrer Nachbarin.

Kapitel 35
    Eine dunkle Wolkendecke verhüllte den Himmel. Fette Regentropfen trommelten einen stetigen Takt auf das Dach des Lieferwagens, als der Niederschlag über der Stadt ausblutete und die Einwohnerschaft wie Ratten in einem überfluteten Keller ertränkte. Der Regen war das Zweite aus seiner Kindheit, an das Joe sich mit großer Klarheit erinnerte. Es war, als hätte es bis zu seinem Abschied aus Seattle jeden gottverdammten Tag seines Lebens geregnet. Nun war der Regen zu ihm zurückgekehrt.
    Arbeitsstiefel, Turnschuhe, teure Lacklederschuhe, Pumps, Gummistiefel und Myriaden andere Fortbewegungsmittel platschten durch die schmutzigen Pfützen, als die letzten Berufstätigen zur Arbeit hetzten, teilweise deutlich zu spät. Jeder in dieser Stadt schien hier verwurzelt zu sein. Es gab keine Touristen. Die Menschen bildeten mit der Architektur, dem Essen und dem tristen, deprimierenden Wetter eine Einheit. Sie setzten dekorative Akzente, die sich vergeblich bemühten, ihrer Umgebung ein bisschen mehr Flair zu verleihen.
    Joe steuerte schweigend durch die düsteren Straßen. Seine Gedanken waren ähnlich chaotisch wie das Wetter. Er blickte von Gesicht zu Gesicht und erspähte die Geschichten hinter den Runzeln und Falten. Umgekehrt wandte er schnell den Kopf ab, wenn ihn jemand bemerkte. Er machte sich Sorgen, dass jemand die Horrorgeschichte lesen konnte, die in seine eigenen Züge eingraviert war.
    Er fuhr westwärts auf dem Bridgeport Way zum Steilacoom Boulevard und bog dort nach links ab. Keine zehn Minuten später hielt er am Fort Steilacoom vor der psychiatrischen Anstalt.
    Es war ein beeindruckender Komplex aus roten Backsteingebäuden – imposante Bauwerke aus Beton und Stahl,

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